Wie ein Baumstumpf zu neuem Leben erweckt wurde

  26.03.2020 Laufenburg, Natur

Bei der reformierten Kirche in Laufenburg entstanden Feuerzungen

Die mächtige Tanne vor der reformierten Kirche in Laufenburg überragte längst das Kirchendach. Ihre Nadeln verunreinigten die Dachtraufen, ihr Schatten führte zur Moosbildung auf dem Dach und verdunkelte das Kircheninnere. Vor vielen Jahren als kleines Tännlein gesetzt, bedachte man damals zu wenig, dass das niedliche Tännlein dereinst zu einem grossen Baum werden könnte. Notgedrungen sah sich die Kirchenpf lege veranlasst, den Baum fällen zu lassen. Die Kirchenpflege mochte nun aber den Baum nicht einfach sang und klanglos verschwinden lassen. Die Tanne wurde deshalb etwa 2,5 Meter oberhalb des Stocks gefällt. Aus dem dadurch verbleibenden Stumpf sollte neues Leben erwachen. Zu diesem Zweck engagierte man den Gansinger Drechsler Robi Oeschger, wie Pfarrer Norbert Plumhof erklärte. Oeschger erhielt den Auftrag, aus dem Baumstumpf sieben Feuerzungen aufsteigen zu lassen. Mit Feuer und Flammen werde häufig symbolisch das Wirken des Heiligen Geistes dargestellt, erläuterte Norbert Plumhof. Deshalb passe das Werk auch hervorragend in die bevorstehende Pfingstzeit. Sollten an Pfingsten, welche am 31. Mai gefeiert wird, wieder Gottesdienste möglich sein, würde die Skulptur denn auch an diesem Tage eingeweiht.

Meisterliche Arbeit
Robi Oeschger, der in Gansingen eine Drechslerei betreibt, meint zu seiner Arbeit, dass die Vorgabe recht anspruchsvoll gewesen sei. Er habe letztlich das gemacht, was mit dem Baumstumpf überhaupt noch möglich gewesen war. Er habe sich intensiv mit den Flammen und Feuerzungen auseinandergesetzt und diverse Skizzen angefertigt. Geplant waren zunächst sieben Feuerzungen, dann sei aus der Arbeit heraus noch eine achte, aus der Mitte herauswachsende Zunge entstanden. Kopfzerbrechen bereitete ihm insbesondere die Tatsache, dass die Arbeit auf Anhieb gelingen musste. Einen zweiten Versuch gab es in dieser Situation nicht.

Für die Arbeit erstellte Oeschger um den Baumstumpf herum ein Gerüst, Es sei wichtig, dass man von oben herab arbeiten könne, meinte er dazu. Für das «Grobe» benutzte er zunächst eine Motorsäge, bevor es dann mit feineren Werkzeugen, insbesondere Schnitzwerkzeugen an die Ausarbeitung der Details ging. Obwohl er als Drechsler stets mit Holz zu tun hat, sei dies nun für ihn eine völlig neue Erfahrung gewesen. Mit dem Ergebnis zeigte er sich zufrieden. Tatsächlich kann man nur staunen darüber, wie aus dem toten Baumstumpf weder Leben erweckt wurde. (dds/)


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