Auf den Spuren der Römer

  15.09.2020 Kaiseraugst

Führung zu Bodendenkmalschätzen in Kaiseraugst

Im Rahmen der europäischen «Tage des Denkmals» organisierte die Kantonsarchäologie Aargau Führungen. Unter anderem bei der «Sonne» und beim Bolingerhaus in Kaiseraugst, wo im Mai 2019 überraschend Reste der Kastellmauer entdeckt wurden.

Janine Tschopp

Am vergangenen Wochenende fand die 27. Ausgabe der Europäischen Tage des Denkmals, heuer unter dem Motto «Weiterbauen», statt. Aus diesem Grund organisierte die Kantonsarchäologie Aargau spezielle Führungen, unter anderem in Kaiseraugst.

Überraschende Funde beim Umbau des «Bolingerhauses»
Jakob Baerlocher, Archäologe und Leiter Ausgrabungen Kaiseraugst, sprach am Sonntagnachmittag über die Resultate der Bauuntersuchungen beim «Bolingerhaus», welche 2018 und 2019 durchgeführt wurden. Die Ortsbürgergemeinde Kaiseraugst nutzte das historische Gebäude zu einem «Haus der Vereine» um. In diesem Rahmen wurde ein angebauter Schopf abgerissen und durch einen neuen Anbau ersetzt. Auch wurde in die bis dato nicht unterkellerte Scheune und im Bereich des Anbaus ein Untergeschoss eingebaut.

Nach dem Abschluss der Ausgrabungsarbeiten begleitete ein Team der Kantonsarchäologie Aargau Werkleitungsarbeiten im näheren Umfeld und stiess dabei überraschend auf unbekannte Reste der Kastellmauer sowie auf das Fundament eines Turmes des Castrum Rauracense. Der Turm war früher Teil des Osttores der Befestigungsanlage aus der Spätantike (die NFZ berichtete).

Jakob Baerlocher führte unter anderem aus, dass man aufgrund der Funde davon ausgeht, dass das «Bolingerhaus» zwar um 1800 erbaut wurde, aber dass es bereits einen Vorgängerbau, ein älteres «Bolingerhaus», gegeben haben muss. Wann dieses erbaut und umgebaut wurde, ist den Fachleuten noch unklar.

Weiterbauen und umbauen
Da das Motto der diesjährigen Tage des Denkmals «Weiterbauen» heisst, passe das «Bolingerhaus» gut zum Thema, da auch hier im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte stets weiter- und umgebaut wurde, meinte Baerlocher.

Auch das Gebäude des ehemaligen Gasthofs Sonne, wo bis im März 2017 noch gewirtet wurde, wurde laut dem Archäologen mindestens zweimal gebaut. Zum letzten Mal um 1800. Momentan wird die «Sonne» im Inneren saniert, zudem wird daneben eine grosse Tiefgarage erbaut. Seit dem 1. September und noch bis zum 18. Dezember untersucht ein Team der Kantonsarchäologie Aargau die Parzelle im Vorfeld dieses Bauprojekts.

Eine bei der Führung anwesende Person wollte wissen, ob die Kantonsarchäologie auch Grabungen durchführe ohne ein vorliegendes Bauprojekt. «Nein. Wir führen nur Notgrabungen durch», war die klare Antwort von Jakob Baerlocher. Lediglich aus wissenschaftlichen Interessen dürfe man keine Grabungen in die Wege leiten. Das habe einerseits finanzielle Gründe, andererseits seien die Befunde im Boden besser geschützt, als wenn sie ausgegraben würden.

Ob es im Rahmen der Grabungen bei der «Sonne» bis im Dezember ähnliche Überraschungen wie beim «Bolingerhaus» gibt, ist im Moment noch offen. Jakob Baerlocher und sein Team würden sich freuen.


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