Salziges
26.06.2020 KolumneEs ist Schweiz was Schweden
Die Älteren können sich vielleicht noch daran erinnern: Es war im März, kurz nach Beginn der Coronakrise, da hat der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss in der deutschen Satirezeitschrift «Der Spiegel» einen bemerkenswerten Text veröffentlicht. «Das Kapital hat nichts zu befürchten, der Mensch schon», lautete der Titel.
Er kritisierte darin die Schweiz und ihren Umgang mit der Pandemie mit deutlichen Worten: «Was mag die Ursache sein für diese fatalistische Blindheit, die suizidale Sorglosigkeit? Vielleicht ist das Land zu lange von Schwierigkeiten verschont geblieben. Wir halten uns und unsere Gesellschaft für unzerstörbar. Gleichzeitig zeigt sich in dieser Verantwortungslosigkeit auch eine Verachtung der wirtschaftlich Erfolgreichen für jene, die auf der Strecke bleiben.» Dann schiebt er nach: «Unnötig verlorene Menschenleben wird dieses Land verkraften. Sterben, so die herrschende Gleichgültigkeit, müssen wir schliesslich alle.»
Im Nachhinein kann man sagen, dass er in vielen Punkten Recht bekam – sich aber im Land irrte. Er verwechselte offenbar die Schweiz mit Schweden. Das kann ja mal passieren, die Amis haben damit auch immer ihre liebe Mühe.
DER SALZSTREUER
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