Schmetterlinge lieben Vielfalt

  18.08.2020 Aargau, Natur

Biodiversitätsförderung zeigt Wirkung

Je vielfältiger das Lebensraumangebot ist, desto mehr Schmetterlinge kommen vor. Dies macht die 2018 gestartete Erfolgskontrolle des Labiola-Programms deutlich.

Labiola steht für Landwirtschaft-Biodiversität-Landschaft. Das Gemeinschaftsprogramm von Landwirtschaft Aargau und der Abteilung Landschaft und Gewässer verfolgt das Ziel, die Vielfalt der Lebensräume und Arten im Kulturland zu erhalten und zu fördern. Auf freiwilliger Basis schliessen interessierte Landwirtinnen und Landwirte mit dem Kanton Aargau entsprechende Bewirtschaftungsvereinbarungen ab.

Um den Effekt der Massnahmen im Programm Labiola zu messen, wurde 2018 der Labiola-Indikator entwickelt. Dieser dokumentiert die Wirkung der Fördermassnahmen für die Tagfalter und Brutvögel. Die beiden Tiergruppen stehen stellvertretend für viele andere Arten im Kulturland, die von einer naturnahen Bewirtschaftung profitieren.

Labiola-Flächen ziehen Schmetterlinge an
Im Programm Labiola werden magere Wiesen und Weiden gezielt mit Strukturen aufgewertet und so bewirtschaftet, dass Tagfalter und viele weitere Tierarten optimale Lebensbedingungen vorfinden. Es erstaunt deshalb nicht, dass in den Landschaften mit den grössten Anteilen an Labiola-Flächen – namentlich auch in und um Naturschutzgebiete – rund doppelt so viele Schmetterlingsarten vorkommen wie in den Gebieten mit wenigen oder keinen Labiola-Flächen.

Die Ergebnisse der Labiola-Erfolgskontrolle zeigen auch, dass die Artenvielfalt der Schmetterlinge gesteigert werden kann, wenn die Nutzungs- und Strukturvielfalt vergrössert wird. Auf Wiesen mit geringer botanischer Qualität kann die Dichte der untersuchten Tagfalter beispielsweise um das Vierfache gesteigert werden, wenn Vernetzungsmassnahmen wie Rückzugsstreifen, gestaffelter Schnitt und schonende Mähtechnik zur Anwendung kommen.

Über den gesamten Kanton betrachtet, konnte der Labiola-Indikatorwert gegenüber 2003 um 15 Punkte gesteigert werden. Dies bestätigt, dass sich die Lebensraumbedingungen im Kulturland insbesondere für Tagfalter und auch für einige Vogelarten verbessert haben. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass bisher vor allem anpassungsfähigere Arten profitierten. Am meisten gefährdet sind weiterhin Arten mit ganz besonderen Ansprüchen an ihren Lebensraum, wie beispielsweise der dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder Brutvögel wie die Feldlerche und der Neuntöter. Diese und weitere seltene Arten sind auf besondere Fördermassnahmen angewiesen, die in Synergie mit den kantonalen Mehrjahresprogrammen Naturschutz umgesetzt werden.

Labiola-Flächen mehr als verdoppelt
In den vergangenen 15 Jahren wurde die Lebensraumvernetzung im Aargauer Kulturland deutlich ausgedehnt und verdichtet. Die Flächen mit Bewirtschaftungsvertrag nahmen seit 2003 um rund 4000 Hektaren zu. Der grösste Teil der heute rund 6800 Hektaren Vertragsflächen sind Wiesen und Weiden, die bereits seit vielen Jahrzehnten extensiv bewirtschaftet werden. Mit der Aufnahme ins Programm Labiola konnten die Lebensraumqualitäten dieser Flächen gesteigert werden. Das Erfolgsrezept im Programm Labiola ist die Zusammenarbeit zwischen Beratung und Praxis. Landwirtschaftsdirektor und Regierungsrat Markus Dieth ist überzeugt: «Die regelmässige Beratung der bereits über 1500 Bauernfamilien im Programm Labiola ist der Schlüssel zum Erfolg. In der Biodiversitätsförderung wollen wir im Kanton Aargau noch besser werden. Die Lebensräume der Tiere und Pflanzen im Kulturland werden deshalb standortangepasst bewirtschaftet und gezielt aufgewertet.» (nfz)


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