Neue Aargauer Bank wird zerschlagen
27.08.2020 AargauCredit Suisse eliminiert regionale Bank
Paukenschlag im Aargau: Die Grossbank Credit Suisse schluckt ihre traditionelle Tochterbank NAB und bringt sie zum Verschwinden. Ob diese Rechnung aufgeht?
Walter Herzog
Die Credit Suisse hat am Dienstag informiert, dass sie aus Kostengründen das Geschäft der Neuen Aargauer Bank AG (NAB) mit jenem der Credit Suisse zusammenführen und die Marke NAB aufgeben will. Die NAB ist seit 1994 im Mehrheitsbesitz der Credit Suisse, beschäftigt rund 530 Mitarbeitende (Vollzeitstellen), betreut rund 19 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen und Hypotheken. «Obschon bereits heute gewisse Synergien genutzt werden, bestehen mit zwei eigenständigen Banken Doppelstrukturen – sowohl hinsichtlich dem Produkt- und den Dienstleistungsangebot und den Filialen. Zudem haben sich die Strategien der beiden Banken in den letzten Jahren zunehmend angenähert», wird in der Medienmitteilung begründet. Im Aargau sollen 18 der bestehenden 30 Filialen geschlossen werden. Vielen Mitarbeitern droht der Verlust des Arbeitsplatzes. Welche Filialen im Fricktal geschlossen werden, ist noch nicht bekannt. Aufgrund der geplanten Zusammenführung der NAB mit der Credit Suisse sollen jährliche Kosteneinsparungen von rund 100 Millionen Franken erreicht werden. Die Synergieeffekte sollen durch Schliessung von Filialen, Mitarbeiterabbau und Reduktion von Sachkosten erreicht werden. Wie die CS mitteilt, stehe ein Sozialplan zur Verfügung. Ziel sei es zudem, dass möglichst alle von einem Stellenabbau betroffenen Mitarbeitenden eine interne oder externe Weiterbeschäftigung finden.
CEO tritt ab
Die Leitung des Private Banking sowie die Verantwortung für die Gesamtregion Aargau wird nach erfolgter Zusammenführung Roberto Belci übernehmen, bisher Leiter Private Banking-, Privat- und Firmenkundengeschäft und Mitglied der Geschäftsleitung der NAB. Die Leitung des KMU-Geschäfts wird Robin Wasser, heute Regionenleiter Zofingen der NAB, innehaben. Der bisherige CEO der NAB, Roland Herrmann, übergibt die operative Verantwortung für die Integration an Roger Suter. Als interimistischer CEO wird Roger Suter die NAB bis zur erfolgten Zusammenführung leiten und danach wieder zu seiner bisherigen Rolle als Leiter der Region Zentralschweiz der Credit Suisse (Schweiz) AG zurückkehren. Die Zusammenführung soll in Form einer Fusion geschehen und – vorbehältlich der vorgängigen Genehmigung durch die FINMA – Ende November 2020 rechtswirksam und im zweiten Quartal 2021 abgeschlossen werden.
Schuss ins eigene Knie?
Die Stärke der NAB mit ihrer langen Tradition als KMU- und Hypothekenbank im Aargau war die regionale Verankerung und die Nähe zu ihren Kunden. In den vergangenen Jahren erwirtschaftete sie jährliche Gewinne für ihre Muttergesellschaft, die Credit Suisse, von 100 bis 150 Millionen Franken. Es wird sich zeigen, ob der nun geplante Kahlschlag mit massivem Abbau von Filialen und Mitarbeitern und der Aufgabe der Marke NAB sich nicht als Schuss ins eigene Knie herausstellt. Kosten werden zwar gespart, aber im Gegenzug könnten auch grössere Erträge wegen abwandernden Kunden und Geschäftsbeziehungen verloren gehen. Freuen dürften sich im Aargau vor allem ihre Konkurrenten, die Aargauer Kantonalbank und die Raiffeisenbanken!