Das Fricktaler Museum steht unter Strom

  11.06.2020 Rheinfelden

Nächste Woche öffnet die neue Sonderausstellung im Fricktaler Museum in Rheinfelden. Die Besucher können in die Pionierzeit der Stromproduktion eintauchen.

Valentin Zumsteg

Es ist eine ziemlich lange Leitung, die sich im Fricktaler Museum vom Eingangsbereich bis hinauf in die neue Sonderausstellung zieht. Dass die Besucherinnen und Besucher mit verschiedenfarbigen Stromphasen geführt werden, ist natürlich kein Zufall. Denn bei «Rheinfelden – unter Strom! Vom Dreiland in die Welt» dreht sich alles um Elektrizität und unser Verhältnis zu ihr. «Die Ausstellung steht ganz im Zeichen des Stroms und dessen Auswirkungen auf unsere Region», erklärte Ute W. Gottschall, stellvertretende Leiterin des Museums, bei einem Presserundgang am Dienstag.

Vom Eiskasten zum Kühlschrank
Ausgangspunkt und wichtiger Themenschwerpunkt ist das alte Rheinfelder Wasserkraftwerk, das 1898 den Betrieb aufnahm. Sechs Jahre später gelang es den beiden Ingenieuren Agostino Nizzola und Charles E.L. Brown, die Netze der Kraftwerke Rheinfelden und Beznau miteinander zu verknüpfen. Dies war der Grundstein für das Stromnetz, so wie wir es heute kennen. Den beiden Pionieren ist ein Teil des Ausstellungsraums gewidmet. Interessant ist ebenso das Thema Licht, das hier besonders anschaulich beleuchtet wird. Die Besucher können in einem dunklen Raum vergleichen, wie unterschiedlich eine Kerze, eine Petroleumlampe und eine Glühbirne zu leuchten vermögen.

Damit wäre man schon beim nächsten Schwerpunkt, der Elektrifizierung. Heute ist der Strom allgegenwärtig, ohne elektrische Geräte können wir uns das Leben kaum vorstellen. Doch als es vor rund 100 Jahren darum ging, die verschiedenen

Dörfer im Fricktal zu elektrifizieren, gab es dagegen durchaus Widerstand, wie Ute W. Gottschall schilderte. In Rheinfelden installierte die Brauerei Feldschlösschen bereits 1893 eine Lichtmaschine – also noch vor Inbetriebnahme des Kraftwerks. 1897 verfügte das Hôtel des Salines in Rheinfelden über elektrische Beleuchtung. Ein Jahr später liess Joseph Viktor Dietschy einen elektrischen Personenaufzug im Hotel einrichten. In der Ausstellung können die Besucher alte Waschmaschinen, ein altes Telefon und alte Bügeleisen bestaunen. Sogar einen Eiskasten gibt es zu sehen, der noch gänzlich ohne Strom funktionierte. Ebenso spannend: Wer will, kann gleich selbst Strom produzieren. Dazu muss man sich auf einen Hometrainer setzen und kräftig pedalen. Auch die IG Pro Steg, die sich für den Erhalt des alten Kraftwerkstegs und später für einen neuen Rheinübergang eingesetzt hat, wird gewürdigt.

Keine Vernissage, dafür Führungen in kleinen Gruppen
Das Fricktaler Museum ist mit seiner Ausstellung Teil des Netzwerks «IndustrieweltAargau#Zeitsprung Industrie». Damit wird aufgezeigt, wie sich die Industrialisierung des Kantons entwickelt hat. Eigentlich hätte es mit der Rheinfelder Ausstellung bereits im April los gehen sollen, doch die Corona-Pandemie machte auch diesen Terminplan zunichte. Dafür stehen jetzt alle unter Strom: Derzeit ist das Ausstellungsteam noch intensiv am Arbeiten, damit die Sonderausstellung am kommenden Dienstag eröffnet werden kann. Eine Vernissage wird es nicht geben, das Museum lädt aber von Dienstag bis Freitag zu kurzen Führungen mit maximal je zehn Personen ein. Ab Dienstag kann die Ausstellung, die bis im Dezember 2021 läuft, auch individuell besucht werden. Die «Stromleitung» zeigt den Weg.

Anmeldungen für die Führungen von Dienstag bis Freitag: Telefon 061 835 57 80. Weitere Informationen: www.fricktalermuseum.ch (Sonderausstellung).

 


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