Lebkuchen statt Fusswaschung

  29.06.2020 Fricktal, Hornussen

Das andere Zeichen der Gastfreundschaft

Der Verein Aktives Todtmoos übergab dem Pilgerleiter der Fusswallfahrt von Hornussen nach Todtmoos zirka 150 Lebkuchen.

Bernadette Zaniolo

Vieles musste in diesem Jahr aufgrund des Coronavirus abgesagt werden. Schweren Herzens auch die traditionelle Fusswallfahrt von Hornussen nach Todtmoos (D), welche jeweils am Montag vor Pfingsten stattfindet. Ein besonderer Moment für die gegen 200 Teilnehmer ist der Einzug nach Todtmoos. Am Dorfeingang werden sie jeweils von Pater David, dem Leiter des Paulinerordens sowie Bürgermeisterin Janette Fuchs und Ministranten freudig empfangen und zur Kirche begleitet. Spätestens wenn die Glocken gegen 16.30 Uhr jeweils die Ankunft der Pilger verkünden, zieht es viele Todtmooser auf den Balkon oder an den Strassenrand. Der Empfang ist beeindruckend, man merkt die Verbundenheit, die Herzlichkeit und Gastfreundschaft.

Nach der Begrüssung in der Kirche folgt draussen auf dem Platz das Fusswaschen, welches vom Verein Aktives Todtmoos organisiert wird. Ein Wellness-Ritual, das einerseits den Füssen gut tut, aber auch für Kontakte mit der Bevölkerung sorgt und Herz und Geist belebt.

Einzugszermonie ohne Pilger
In diesem Jahr fehlten die Pilger aus dem Fricktal aufgrund der geschlossenen Grenzen (die NFZ berichtete). Die Todtmooser setzten am 25. Mai aber ein Zeichen. Der Einzug vom Dorfeingang bis zur Kirche wurde trotzdem zelebriert, mit einem Hornusser Teilnehmer. Pilgerleiter Charly Herzog hat drüben einen Zweitwohnsitz und lief die Strecke von Segeten bis Todtmoos.

Nun, ein paar Wochen später, am letzten Montag trafen sich Willy Hottinger und Leni Faschian vom Verein Aktives Todtmoos auf der alten Zollbrücke in Laufenburg mit Vertretern der Hornusser Wallfahrer, zwecks Übergabe von zirka 150 in Todtmoos produzierten Lebkuchen. «Weil es in diesen schwierigen Zeiten nichts Wichtigeres gibt, als den Zusammenhalt, möchten wir unsere Verbundenheit mit dieser kleinen Geste der Lebkuchen, dem Pilgerbrot, zum Ausdruck bringen. Eigens für Euch wurden diese im Café Zimmermann hergestellt», so Leni Faschian.

Gottes Segen für Euch
«Liebe Hornusser Wallfahrer, als vor Jahrhunderten die Pest in Europa wütete, gabt Ihr ein Versprechen: Wenn die Mutter Gottes von Todtmoos uns vor der Pest bewahrt, werden wir jedes Jahr zu ihr wallfahren», erinnerte Faschian an die lange Tradition. Dieses Versprechen haben die Wallfahrer über Jahrhunderte hinweg gehalten. «Als in diesem Jahr die Glocken läuteten, um Eure Ankunft anzukündigen, waren unsere Herzen schwer, denn ihr durftet nicht kommen», sagte Faschian weiter. Die Todtmooser werden die Hornusser Wallfahrer aber in die Gebete einschliessen, «damit die Mutter Gottes ihre schützenden Hände über Euch hält. Sie hat es auch für uns getan. So blieb Todtmoos während der gesamten Zeit ohne einen Coronafall.» Die Todtmooser Freunde freuen sich bereits auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

Pilgerleiter Charly Herzog ist überzeugt, «dass uns dieses Jahr noch mehr in Erinnerung bleibt als die Wallfahrten selbst.» Die Reaktionen hätten gezeigt: «Ihr habt uns gefehlt». An der Lebkuchen-Übergabe waren nebst Charly Herzog auch die Mitglieder der Verkehrsgruppe (Hans, Werner und David Herzog sowie Theo Weber) sowie Viktor Stocker und Pfarrer Leo Stocker vertreten. Wie an der Wallfahrt hatte Viktor Stocker auch diesen Montag die Trompete dabei und sorgte für herzergreifende Töne auf der alten Zollbrücke in Laufenburg.

Die zirka 150 Lebkuchen aus Todtmoos werden durch verschiedene Personen an die Hornusser Wallfahrer verteilt.


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