15000 Eier pro Tag

  07.04.2020 Zuzgen

Seit 15 Jahren sind Eier der Hauptbetriebszweig

Auf dem Kohlmatthof von Barbara und Kilian Adler legen die Hühner 5,4 Millionen Eier pro Jahr. Auf Ostern hin läuft ihr Betrieb auf Hochtouren. Wie sich die Corona-Krise auf das Geschäft auswirken wird, ist ungewiss.

Hinter der Tür gluckst leise ein gewaltiger Chor von 18 000 Legehennen. Im Vorraum des modernen Stalls kontrollieren Barbara und Kilian Adler die Eier auf Risse und Schmutz, die auf einem Eierband aus dem Stall rollen. Eine moderne Maschine verpackt 450 000 Eier im Monat und beschriftet sie mit der Betriebsnummer und dem Legedatum. Kilian Adler: «Ostern ist für uns natürlich der Höhepunkt der Eierproduktion. Die Aufzucht der Legehennen planen wir extra so, dass sie in diesen Wochen ihre Höchstleistung erbringen.»

Der Kohlmatthof liegt idyllisch in den Jurahügeln über dem Dorf Zuzgen. Der Blick geht weit auf das Möhlintal hinaus. Unweit hinter dem Hof verläuft die Grenze zum Kanton Basel-Landschaft. Barbara und Kilian Adler bewirtschaften den Hof seit 2000 in fünfter Generation. Seit 2005 sind die Eier ihr Hauptbetriebszweig. Zwei Teilzeitangestellte und ein Vollzeitangestellter arbeiten auf dem 35 Hektaren grossen Hof, der nach Richtlinien des Ökologischer Leistungsnachweis und IP-Suisse bewirtschaftet wird.

Barbara und Kilian Adler schätzen das selbständige und vielfältige Arbeiten mit den Tieren in der Natur. Langeweile kennen sie nicht, denn ein moderner Betrieb wie ihrer sorgt laufend für neue Herausforderungen. Einer völlig neuen Herausforderung stellen sich gerade ihre Kinder Simon (9), Sandro (14) und Leandra (15): Wegen der Corona-Krise ist die Schule geschlossen. Der Unterricht findet zu Hause statt.

Eine Brücke für Hühner
Neben der Eierproduktion halten Barbara und Kilian Adler Mutterkühe unter dem Label Swiss Black Angus. Diese grasen vor allem die Hügel um den Kohlmatthof. Auf dieses Jahr konnten Barbara und Kilian Adler mit dem Hardhof in Rheinfelden (31 Hektaren) zudem einen zweiten Hof übernehmen, auf dem sie Ackerbau betreiben. Barbara und Kilian Adler haben den Kohlmatthof nach dem Generationenwechsel um zwei moderne Ställe erweitert, einen Legehennenstall und einen Aufzuchtstall. Die Hennen sind während 15 Monaten im Legestall. Über den hellen und luftigen Wintergarten erreichen die Tiere die wohl einzige Hühnerbrücke über eine Gemeindestrasse. Diese verbindet den Stall mit dem riesigen Auslauf. Vorgeschrieben sind zweieinhalb Quadratmeter Weidefläche pro Tier. Die Weide erstreckt sich vom Hof weit hoch bis an den Waldrand. Die Hennen haben täglichen Auslauf.

Von der Legehenne zum Suppenhuhn
In den ersten zwölf Monaten produzieren Adlers Konsumeier, in den letzten drei Monaten werden die Eier je nach Schalenqualität aufgeschlagen und nach Kilopreis für die Herstellung industrieller Eierprodukte verkauft. Wenn die Legehennen ihren Lebenszyklus erreicht haben, werden sie geschlachtet und zu Charcuterie-Produkten oder Suppenhühner verarbeitet. Weil das klassische Suppenhuhn völlig aus der Mode geraten ist, landen Legehennen aber auch immer wieder in der Biogasanlage. In der Schweiz leben rund 80 Prozent der Hühner in Freilandhaltung. Dieser Prozentsatz ist im Vergleich zum Ausland extrem hoch. Barbara Adler hat darum eine klare Botschaft: «Kauft Schweizer Freilandeier, denn unsere Richtlinien sind viel strenger als jene im Ausland.»

Hennenaufzucht auf dem eigenen Hof
Im grossen Aufzuchtstall ist das Licht gedämpft, die Luft dank einer Belüftungsanlage mit mehreren grossen Ventilatoren sehr gut. Barbara Adler schreitet ganz ruhig durch ihre 20000 Hühner. Mehrmals täglich kontrolliert sie so deren Gesundheit und Allgemeinzustand. Die Jungtiere reagieren schreckhaft auf hektische Bewegungen. Doch kaum bleibt Barbara Adler stehen, ist die Neugier der Tiere geweckt. Die Mutigsten picken vorsichtig auf ihre Gummistiefel. Nach 18 Wochen im Aufzuchtstall kommen die Jungtiere in eigens konstruierten Transportcontainern hoch in den Legestall. Der Transportweg ist extrem kurz, die Tiere sind nur rund eine Viertelstunde im Container. Nach jeder Aufzuchtperiode wird der Stall aufwendig gereinigt, desinfiziert und aufgeheizt für die nächsten Küken. Dank der rigorosen Hygiene ist der Einsatz von Antibiotika nur in seltenen Ausnahmefällen nötig. Der Schweizer Tierschutz kontrolliert das Tierwohl jährlich im Rahmen unangemeldeter Besuche.

Initiativen bedrohen Existenz
Unglaubliche 1000 Tonnen Spezialfutter pro Jahr und rund 6 m3 Wasser pro Tag verfüttert Kilian Adler seinen Tieren. Hört er die Forderung der Trinkwasser-Initiative, dass nur noch Futter aus hofeigener Produktion verfüttert werden darf, schüttelt er den Kopf: «Das ist für einen Betrieb unserer Grösse und auch kleinere Betriebe absolut unmöglich. Genauso wie die Reduktion des Geflügelbestands auf 2000 Hühner pro Betrieb, wie es die Massentierhaltungs-Initiative fordert. Um die einheimische Eierproduktion dann noch aufrechtzuerhalten, müssten in der Schweiz über 200 neue Betriebe entstehen. Das ist völlig unrealistisch.»

Quelle: Bauernverband Aargau, Hof des Monats


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