Starke Strompreisschwankungen im Fricktal

  12.05.2020 Laufenburg, Mettauertal

Strompreise unterliegen Schwankungen. Das ist jedem klar. Doch Preiserhöhungen von 33 Prozent, beim reinen Strompreis, von einem auf das andere Jahr lassen aufhorchen.

Bernadette Zaniolo

«Wie ich heute erst festgestellt habe, hat die Gemeinde Laufenburg die Energiepreise für 2019 um zirka 33 Prozent erhöht», schreibt ein Bürger der NFZ. Die Suche nach den Gründen gleicht einer Reise durch einen Dschungel voller Zahlen und verwirrenden Aussagen. Fakt ist: In Laufenburg stiegen die Strompreise in den letzten Jahren. 2018 zahlten die Haushalte 15,20 Rappen pro Kilowatt-Stunde im Hochtarif. Der Preis setzt sich aus dem Energiepreis (reiner Strompreis), dem Netznutzungsentgelt, den gesetzlichen Abgaben und der Konzession zusammen. 2019 bezahlte der Kunde dort 17,40 Rappen und ab diesem Jahr 18,10 Rappen in der Tarifzone 1 (Hochtarif). Im Niedertarif stieg der Preis von 11,30 Rappen (2018) auf 13 Rappen (2019). Seit diesem Jahr liegt dieser bei 13,70 Rappen.

Wie der zuständige Laufenburger Stadtrat, Christian Rüede auf Anfrage sagt, ist der Anstieg auf die erhöhten Beschaffungskosten zurückzuführen. Die meisten Energieversorger im Fricktal hatten die markante Preiserhöhung von 2017 auf 2018 zu verzeichnen. Damals konnte Laufenburg den Tarif sogar noch um acht Prozent senken, «weil wir noch von einem langjährigen Beschaffungsvertrag profitierten. Der markante Anstieg kam deshalb in Laufenburg erst von 2018 auf 2019, dort stieg der reine Strompreis um fast 33 Prozent. Aufgrund der Corona-Krise sind die Beschaffungskosten zurzeit wieder gesunken. Laufenburg hat dies genutzt und den Strom für die Jahre 2021 und 2022 bereits beschafft. Die Kunden werden in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich wieder von tieferen Tarifen profitieren können», so Rüede. Die Tariffestlegung untersteht strengen Regeln der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom; die Tarife müssen bis spätestens Ende August des Vorjahres festgelegt und der El-Com gemeldet werden. Laufenburg bezieht den Strom von der Energiedienst (ED).

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort – im Gebiet der Elektra Mettauertal und Umgebung (EMU) – hat sich ein Kunde über die aktuelle Rechnung gewundert. Augenfällig war dort der Endbetrag. Für das erste Quartal im 2020 wurden diesem Haushalt fast 410 Franken in Rechnung gestellt. Im ersten Quartal des Vorjahres zahlte der Kunde knapp über 260 Franken. Das ist ein Mehrpreis von 150 Franken. Auch dort ist der Preis für Energie und Netznutzung gegenüber dem Vorjahr gestiegen; um jeweils 23 Prozent.

Ist das normal?
Obwohl die Winter 2018/2019 und 2019/2020 kältemässig etwa gleich waren, wurden im ersten Quartal des letzten Jahres rund 1300 Kilowatt-Stunden in Rechnung gestellt und im ersten Quartal dieses Jahres 1860 Kilowatt-Stunden. Auf Anfrage bei der Elektra Mettauertal und Umgebung (EMU), welche ihren Strom von der AEW bezieht, heisst es dazu: «Wie Sie selbst festgestellt haben, liegt ihr Verbrauch im ersten Quartal höher als im Vorjahr. Wieso und warum können wir nicht beurteilen, weil wir Ihre Verbraucher nicht kennen. Abweichungen in dieser Grössenordnung stellen wir auch bei anderen Kunden fest und sind nicht aussergewöhnlich. Oft sind es Verbraucher, denen man wenig Beachtung schenkt, die den Grundverbrauch entsprechend erhöhen.» Die Nachfrage der NFZ bei einem anderen Kunden im gleichen Gebiet ergab, dass die Gesamtkosten für dessen Haushalt lediglich 30 Franken höher waren als im gleichen Quartal des Vorjahres.


Preise variieren zum Teil erheblich

In der Kundeninformation der AEW Energie AG vom Oktober 2019 heisst es: «Die gestiegenen Beschaffungskosten sowie die regulatorische Nachkalkulation führen bei der AEW Energie AG für das Jahr 2020 zu höheren Strompreisen. Die Netznutzungspreise und die Abgaben bleiben nahezu stabil. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 kWh bedeutet dies eine Strompreiserhöhung für das Jahr 2020 von rund 60 Franken, exklusive Mehrwertsteuer, pro Jahr beziehungsweise fünf Franken pro Monat.»

Berechnungen der ElCom zufolge, hätte der Strompreis auf 2020 nur leicht ansteigen sollen. «Ein typischer Haushalt bezahlt im kommenden Jahr 20,7 Rappen pro Kilowattstunde (Rp./kWh). Dies entspricht einer Zunahme von 0,2 Rp./ kWh (+ 1 %) gegenüber 2019.» Unter dem Titel «Warum sind Elektrizitätstarife in der Schweiz unterschiedlich hoch» heisst es aber auch: «Die Preise innerhalb der Schweiz variieren zwischen den Netzbetreibern zum Teil erheblich. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.»

Diese Erklärungen und Begründungen sind für die Kunden auch verwirrend oder sie fühlen sich dennoch «im Regen stehen gelassen». Der eingangs erwähnte Laufenburger wird sich jedenfalls an den «Preisüberwacher», sprich in diesem Fall an die ElCom wenden. (bz)


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