Vorübergehend keine Volltreffer

  27.05.2020 Frick, Sport

Luftgewehr (10 m): Chiara Leone aus Frick bleibt dennoch zuversichtlich

Mit ihren 22 Jahren mischt Chiara Leone in der europäischen Elite mit. Der Lockdown liess ihre Ambitionen vorübergehend platzen wie Patronen. Doch sie hadert nicht.

Ronny Wittenwiler

Im März 2019 betrat Chiara Leone in ihrer Disziplin die ganz grosse Bühne: In ihrem ersten Jahr als Elite-Schützin schaffte sie die Qualifikation für die Europameisterschaften im kroatischen Osijek. Es war ein erster Meilenstein einer noch jungen Karriere. Damals sagte die Luftgewehrschützin zur NFZ: «Mein Ziel ist es, einst in der Weltspitze mitmischen zu können.»

Im Militär: «Ich würde es wieder tun»
Der Weg dorthin, wie überall im Spitzensport, ist steinig und auch für Chiara Leone ist auf diesem langen Weg dorthin jetzt eine unvorhergesehene Zusatzschlaufe hinzugekommen. Grosse Wettkämpfe sind keine in Sicht, Covid-19 hat den internationalen Schiesssport lahmgelegt, mittendrin die junge Frau aus Frick, die seit ihrem Debüt bei der Elite vor einem Jahr mittlerweile offiziell dem Kader der Schweizer Nationalmannschaft angehört. «Ich hatte viele Fortschritte gemacht», blickt Chiara Leone auf die letzten zwölf Monate zurück. Hinzugekommen sind eine weitere Teilnahme an einer Indoor-Europameisterschaft, Ende Februar in Polen, ein vierter Platz an den Schweizermeisterschaften und die Möglichkeit, unter professionellen Strukturen akribisch an ihrem Talent zu feilen: im Militär. Leone absolvierte die Sportler-Rekrutenschule. «Das war eine coole Erfahrung», sagt Leone. «Ich konnte ein halbes Jahr lang professionell trainieren und hatte einen wertvollen Austausch mit anderen Athleten.» Leone war eine von insgesamt sieben Frauen, hinzu kamen 35 junge Männer, die ebenfalls von einer Sportlerkarriere träumen. Für Leone ist mit Rückblick auf die Zeit im Militär klar: «Ich würde es wieder tun.»

«Ich war gut in Form»
Doch danach kamen nicht etwa weitere von Erfolg gekrönte Wettkämpfe, sondern der Lockdown. «Ich kehrte am Montag von der Rekrutenschule nach Hause und auf einen Schlag war alles zu.» Es war der 16. März. Leone macht keinen Hehl daraus, dass auch sie auf dem falschen Fuss erwischt wurde. «Am Anfang war es schwierig. Ich habe mich enorm auf diese Saison mit einigen grossen Wettkämpfen gefreut und war gut in Form.» Gespräche mit Trainern und vertrauten Personen aus ihrem Umfeld hätten aber geholfen. Chiara Leone klingt ruhig und abgeklärt am Telefon, fokussiert, als stünde sie im Schiessstand, um dann darüber zu reden, welches Ziel die Luftgewehrschützin ins Visier nimmt: «Es ist trotzdem keine verlorene Saison. Kurzfristig sehe ich diese Pause auch als Chance, an Details zu arbeiten, um mich verbessern zu können. Zwischen den Wettkämpfen bleiben für solche Dinge normalerweise keine Zeit.»

Normalität im Kleinen
Zeit dafür hat sie. «Eigentlich hätte Mitte April die Weltcupsaison begonnen. Nun wurde alles abgesagt. Internationale Wettkämpfe wird es diesen Sommer keine geben, vielleicht höchstens ein paar kleinere nationale Wettkämpfe.» Ein Zusammenzug der Nationalmannschaft ist im Juni geplant. Immerhin ist so etwas wie eine Art Normalität im Kleinen zurückgekehrt. Seit dem 11. Mai darf Leone bei ihrem Stammverein, den Sportschützen Frick, wieder trainieren – unter Einhaltung eines Schutzkonzepts, wie das überall der Fall ist.

Wann genau die Zeit reif sein wird für uneingeschränkte Volltreffer, das weiss auch Chiara Leone nicht. «Ich hoffe, dass ab Oktober wieder internationale Wettkämpfe stattfinden.» Und dann gibt es vielleicht noch einen weiteren guten Grund, weshalb die junge Frau nicht von einer «verlorenen Saison» spricht. Mit ihren erst 22 Jahren drohen ihr noch lange nicht die Felle davon zu schwimmen. Unter den Schützinnen und Schützen gibt es Athleten, die auch mit über dreissig oder fünfunddreissig Jahren regelmässig in der Weltspitze von sich reden lassen. Andere haben gar noch ein paar Lenze mehr auf dem Buckel.

Der Traum geht weiter
Fazit: Die Auswirkungen von Covid-19 haben die talentierte Fricker Schützin Chiara Leone zwar getroffen und liessen ihre kurzfristigen Ambitionen platzen wie Patronen. Doch Leone wird nachlegen. Ihren mittel- und langfristigen Traum von einer Karriere mit dem Luftgewehr behält sie im Visier.


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