Die Frage nach forstlichen Wahrheiten

  17.09.2020 Leserbriefe, Rheinfelden

Im Rheinfelder Wald stapeln sich unzählige Baumstämme auf abenteuerlichen Beigen. Momentan werden im Grossgrüt (in der Nähe der Salzdome) wahrhafte Festungen errichtet, in der Art wie die Kelten ihre Siedlungen sicherten. Man weiss es ja so sehr, dass man gar nicht mehr fragen mag: Der Borkenkäfer verlangt grosse Abholzungen und weil es dabei sehr viel Holz gibt, bleibt es unverkäuflich liegen – wie lange weiss niemand, vielleicht vermodert es dort, wo wöchtentlich noch mehr gestapelt wird.

Man gewöhnt sich daran, dass der Wald immer mehr horizontal statt himmelwärts gerichtet in Erscheinung tritt – und mit der Gewöhnung verstummen auch allfällige Fragen nach dem Sinn der Stapelei. Der Schreibende hat sich kürzlich mit der diesbezüglichen Forschungsabteilung in Zollikofen verbinden lassen: Nein, diese Lager von Baumstämmen seien kein Rezept zur Bekämpfung des Borkenkäfers, es gäbe eigentlich gar kein gültiges Rezept, man könne befallene Stämm auch stehen lassen, das mache kaum einen Unterschied.

Forschung ist im Zeitalter von Corona zwar auch nicht mehr unangfochten, aber vor unsern keltischen Holzmauern erstaunt die Wahheit von Zollikofen doch ziemlich. Der Schreibende hat sich danach mit der Frage des Klimawandels im Wald beschäftigt. Auch dort werden Dinge behauptet, die zwar als Tatsachen gehandelt werden, aber bei hartnäckigem Nachfragen eher Meinungen als gesichertem Wissen gleichen. In Mode ist beispielsweise, dass Buchen ihre Existenzberechtigung bereits verloren hätten, was nun ganz eindeutig nur eine modische Meinung ist. Wir werden unsern Haupt-Baum noch lang brauchen. Der Wald ist eine unserer letzten Möglichkeiten, noch Nähe zur Natur erleben zu können. Man sollte zu dieser Möglichkeit deshalb äusserste Sorge tragen. Dazu gehört auf Wissen gestütztes Handeln und nicht modisches Nachahmen oder Nachreden.

JÜRG KELLER, RHEINFELDEN


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