«Für Klimawandel wird es keine Impfung geben»

  03.09.2020 Rheinfelden, Wirtschaft

Wirtschaftstreffen der FDP in Rheinfelden

Eine prosperierende Wirtschaft und ein griffiger Klimaschutz – geht beides zusammen? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Wirtschaftstreffen der beiden Fricktaler FDP-Bezirksparteien in Rheinfelden.

Valentin Zumsteg

Das Wirtschaftstreffen der Fricktaler Freisinnigen hat Tradition. In diesem Jahr fand es wegen Corona aber unter besonderen Bedingungen statt: Die Platzzahl im Rheinfelder Hotel Schützen war am Montagabend auf rund 40 Personen beschränkt – ohne Anmeldung und Registrierung ging es nicht.

«Bierflaschen» kompostieren?
«Wirtschaft und Klima – geht auch beides?», lautete das Thema des Abends, das sowohl aus unternehmerischer als auch aus politischer Sicht beleuchtet wurde. «Wir haben ein sehr grosses ökologisches Problem zu lösen. Wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht in eine Symbolpolitik verfallen», erklärte Gaby Gerber, Mitglied der Geschäftsleitung der Feldschlösschen Getränke AG. Sie sprach sich in diesem Zusammenhang gegen ein Pfandsystem auf Getränkegebinde aus. «Wir haben heute ein Sammelsystem, um das uns viele Länder beneiden.» Umweltschutz sei für die Brauerei seit langem ein Thema. «Bierbrauen ist ein energieintensiver Prozess. Es ist wirtschaftlicher, wenn der Energieverbrauch gesenkt werden kann.» In den vergangenen fünf Jahren habe das Unternehmen den CO2-Ausstoss um 29 Prozent reduziert. Ziel sei es, bis 2030 auf Null zu kommen. «Das ist noch ein weiter Weg», so Gerber.

Mit 66 Prozent ist der Anteil der erneuerbaren Energie aus eigener Produktion bei Feldschlösschen bereits heute hoch; in zwei Jahren soll er sogar bei 75 Prozent liegen. Weitere Schritte sind die Entwicklung von Bierf laschen aus nachhaltig gewonnenen Holzfasern, die kompostiert werden können. «Man kann nicht genug machen für den Klimaschutz. Denn für den Klimawandel wird es keine Impfung geben», sagte Gaby Gerber.

Zweiter Referent des Abends war Raphael Jehle, CEO der Jehle AG aus Etzgen. Er fasste seine Unternehmensphilosophie wie folgt zusammen: «Kundenzufriedenheit und wirtschaftlicher Erfolg unter Bewahrung der natürlichen Umwelt.» In den vergangenen Jahren habe die Jehle AG unter anderem in eine grosse Photovoltaik-Anlage investiert. So können jährlich rund 300 000 Kilowattstunden Strom nachhaltig produziert werden. Zum Wärmen und Kühlen wird teilweise Grundwasser genutzt. «Damit erzielen wir gleichzeitig einen ökonomischen und einen ökologischen Nutzen. Das ist ein Beispiel, dass Wirtschaft und Natur keine Gegensätze sein müssen. Mit intelligenten Lösungen kann man beides miteinander verbinden», sagte Jehle. Auf persönlicher Ebene sprach er sich für eine vegane Ernährung aus. «Hauptverursacher der Treibhausgase ist die Nutztierindustrie. Jeder Einzelne hat die Möglichkeit, mit weniger Konsum von tierischen Produkten die Umwelt zu schützen», so Jehle.

«Es ist zwingend»
Regierungsrat Stephan Attiger brachte die Sicht des Kantons ein: «Klimapolitik heisst: Investitionen für die Zukunft tätigen. Der Regierungsrat will zehn Millionen Franken über vier Jahre zur Umsetzung neuer Massnahmen in Klimaschutz und Klimaanpassung investieren.» Attiger warb in seinen Ausführungen auch für das kantonale Energiegesetz, über das am 27. September abgestimmt wird. Sein Fazit: «Wirtschaft und Klimaschutz – ja das geht, es ist sogar zwingend.»

In der anschliessenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Bruno Tüscher, Präsident der FDP Bezirk Laufenburg, wurde das Thema weiter vertieft. Der Tenor dabei: Die Politik soll die Rahmenbedingungen setzen, aber den Unternehmen grossen Spielraum für die Lösungen lassen. Der anschliessende Apéro musste wegen der Schutzmassnahmen sitzend und in zwei getrennten Sektoren durchgeführt werden.


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