Ein Förderer des Kunstturnens

  07.05.2020 Fricktal, Turnen

Dieter Hofmann war 14 Jahre Kunstturntrainer am NKL

Nur gut fünf Wochen nach seinem 79. Geburtstag ist am 18. April der ehemalige Cheftrainer des NKL, Dieter Hofmann, in der Universitätsklinik in Freiburg im Breisgau gestorben. Einer der unermüdlichen Förderer des NKL und des Kunstturnens hat den Kampf gegen Covid 19 verloren.

Ueli Waldner

Ende der 80er-Jahre hatte das Männerkunstturnen in der Region Nordwestschweiz im schweizerischen Vergleich einen schweren Stand. Dieser Zustand gehört heute glücklicherweise wieder der Vergangenheit an. Am Anfang dieses erneuten Aufschwungs steht das am 29. Januar 1991 gegründete NKL (heutiger Name Nordwestschweizerisches Kunstturnund Trampolinzentrum Liestal), und der kurz darauf am 30. April 1991 gewählte halbamtliche Cheftrainer Dieter Hofmann. Gleichzeitig mit der Eröffnung der neuen Kunstturnhalle im Sportzentrum Schauenburg im Oktober 1991 hat der Erfolgstrainer aus der ehemaligen DDR zusammen mit mehreren Hilfstrainern aus den eigenen Reihen seine Arbeit am NKL aufgenommen und dem Kunstturnen in der Region Basel wieder einen besseren Stellenwert verliehen.

Fricktaler Turner am Aufschwung beteiligt
In den Jahren 2001 bis 2005 sorgten auch die vier in Liestal bei Dieter Hofmann trainierenden Fricktaler Turner Luca Grossklaus (Jg.1989, Hottwil, TV Sulz), Silvan Schreiber (1990, TV Wegenstetten), Florian Stadelmann (1990, Gallenkirch, TV Bözberg) und Severin Sollberger (1992, Magden, TV Wintersingen) für Schlagzeilen. Dieses Quartett gewann an Schweizer Juniorenmeisterschaften, am Eidgenössischen Turnfest im Baselbiet und am Schweizer Kunstturnertag in Bern acht Gold- und je vier Silber- und Bronzemedaillen.

Anfangs März 2005 hatte Hofmann bei seinem Rücktritt als Cheftrainer eine kurze Bilanz gezogen und der Presse Auskunft über seine knapp 14-jährige Tätigkeit gegeben. Nachstehend einige Ausschnitte: Hofmann sprach oft in der «Wir-Form» und zog seine ihm unterstellten Trainer in der Beurteilung mit ein. «Der Start war sehr schwierig. Trotzdem haben wir im Nachwuchsbereich mehr erreicht als ursprünglich erwartet». In der zweiten Hälfte der 90-er Jahre war das NKL zum führenden Leistungszentrum des Schweizerischen Turnverbandes im Nachwuchsbereich aufgestiegen und zählt auch heute noch zu den Besten. «Nicht erreicht haben wir die Umsetzung der Spitzenleistungen vom Junioren- in den Männerbereich. Eine Ausnahme machte einzig Roman Gisi. Krankheiten und Verletzungen anderer Turner verhinderten dies. Dazu kam das zu starke Sicherheitsbewusstsein in Bezug auf die beruf liche Ausbildung. Ein Wechsel nach Magglingen wurde abgelehnt. Dennoch haben wir aus wenig viel erreicht, starteten doch zwischenzeitlich acht Turner in der Meisterklasse, und das aus einem relativ kleinen Einzugsgebiet».

Dazu passen auch die oft gemachten Äusserungen Hofmanns: «Die Turner und auch die Trainer leisten sehr viel an materieller Arbeit, setzen sich ein und riskieren im Grunde genommen Kopf und Kragen. Deswegen habe ich immer wieder den Turnern in meiner ganzen Trainerlaufbahn gesagt, dass es nur mit 100 und 110 Prozent geht. Oder sie entscheiden sich gleich für 50 Prozent und machen «Gymnaestrada». Aber die Turner tun mir am Ende viel zu leid, wenn sie sich mit 80 oder 90 Prozent bemühen, teilweise sogar quälen und es zu keinem ausreichenden guten Ergebnis kommt».

Die Zeit nach dem NKL
Zuerst mochte Hofmann ein wenig Abstand gewinnen. Der Wechsel von der Schauenburg in die Rosen war ihm nicht leichtgefallen. Auf internationaler Ebene war Hofmann weiterhin ein gefragter Mann. So wurde er vom Welt- und vom Europäischen Verband sowie von nationalen Verbänden eingeladen, über Technik, Methodik, Komplexität der Trainings- und Wettkampfsysteme zu referieren. Für eine weltbekannte holländische Geräteherstellerfirma wurde Hofmann als methodischer Berater bei der Entwicklung neuer Generationen Wettkampfgeräte für kommende Grossanlässe tätig. Von Ruhestand keine Rede.

Erwähnt seien noch zwei Ehrungen, die Dieter Hofmann erfahren durfte. 2005 erhielt er den Anerkennungspreis der Baselbieter Regierung im Rahmen der Sportpreisverleihung und 2011 wurde er an der Generalversammlung des NKL zum Ehrenmitglied ernannt.

Hofmann war immer wieder in den Trainingshallen anzutreffen, schaute auf einen kurzen Schwatz auch in der Geschäftsstelle vorbei und nahm so regen Anteil am Leben in und um das NKL. Sein letzter Besuch galt Soul of Gym 2020 und dort durften wir zum letzten Mal sein positives Feedback über das Gezeigte entgegennehmen.


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