«Der Frauenfussball ist ehrlicher und sauberer»
23.08.2020 FricktalDie dritte Auflage des Juniorinnen-Turniers des FC Rheinfelden wurde abgesagt. Wie geht es weiter mit dem Frauenfussball beim FC Rheinfelden? Stephan Menzinger nimmt als Vorstandsmitglied und Verantwortlicher für den Frauenfussball Stellung zu verschiedenen Fragen rund um den Fussball und Corona.
Stephan Schöttli
NFZ: Was führte zur Absage des Juniorinnen-Turniers vom 20. September?
Stephan Menzinger: Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber letztlich haben die Vernunft und die Ungewissheit auf Grund der aktuellen Corona-Situation zu diesem Mehrheitsentscheid im OK geführt. Es war alles angerichtet, wir hätten das grösste Juniorinnen-Turnier in diesem Jahr ausrichten wollen und können. Die Unsicherheit darüber, ob die 2. Corona-Welle jetzt kommt und die Schwierigkeiten, die Vorgaben des Schutzkonzeptes umzusetzen, haben uns zu diesem Schritt bewogen.
SRF überträgt ab dieser Saison verschiedene Spiele der höchsten Frauenfussball-Liga der Schweiz. Freut Sie diese Meldung?
Ja natürlich, das war allerhöchste Zeit!
Kann dies zur grösseren Popularität des Schweizer Frauenfussballs beitragen?
Auf jeden Fall. Diese Entscheidung unterstreicht den zunehmenden Stellenwert des Frauenfussballs in der Schweiz und hilft mit Sicherheit, Mädchen «gluschtig» darauf zu machen, Fussball im Verein zu spielen. Frauen, die bereits länger Fussball spielen, wird es den Spass am Fussball eher erhalten und die Bedeutung ihres Hobbys verdeutlichen. Und Männer, die den Frauenfussball vielleicht immer noch belächeln, werden hoffentlich eines Besseren belehrt.
Welcher Stellenwert hat der Frauenfussball in der Schweiz?
Immer noch einen zu geringen, aber die Akzeptanz wächst jeden Tag mehr. Wir sind auf einem guten Weg. Es gibt zunehmend Leute, die den Frauenfussball dem Männerfussball mit all seiner Kommerzialität und den wirtschaftlichen Interessen vorziehen. Es gibt Trainer, die bewusst sagen, ich will nur noch Frauen trainieren. Der Frauenfussball ist ehrlicher und sauberer.
Und bei uns hier im Fricktal?
Im Fricktal gibt es mit dem FC Laufenburg-Kaisten, dem Team Fricktal und uns drei aktive Frauenabteilungen. Wir dürfen ohne falsche Bescheidenheit sagen, dass wir hier in Rheinfelden die mit Abstand grösste Frauenabteilung in der Umgebung beziehungsweise im Fricktal haben. Der Fussballverband Nordwestschweiz hat uns im Februar (vor Corona) zum Stützpunkt für Juniorinnen-Fussball machen wollen, die Umsetzung ist aktuell wegen Corona etwas in den Hintergrund getreten.
Wie ist der aktuelle Stand beim Frauenfussball des FC Rheinfelden im Allgemeinen?
Soweit wir dies zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison sagen können, sind wir für die Saison 20/21 gerüstet. Alle Teams haben einen Trainer, die Trainings aller Teams haben begonnen und das Wetter und die Platzverhältnisse kommen unserer Vorbereitung entgegen.
Und im Speziellen bei den Frauenteams?
Wir haben jetzt einen Trainer für das 4. Liga-Team und einen Goalie-Trainer gewinnen können. Auch je einen Co-Trainer werden wir noch finden. Es tun sich Optionen auf. Das 3. Liga-Team hat jetzt 4 von 5 Freundschaftsspielen absolviert und die letzten beiden mit 6:0 und 5:0 für sich entscheiden können. Beim 4. Liga-Team gibt es mit Hilfe von zwei Spielerinnen aus dem höherklassigen Team hoffentlich neuen Wind und eine höhere Trainingspräsenz. Da gibt es noch Luft nach oben.
Und wie sieht es bei den Juniorinnenmannschaften aus?
Die beiden FF15 Teams sind schon länger am Trainieren. Sie haben auch schon ein Freundschaftsspiel bestritten. Die FF12 und die F Juniorinnen sind gerade erst in den Trainingsbetrieb eingestiegen. Alle vier Teams werden von Spielerinnen aus den aktiven Frauenteams trainiert und mitbetreut.
Wie rekrutieren Sie eigentlich die Frauen und Mädchen in unserer Region?
Durch Mund-zu Mundpropaganda und durch jährlich stattfindende Schnuppertrainings für die Jüngsten gewinnen wir vor allem im Juniorinnenbereich immer wieder neue Mädchen, die Fussball beginnen wollen. Da gibt es immer wieder Talente, die es weit bringen können. Aber bei uns soll immer der Spass am Fussball im Vordergrund stehen.
Kommen wir zur besonderen Situation rund um Corona: Was beinhaltet das Schutzkonzept des Schweizerischen Fussballverbandes?
Abstand, Hygiene und gesunder Menschenverstand sind hier die Schlagworte.
Gibt es ein zusätzliches Schutzkonzept des Vereins?
Das Schutzkonzept des Schweizer Fussballverbandes wurde an die lokalen Verhältnisse etwas angepasst.
Bestehen auch Kontakte mit der Stadt Rheinfelden?
Wir sind im regen Austausch mit den Verantwortlichen der Stadt Rheinfelden. Die Stadt Rheinfelden ist Besitzer der Sportanlagen auf dem Schiffacker und steht deswegen genauso wie der Verein in der Pflicht.
Wie sehen Sie Situation als Mediziner und Kinderarzt?
Die nächste Zukunft und die Vernunft aller Menschen, auch die der Spielerinnen und Spieler, Trainerinnen und Trainer wird zeigen, ob wir weiter steigende Zahlen haben werden oder nicht. Aktuell herrscht für meinen persönlichen Geschmack überall etwas zu grosse Sorglosigkeit. Das ist verständlich, da wir uns alle etwas Normalität wünschen und danach sehnen, wieder so leben zu können wie vor Corona. Aber bis wir einen wirksamen und sicheren Impfstoff haben werden, kann die Situation immer wieder kippen und was wir alle ganz sicher nicht wollen, ist ein erneuter «lock down» wie wir ihn im Frühjahr alle erlebt haben.