Begleitetes Zurück in den Berufsalltag
26.06.2020 FricktalDie Stiftung MBF erweitert ihr Angebot um die Abteilung «Berufliche Eingliederung»
Bei der «Beruflichen Eingliederung» werden Menschen, die aus unterschiedlichen Krankheiten ihre Berufe nicht mehr ausüben können, auf dem Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt begleitet.
Susanne Hörth
Kann eine beruf liche Tätigkeit plötzlich nicht mehr wahrgenommen werden, sind die Gründe dafür breitgefächert. Ein sich immer stärker bemerkbar machendes Rückenleiden kann ebenso Ursache sein wie ein Burnout, ein Unfall oder ein anderes medizinisches Problem. Aus einer kurzen Krankheit wird eine lange Leidensgeschichte. Zwischenzeitlich ist die Arbeitsstelle weg, eine neue lässt sich nicht finden. Schon gar nicht aus eigener Kraft. Die Spirale dreht abwärts, das Selbstwertgefühl landet im Keller. Irgendwann kommt dann die IV ins Spiel. Dass der Weg wieder nach oben führen kann, das weiss Frank Weinmann aus eigener Erfahrung. Nach fast 30-jähriger Berufstätigkeit als Physiotherapeut zwangen ihn seine unerträglichen Rückenschmerzen sprichwörtlich in die Knie. Seinen Beruf konnte er nicht mehr ausüben. «Es war, wie wenn man mir den Boden unter den Füssen weggezogen hätte», erinnert sich Weinmann an das Dunkle aus dieser Zeit. Die IV-Anmeldung folgte. Ebenso ein Praktikum auf der IV-Stelle. Aus diesem Praktikum wurde dann eine achtjährige Tätigkeit mit diversen Weiterbildungen. «Ich wurde Berater für berufliche Eingliederung», erzählt Weinmann. Und genau diese Ausbildung kommt nun bei seiner neuen Aufgabe bei der Stiftung für Menschen mit einer Behinderung im Fricktal (MBF) zum Tragen. Frank Weinmann wird in der neu geschaffenen Abteilung «Berufliche Eingliederung» Frauen und Männern auf dem Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt begleiten. Unterstützt wird er dabei von seiner Arbeitskollegin Franziska Rolke.
Schritt für Schritt Richtung Berufsalltag
Betroffene Personen werden von der IV bei den Institutionen gemeldet. Dass nun auch die Stiftung MBF eine solche Institution ist, die den Frauen und Männern Hand bietet, entsprechend Plätze und personelle Ressourcen zur Verfügung stellt, erfüllt Weinmann mit grosser Freude. Natürlich verlange es auf allen Seiten Erklärungen weiss er und spricht damit etwa das befristete Zusammensein von Menschen mit und ohne eine Behinderung im geschützten Rahmen der Stiftung MBF an. «Ich verstehe das auch als Beitrag zur Inklusion. Eine, von der alle Beteiligten profitieren können.»
Auf dem Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt werden die Betroffenen verschiedene Abklärungen durchlaufen. In der Stiftung MBF wird die erste Phase in erster Linie einem geregelten Tagesablauf gelten. In diesem trainieren die Frauen und Männer ihre Belastbarkeit, bauen ihren Möglichkeiten entsprechend die Leistungsfähigkeit aus. Beträgt letztere mindestens 50 Prozent so steht mit dem Einverständnis aller Involvierten die Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle auf dem Plan. «Es ist eine glückliche Fügung, dass die Stiftung MBF in der Region so gut vernetzt ist», betont ein erleichterter Frank Weinmann. Zu seinen aktuellen Aufgaben gehört unter anderem, die Arbeitgeber der Umgebung mit ins Boot zu holen. Sie dafür zu begeistern, einen Teilnehmenden der Beruf liche Eingliederung in ihren Unternehmungen einen Trainingsarbeitsplatz und damit die Chance für ein Zurück in den geregelten Berufsalltag zu bieten. Bis zu einem halben Jahr begleiten Frank Weinmann und Franziska Rolke in Zusammenarbeit mit den internen Fachkräften dann die Wiedereinsteiger, stehen auch den Arbeitgebenden mit Rat und Tat zur Seite.
Der hier in Teilen beschriebene Ablauf gehört zum Prozess Integrationsmassnahmen. Bis zu 22 Plätzen werden dafür in der Stiftung MBF angeboten. Zur «Beruflichen Eingliederung» zählt weiter ebenfalls der Prozess der beruflichen Massnahmen. Dabei handelt es sich, so Frank Weinmann, um Ausbildungsplätze für junge Menschen oder um Personen, die an einer Umschulung teilnehmen, in unterschiedlichen Ausbildungsniveaus. Frauen und Männer, die von Geburt an körperlich oder geistig behindert sind, absolvieren diese Ausbildungen im geschützten Rahmen der Stiftung MBF. Eidgenössische Ausbildungen finden in der Regel im ersten Arbeitsmarkt statt. Aufgabe von Frank Weinmann und Franziska Rolke wird hier durch eine behutsame Begleitung vorwiegend sein, die Chancen zu erhöhen, dass die angehenden Berufsleute im ersten Arbeitsmarkt integriert werden können.