Der schwere Gang zum Sozialamt

  01.05.2020 Laufenburg

Es ist mit mehr Sozialhilfebezüger zu rechnen

Dem Sozialdienst Region Laufenburg gehören neben der Standortgemeinde Laufenburg auch Gansingen, Oeschgen, Sisseln und Stein an. Während in anderen Regionen der Deutschschweiz steigende Zahlen der Sozialhilfebezüger aufgrund von Corona verzeichnet werden müssen, ist laut Stellenleiter Marco Schwab die Situation hier deutlich ruhiger.

Susanne Hörth

Zu der prägnantesten, der Corona-Situation geschuldeten Veränderung auf dem Sozialdienst Region Laufenburg, gehört laut dessen Leiter Marco Schwab, dass der direkte Klientenkontakt vor Ort praktisch auf Null gesunken ist. Was aber nicht mit einer reduzierten Hilfe gegenüber den betroffenen Personen gleichzusetzen ist. «Als der Lockdown Tatsache wurde, haben wir unmittelbar auf Telefon, Mail und Unterlagenaustausch über Post und den Brief kasten umgestellt.» Barauszahlungen in Ausnahmefällen können zudem am mit Plexiglas geschützten Schalter getätigt werden.

«Unsere Öffnungszeiten sind wie gewohnt und wir stellen das Gesuch um materielle Hilfe per Post zu. In dringenden Fällen kann es auch in unserem Briefkasten abgeholt und am gleichen Tag wieder eingereicht werden», führt Schwab weiter aus. «Auch in diesen Zeiten ist es uns so möglich, im Normalfall innerhalb von einer Woche die reguläre Sozialhilfe zu beginnen.» Sollte die Not noch unmittelbarer sein, werden von den Sozialdienst-Mitarbeitenden vor Ort Lebensmittel- und Einkaufsgutscheine abgegeben. «Wichtig ist, dass die hilfesuchenden Personen nicht im allerletzten Moment zu uns kommen und die Unterlagen wie Lohnnachweise oder Bankauszüge mitbringen. Es ist uns ein Anliegen, auch während Corona eine seriöse Prüfung der Gesuche sowie ein Erstgespräch am Telefon durchführen zu können», betont Marco Schwab.

Bisher nur ein leichter Anstieg
Die Corona-Krise hat bisher beim Sozialdienst Region Laufenburg zu keiner wesentlichen Erhöhung von Sozialhilfegesuchen geführt. «Direkt darauf zurückzuführen sind nur drei bis vier Falldossiers, die seit Mitte März neu bei uns eröffnet wurden», so Marco Schwab. Er verweist auf einen kürzlich erschienen Artikel in der NZZ. Darin wird von einem sprunghaften Anstieg, einer teilweisen Vervierfachung der Anträge bei kommunalen Sozialdiensten berichtet. «Von dieser Entwicklung spüren wir glücklicherweise noch nicht so viel.» Er weiss, wie sehr neu arbeitslos gewordenen Personen darauf angewiesen sind, dass die Arbeitslosentaggelder rasch ausgelöst werden können. «Wenn dies gelingt, muss keine sozialhilferechtliche Überbrückung geleistet werden. Sollte die wirtschaftliche Krise allerdings länger andauern, ist damit zu rechnen, dass mehr Personen als zuvor während dem Bezug der Taggelder keine neue Anstellung finden und ausgesteuert werden. Dann bleibt vielen von ihnen nur noch der Gang zum Sozialamt übrig.» Wenn es der Wirtschaft nicht gelinge, bald wieder neue Arbeitsplätze zu schaffen, müsse mit einem Anstieg der Sozialhilfebezüger zu rechnen. «In welchem Umfang ist allerdings schwer abzuschätzen.»

«Es könnte länger dauern»
Der Weg zurück in die Normalität hat mit den beschlossenen Lockerungen nun langsam begonnen. Wann wird sich Normalität wieder auf dem regionalen Sozialdienst in Laufenburg einstellen? Dazu meint Schwab: «Dies könnte länger dauern. Die Arbeit auf einem Sozialdienst zeichnet sich insbesondere durch den sehr direkten Kontakt zu unseren Klientinnen und Klienten aus. In der Regel führen wir bis zu einstündige Beratungsgespräche gemeinsam am Tisch, ohne Trennvorrichtung.» In einem ersten Schritt werde die Gemeinde wohl die Schalter öffnen. «Dank der Schutzvorrichtung können einzelne Gespräche dort stattfinden – es ist aber kein gleichwertiger Ersatz. Sollte die Situation noch länger angespannt bleiben, werden wir uns um alternative Lösungen bemühen, um unser Beratungsangebot verbessern zu können.»


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