Konzertveranstalter kämpft ums Überleben
19.06.2020 FricktalViele Fricktaler besuchen regelmässig das Konzertlokal Z7 in Pratteln. Seit Mitte März läuft dort fast gar nichts mehr. Der Rheinfelder Steven Mandel und sein Vater Norbert Mandel erzählen, wie es mit dem legendären Musiklokal weitergeht.
Valentin Zumsteg
«Wir mussten sehr schnell reagieren», erinnert sich Steven Mandel. Der Rheinfelder gehört zum Team des Konzertlokals Z7 in Pratteln. «Am 28. Februar hat der Bundesrat beschlossen, dass Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern nicht mehr erlaubt sind. Am 29. Februar sollte bei uns Saga auftreten, 1300 Tickets waren verkauft. Wir mussten alles stoppen.» Das Konzert wurde zuerst auf den Juni verschoben, später dann auf Juni 2021. Es sind turbulente Zeiten, welche die Konzertveranstalter in der Schweiz erleben. Wegen der Corona-Pandemie ist ihr Geschäft komplett eingebrochen.
Umsatzeinbusse von vier Millionen Franken
«Normalerweise machen wir täglich einen Ticketumsatz von durchschnittlich 17 000 Franken. Derzeit sind es 250 Franken», erklärt Norbert Mandel, Geschäftsleiter des Z7. Er rechnet damit, dass sich die Umsatzeinbusse bis im September auf rund vier Millionen Franken belaufen wird. Im Moment werden alle geplanten grossen Konzerte verschoben oder abgesagt. Anfang Juli hätten in Augusta Raurica Openair-Konzerte mit «Alan Parsons Live Project», Bryan Ferry, «In Extremo» und «Archive» – ebenfalls organisiert vom Z7 – durchgeführt werden sollen. Auch sie mussten abgesagt werden und sind nun für Juli 2021 geplant.
Fans verzichten teilweise auf Rückerstattung
«Ich gehe jeden Tag zur Post und hole die Ticket-Rücksendungen ab. Das macht keine Freude», erklärt Norbert Mandel. Erfreulich sei hingegen, dass sich zahlreiche Musikfans solidarisch zeigten und auf die Rückerstattung des Eintrittspreises für abgesagte Konzerte verzichten. «Das sind deutlich mehr als erwartet», stellt Steven Mandel fest.
Über Wasser halten kann sich der Betrieb, der als Verein organisiert ist, dank Reserven, Kurzarbeit und einem Bankkredit, für den der Bund bürgt. «Es geht jetzt darum, dass wir bis ins nächste Jahr überleben können», betont Norbert Mandel. Er geht davon aus, dass 2020 keine grösseren Konzerte mehr durchgeführt werden können. Dies nicht nur wegen der Einschränkungen im Zusammenhang mit Corona, sondern auch, weil mittlerweile viele internationale Bands ihre Tourneen abgesagt haben.
Jeden Samstag gibt es Konzerte
Ans Aufgeben denkt das Z7-Team aber nicht. Ab dieser Woche sind jeden Samstag kleinere Konzerte mit Schweizer Bands geplant. Maximal 300 Leute werden zugelassen. Los geht es am 20. Juni mit «Koenix», einer Mittelalter-Rockband. «Das hat für uns keinen finanziellen Hintergrund. Es ist ein Dankeschön an die Bands und die Musikfans», erklärt Norbert Mandel. «Solche Konzerte sind wichtig, damit sich die Leute wieder an Anlässe gewöhnen können. In diesem Jahr werden wir uns wohl auf Bands aus der Schweiz und den umliegenden Ländern konzentrieren müssen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass englische oder amerikanische Bands dieses Jahr in die Schweiz kommen», ergänzt Steven Mandel. Er und sein Vater sind gespannt, ob die Besucher zurückkehren, wenn wieder grössere Konzerte erlaubt sind.