Kaltes Wasser

  17.06.2020 Möhlin, Sport

Kaum Präsidentin, schon im Ausnahmezustand: Laura Cangeri

27 Jahre jung, übernahm Laura Cangeri im November 2019 neu die Verantwortung beim Tennisclub Möhlin. Sie strahlt Gelassenheit aus. Den Umständen zum Trotz.

Ronny Wittenwiler

«Nein, bestimmt nicht», sagt Laura Cangeri und lacht trotzdem. «So habe ich mir den Start in mein erstes Amtsjahr nicht vorgestellt.»

Ins kalte Wasser
Ende 2019 gibt Peter Lüscher sein Amt als Präsident des Tennisclubs Möhlin in neue Hände. Laura Cangeri steht bereit, mit ihr noch weitere junge Frauen aus dem Umfeld des Clubs, personell steht so etwas wie eine neue Ära an und dann zieht Corona nach – schon ist’s vorbei mit der Normalität. «Wir konnten uns bislang gar nicht wie geplant einfinden in unsere Rollen. Das Tagesgeschäft ist wegen Covid-19 komplett ausgefallen», blickt Cangeri zurück. Immerhin, beim Treffen mit der NFZ an der Netzkante auf einem der Aussenplätze ist auch die Sonne mit dabei. Langsam schimmert wieder Licht durch die Wolken der vergangenen Wochen und Monate. Gleich nebenan wird trainiert, auch Cangeri selbst hat sich an diesem Abend zur einer Übungseinheit verabredet. Am Tag davor fand die erste Vorstandssitzung, seit anfangs März statt. Dabei ging es auch um die bevorstehende Sommersaison.

Keine normale Meisterschaft
Eines ist jetzt klar: für die ganz Ehrgeizigen unter den Tennisspielerinnen und Tennisspielern geht es heuer um bedeutend weniger als üblich. «Seit Mai hätten die Interclub-Meisterschaften stattfinden sollen. Sie werden nicht mehr nachgeholt», sagt die Präsidentin. Stattdessen habe der Verband entschieden, eine verkürzte Version aufzugleisen. Den Tennisclubs und ihren Teams steht es frei, daran teilzunehmen. Abwertend meint Laura Cangeri das nicht, wenn sie sagt: «Es wird so etwas wie ein Grümpeli sein, das den Teams die Möglichkeit bietet, doch noch Spiele in Turnierform zu bestreiten.» Dass dabei der ultimative Wettkampfcharakter fehlt, zeigt auch die Tatsache, dass es in dieser Saison weder Auf- noch Absteiger geben wird. «Von unseren neun gemeldeten Interclub-Mannschaften haben drei entschieden, die verkürzte Version nicht zu spielen», sagt Cangeri. Insgesamt verzichten rund 30 Prozent aller Interclub-Teams in der Schweiz auf den Wettbewerb.

Erfahrungen sammeln
Die abgesagte Interclub-Saison ist womöglich ein Dämpfer vor allem für das Möhliner Damen-Team (30+), schafften doch die Spielerinnen vor einem Jahr den Aufstieg in die NLA. Gerne hätten sie sich nun in der obersten Spielklasse beweisen wollen. Dieses Team wird die verkürzte Interclub-Version bestreiten. Laura Cangeri versucht, das Positive hervorzuheben: «Unser NLA-Team hat somit die Gelegenheit, Erfahrungen auf diesem Niveau sammeln zu können, ohne Druck.»

Vielleicht zeugt diese Beurteilung auch ein wenig von der Gelassenheit der jungen Präsidentin und ihrem Optimismus. Den Blick richtet sie, nach schwierigen Wochen, jetzt nach vorn. «Wir möchten unsere Mitglieder motivieren, wieder bei uns vorbeizuschauen», sagt Cangeri, man habe im Vorstand beschlossen, jeweils am Freitagabend zum gemütlichen Beisammen einzuladen. «Unsere Mitglieder können ohne Anmeldung vorbeikommen, Tennisspielen, zusammensitzen und etwas Essen. Es soll völlig ungezwungen sein.» Die Präsidentin glaubt denn auch, dass die Lust aufs aktive Vereinsleben nach dieser Zeit gross ist. Zwar wird bereits seit Mai wieder auf der Tennisanlage trainiert, allerdings waren die Einschränkungen massiv. Die Vereinsmitglieder sollten sich bloss zum Tennisspielen dort auf halten und gleich danach wieder nach Hause. «Es fehlten jegliche Berührungspunkte zu anderen Vereinsmitgliedern. Ich glaube, das Gesellige hat den Menschen gefehlt.» Es soll nun Schritt für Schritt auch wieder beim Tennisclub Möhlin zurückkehren. Das sind gute Nachrichten – nicht zuletzt auch für Laura Cangeri, die sich gemeinsam mit einem jungen Vorstand endlich wieder um das Tagesgeschäft kümmern kann und nicht bloss um die neusten Corona-Vorschriften.

Nein, den Start in ihr erstes Jahr als Präsidentin hatte sie sich so nicht vorgestellt. Die Gelassenheit ist Laura Cangeri dennoch geblieben. Sie steht an der Netzkante und lächelt in die Kamera. Mit ihren 27 Jahren wurde sie unvorhergesehen ins kalte Wasser geworden und hat das Vereinsschiff durch die hochgehenden Corona-Wogen dirigiert.


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