Pressefreiheit gewährleistet – Vielfalt in Gefahr

  23.04.2020 Aargau

Beschleunigte Konzentration in der Schweizer Presse

Die Schweiz gehört nach wie vor weltweit zum Kreis jener Länder, in denen die Pressefreiheit am besten geschützt ist. Doch wie im Rest der Welt tritt der Journalismus in ein entscheidendes Jahrzehnt ein. Die Coronakrise hinterlässt gefährliche Spuren.

Zwar ist die Schweiz im Ranking der Pressefreiheit im laufenden Jahr vom 6. auf den 8. Platz zurückgefallen, wie die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) am Dienstag bekannt gab. Der Index blieb jedoch im jährlich erfassten Ranking konstant. Die Schweiz bleibt in der «weissen Zone» der Länder, in denen die Pressefreiheit vollumfänglich garantiert ist. Das Ranking der Pressefreiheit wird von Norwegen, Finnland und Dänemark angeführt. Deutschland liegt auf Platz 11. Weniger gut schneiden die übrigen Nachbarländer der Schweiz ab. Österreich liegt auf Platz 18, Frankreich auf Platz 34 und Italien auf Platz 41.

Regionale Berichterstattung unter Druck
Die Schweizer Medien sind jedoch besorgt, weil sich die wirtschaftliche Situation rasch verschlechtert. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) prangert die beschleunigte Konzentration in der Schweizer Presse an. Die Vielfalt der Titel nehme ab. Die regionale Berichterstattung, die in der direkten Demokratie für die öffentliche Meinungsbildung besonders wichtig sei, stehe unter hohem Druck. Komme hinzu, dass sich die Coronavirus-Pandemie für die Medien wirtschaftlich zu einem Desaster entwickle. Die Werbeeinnahmen brächen in rasendem Tempo weg. Kritik übt die Organisation RSF am Bundesrat, der sich weigere, den Medien mit einer Soforthilfe unter die Arme zu greifen. Der Ball liege nun beim Parlament. Besorgniserregend sei, dass sich Journalistinnen und Journalisten zunehmend Angriffen von aussen gegenüber sähen. So hatte unlängst in Genf das Gefolge des kamerunischen Präsidenten Paul Biya einen Journalisten des Westschweizer Radio und Fernsehens angegriffen. Ferner hätten Regierungsvertreter in den Kantonen Waadt und Genf rechtliche Schritte gegen Journalisten eingeleitet. Und eine Journalistin sei wegen Hausfriedensbruchs verurteilt worden. Sie hatte in einem von Aktivisten besetzten Haus eine Reportage verfassen wollen. Auch weltweit nehme die Feindschaft gegenüber Journalistinnen und Journalisten zu. Eine Krise der Demokratie sei am Horizont erkennbar. (nfz)


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