«Landwirtschaft ist meine Zukunft»

  27.07.2020 Sulz

Adrian Lustenberger aus dem Laufenburger Ortsteil Sulz hat seine erste Berufsausbildung als naturnaher Gärtner vor wenigen Wochen ergänzt. Er schloss die zweijährige Ausbildung als Landwirt mit Schwerpunkt Biolandbau als bester Fricktaler ab. Zielstrebig geht er sein nächstes Berufsziel an.

Paul Roppel

«Nein, nein, ein Streber bin ich keinesfalls und pingelig auch nicht», gibt Adrian Lustenberger freimütig und mit einem sympathischen Lachen zu verstehen. «Meine Schwester hat zwar mal eine Bemerkung gemacht, ich sei viel am Lernen, beschäftige mich viel mit Büchern und surfe im Internet», gibt er zu. «Ich würde aber eher sagen, dass ich wissensdurstig bin, gerne Problemstellungen in der Tiefe auslote und auch die Hintergründe verstehen möchte», umschreibt der 22-Jährige seinen Antrieb zum intensiveren Lernen. «Ich habe immer mit grosser Freude und auch mit Neugierde für mich gelernt», meint der junge Berufsmann. Wenn sich das zudem in ansprechendem Sachverständnis niederschlägt, macht das doppelt Freude. Er hat nämlich soeben seine zweijährige Ausbildung als Landwirt mit Schwerpunkt Biolandbau am landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in Gränichen mit der ausgezeichneten Note 5,5 abgeschlossen. Dies hob ihn als besten Fricktaler hervor und platzierte ihn unter den 73 angehenden Landwirten an fünfter Stelle. Eine gute Ausgangsposition für das nächste Berufsziel.

Intensive Ausbildungszeit
«Landwirtschaft war bei uns zuhause eigentlich kein Thema, da wir keinen Betrieb hatten», erzählt er. Er ist in Kölliken aufgewachsen und hat dort gerne während den Schulferien bei Bauern mitgearbeitet. Seine landwirtschaftliche Ausbildung hatte er auf einem Hof in der Nähe von Sargans gestartet. Das erste Lehrjahr absolvierte er dort auf einem Biobetrieb der Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Heidelbeeren, Gemüse und Bio-Weidebeef produzierte. «Ich war hauptsächlichen mit den Arbeitern aus der Ukraine auf dem Feld und habe dort mitgearbeitet, kurz», fasst Lustenberger seine erste Station zusammen. «Sehr positiv war die Schule. Alle Schüler verfügten wie ich schon über einen Berufsabschluss und so absolvierten wir zwei Lehrjahre komprimiert in einem Jahr», hebt Lustenberger einen Vorteil hervor. Gerne erinnert er sich an jene Zeit, weil er sein Hobby, das Unihockey spielen, im Team der U21-Mannschaft Sarganserland in der zweithöchsten Liga betreiben konnte.

Ein Auge für vierblättrige Kleeblätter
Die weitere Ausbildungszeit erfolgte dann mit den Absolventen des dritten Lehrjahres im Aargau im landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. «Für diesen zweiten Lehrabschnitt habe ich mit Stefan Jegge vom Berghof in Kaisten einen super Lehrmeister gefunden», kommt er ins Schwärmen. Er hat einen Biobetrieb für Weidemilchwirtschaft und Bio-Tafeltrauben. «Es war so interessant und spannend, dass ich jeden Tag gerne arbeiten gegangen bin», unterstreicht er seine Motivation. Sogar beim Blackenstechen hat ihm der Lehrmeister einen bleibenden Eindruck mit Erfolgserlebnis hinterlassen. «Ich habe nun ein besonders geschultes Auge, so dass ich vierund fünfblättrige Kleeblätter finde», gibt Lustenberger mit einem spitzbübischen Lachen preis. In der zweiten Lehrhälfte besuchte er die Schule während zwei Tagen pro Woche. Die Grundausbildung mit Fächern wie Tierhaltung, Mechanisierung und Pf lanzenanbau fand breitgefächerte Ergänzungen durch Fächer wie Ökologie, Bodenkunde, Physik und auch Betriebsführung, Buchhaltung, Verträge und Versicherungen, erzählt er. Ein weiterer Ausbildungsgang befasse sich mit Kuh-Signalen. Da gehe es um das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere aufgrund zahlreicher Faktoren und Beschaffenheiten im Stall und der Weide. Sogar einen Crash-Kurs über Bienenhaltung habe er gemacht, stellt er erfreut fest.

Eltern haben Lindenhof erworben
Seit Mitte März gab es wegen der Coronapandemie keinen Frontalunterricht mehr, sondern nur noch Lektionen, die über Fernunterricht abgearbeitet werden mussten. Trotzdem sei er gut vorbereitet an die Prüfung gegangen. Mit verschmitztem Lachen erzählt er wie eine Dozentin an der Diplomfeier plötzlich eine Erleuchtung bei der Nennung des Namens Lustenberger hatte. «Das hat es wohl noch nie gegeben, dass innert zwei Jahren zwei Generationen aus derselben Familie das Diplom erhalten haben», stellte sie schliesslich fest als sie Vater und Sohn zusammen sah. Denn Vater Andreas Lustenberger hatte seinen Abschluss mit Betriebsführung 2018 gemacht – notabene ebenfalls mit Auszeichnung und Note 5.4 – und als Quereinsteiger zusammen mit seiner Frau Doris den Lindenhof in Sulz erworben. «Diese familiäre Situation hat mich damals bewogen, ebenfalls in die landwirtschaftliche Zusatzausbildung einzusteigen», zeigt Adrian die Weichenstellung in seinem Berufsleben auf. Denn zuvor hatte er eine Lehre als Gärtner absolviert und ein Jahr lang als naturnaher Gärtner in einem Bioterrazertifizierten Betrieb gearbeitet.

Ausbildung als langfristiges Engagement
«Der Lindenhof mit seinen 30 Hektaren inklusive Pachtland wird mit rund 30 Kühen als Bio-Milchwirtschaftsbetrieb mit Vollweide und saisonaler Abkalbung betrieben», verrät Vater Andreas Lustenberger. Allerdings sieht er für seinen Junior noch keine Verdienstmöglichkeit auf diesem Betrieb. «Ich sehe meine Ausbildung als langfristiges Investment», sagt Adrian Lustenberger und doppelt gleich nach: «Meine Zukunft ist in der Landwirtschaft». In welcher Sparte lässt er offen. Nach zwei Wochen Ferien wird er als Landschaftsgärtner arbeiten, um seine Finanzen etwas aufzubessern. Im Herbst disloziert er in die Ostschweiz an das Kompetenzzentrum für Agrarwirtschaft in Lindau, wo er den zweijährigen Vollzeitlehrgang an der Höheren Fachschule zum diplomierten Agrartechniker absolvieren wird. «Mein Wissenshunger ist noch gross und mit diesem Zwischenziel ist der Einstieg ins neue Berufsleben weit offen», meint Adrian Lustenberger zuversichtlich.


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