Salziges
31.07.2020 KolumneVon Schafen und Wölfen
Das Schaf an sich ist gutmütig, mit einer leichten Neigung zur Störrigkeit. Beim Menschen verhält es sich meistens umgekehrt, er ist störrisch und nur sporadisch gutmütig. Dies sollte man in Betracht ziehen, wenn im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie von Herdenimmunität die Rede ist. Unabhängig davon, ob es überhaupt so etwas wie Herdenimmunität geben kann, ist das ein interessanter Begriff. Vor allem der erste Teil davon: Herde. Ein Dutzend Schafe kann eine Herde bilden. Auch eine Kuhherde gibt es.
Für eine Herde braucht es brave Tiere, die zusammen ein Ganzes formen und sich so leichter lenken lassen. Schliessen sich hingegen ein paar Wölfe zusammen, dann spricht man nicht von einer Herde, sondern von einem Rudel. Politiker oder Kirchenfürsten mögen die Herde deutlich mehr als das Rudel. Sie lässt sich einfacher in die gewünschte Richtung lenken. Eine Herde akzeptiert den Hirten, das Rudel greift ihn an.
Was lernen wir daraus? Will man als Mensch nicht brav wie ein Schaf sein und nicht zur Herde gehören, muss man ab und zu seine Zähne zeigen. Das ist mit dieser vermaledeiten Maske im Gesicht aber leichter gesagt als getan.
DER SALZSTREUER
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