«Wir haben die Krise noch nicht überstanden»

  27.10.2020 Frick, Wirtschaft

«Die Welt wird sich mit der Corona-Krise auf jeden Fall verändern und es ist unsere Aufgabe, dies als Chance zu nutzen», sagt Robert Reimann, CEO der Jakob Müller AG. Mit der Herstellung von Stoffmasken hat die Fricker Firma neue Wege beschritten. Dem Kerngeschäft, dem Bau von Textilmaschinen, bleibt man aber trotz der vielen Herausforderungen nach wie vor treu.

Susanne Hörth

Die Corona-Situation hat die Jakob Müller AG in Frick massiv getroffen. Kurzarbeit ist bis heute nicht vermeidbar. Statt zu resignieren, hat das auf die Herstellung von Textilmaschinen spezialisierte Unternehmen bereits im Frühling mit der eigens dafür gegründeten TexMask GmbH begonnen, in Frick Stoffmasken zu produzieren. «Es war ein guter und sehr wichtiger Entscheid. Wir hätten unsere Neuentwicklungen über viele Monate nicht vernünftig bei unseren Kunden testen können und viel Zeit verloren», betont CEO Robert Reimann gegenüber der NFZ. Das Unternehmen habe durch die Entwicklung der patentierten Maskenherstellung viel Praxiserfahrung mit den neuen Maschinen gesammelt. «Diese Praxiserfahrung im Haus haben wir als Maschinenbauer noch nie erlebt, denn normalerweise werden Feldtests bei unseren Kunden im Ausland durchgeführt.»

Krise ist noch nicht überstanden
Je nach Verkaufstrend werden zwischen 15 bis 30 Mitarbeitende bei der Maskenproduktion und deren Vertrieb beschäftigt. Sie würden, so der CEO, daneben auch bei ihren angestammten Aufgaben eingesetzt. Betreffend Kurzarbeit erklärt er: «Wir konnten im Oktober den Umfang der Kurzarbeit reduzieren. Dies ist speziell dem besseren Servicegeschäft sowie den steigenden Maschinenverkäufen geschuldet. Die Maskenproduktion hat seit April geholfen, jedoch nicht den maximal erwünschten Effekt gebracht.» Die dramatische Situation nach dem Corona-Schock im Frühjahr habe sich in den letzten Wochen etwas entschärft. «Wir müssen uns trotzdem vorsichtig bewegen, denn die Krise ist alles andere als überstanden und wir möchten weiterhin sowohl unsere Zukunft mit den Innovationsprojekten aber auch die Liquidität ohne externe Hilfe sichern.» Optimistisch fügt Robert Reimann an: «Die Welt wird sich mit dieser Krise auf jeden Fall verändern und es ist unsere Aufgabe, dies als Chance zu nutzen.»

Maskenabsatz
Schweizer würden nicht gerne Masken tragen, geht er auf die Frage nach dem bisherigen Maskenabsatz ein. «Wir liegen aus diesem Grund in einem tiefen sechsstelligen Bereich.» Die nun vielerorts geltende Maskenpflicht habe die Nachfrage steigen lassen. «Wir haben es bei den Bestellungen von Privatpersonen im Webshop bemerkt. Sehr deutlich hat sich die Nachfrage und Bestellung bei den individualisierten Lösungen für Masken und Bags erhöht.» Bei Schutz und Sicherheit der Masken halte man sich generell an die Empfehlungen der Europäischen Union. «Die EU hat sich mit sehr grossem Aufwand dem Thema angenommen und eine Vereinbarung getroffen. Wir haben bereits vor dem ersten Verkauf unserer Masken die wichtigen Messungen durchgeführt, um die Werte zu kennen. Diese Werte haben wir transparent auf unserer Homepage von mytexmask.ch veröffentlicht. So kann jeder Kunde die Werte überprüfen und für sich entscheiden, was er kauft.» Neu im Sortiment, und damit einem Bedürfnis nachkommend, sei ein Bag. «Wir haben gesehen, dass viele nicht wissen, wohin mit der Maske.» Der Bag kann zusammen mit der Maske bei 60 Grad gewaschen werden. Zu den Kunden gehören laut Reimann viele Einzelpersonen, kleine und grössere Firmen und Tourismus-Verantwortliche.

Plant die Jakob Müller AG einen Ausbau der Maskenherstellung? Robert Reimann verneint, erklärt aber auch: «Wenn ein höherer Bedarf kommt und wir darauf reagieren müssen, dann werden wir dies auch tun.» Es sei für die Firma wichtig, dass sie mit der Maskenherstellung einen Beitrag leisten könne, um die Pandemie möglichst gut zu überstehen und den Schaden der Wirtschaft in Grenzen zu halten. «Damit möchten wir unser Kerngeschäft in der Schweiz schützen, welches weiter im Zentrum unserer Aktivitäten steht. Wir sind seit über 130 Jahren Maschinenbauer und werden dies auch in Zukunft bleiben.»


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