Mit dem Floss über die Hauswand

  15.04.2020 Kunst, Laufenburg

Das ehemalige Pumpenhaus in Laufenburg, nahe beim Schwimmbad, ist Dank der Arbeit des Laufenburger Kunstschaffenden Gabriel Kramer Teil der Geschichte geworden. Szenen der historischen Flösserei zieren nun die Wände des Gebäudes.

Susanne Hörth

Mit vereinten Kräften kämpfen Männer mit langen Stacheln gegen die mächtige Flussgewalt an. Die dunkel gekleideten Gestalten stehen auf zusammen gebundenen Holzstämmen. Einzelne dieser Stämme werden von aufsteigenden Wellen davongetragen. Unter der Wasseroberfläche schwimmen Fische, wahrscheinlich Lachse, mit und gegen den Strom. Szenen, die sich bis Ende des 19. Jahrhunderts täglich auf dem Rhein bei Laufenburg abgespielt haben.

An die Flösserei, welche bis Ende des 19. Jahrhundert auch in unserer Region eine grosse Rolle spielte, erinnert heute nur noch der Flösserweg. Er führt von Stilli bis nach Laufenburg. Diese 21 Kilometer legten die Flösser auf dem Fussweg zurück, nachdem sie den Hinweg mit ihren Flossen auf dem reissenden Flusswasser zurückgelegt hatten. Zielort für die zigtausenden, zu Flossen zusammengeschnürten Holzstämme waren die Niederlande. Dort herrschte für den Schiffs- und Städtebau eine sehr grosse Nachfrage nach Holz.

Ein Projekt wird umgesetzt
Die eingangs beschriebener Szene ist seit einigen Tagen in Laufenburg für alle am Rhein entlang Spazierenden sichtbar. Auf dem letzten Stück des Flösserweges steht das ehemalige Pumpenhaus, unweit vom Freibad entfernt. Die vier Gebäudeseiten wurden von Gabriel Kramer, Laufenburger Musiker, Liedermacher und Zeichner passend zu Ort und Geschichte bemalt. «Ich habe mich schon länger über die wenig schönen Sprayereien am Haus gestört», erklärt er. Normalerweise ist Gabriel Kramer mehrfach die Woche für Musikauftritte gebucht. Zurzeit, er grinst und zuckt mit den Schultern, aufgrund bekannter Situation nicht. Auftritte aufzunehmen und dann ins Netz zu stellen, sei nicht so sein Ding.

Also habe er daheim den Keller aufgeräumt, gesaugt und Utensilien geordnet. Zu letzteren gehören auch Pinsel und Farbtöpfe. Sie erinnerten ihn an ein schon länger geplantes Projekt. Wenn nicht jetzt, wann dann, sagte er sich und kontaktierte die Stadt, die Eigentümerin (Energiedienst) sowie den heutigen Mieter mit seinem Vorhaben. Und stiess auf offene Ohren. Was wiederum hiess: er konnte das ehemalige Pumpenhaus, heute Unterbringungsort für Boote, passend zur Flössergeschichte bemalen. Zuerst musste er das Gebäude, um die unschönen Sprayereien auch wirklich zu beseitigen, grundieren.

Schon nach wenigen Stunden später waren die Motive gut erkennbar. Herannahende Spaziergänger blieben stehen, sparten nicht mit lobenden Worten und versprachen, die Kunde vom neuen Werk weiterzutragen.


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