«Polizisten mussten in Quarantäne»
24.03.2020 FricktalAnspruchsvolle Polizeiarbeit in einer schwierigen Zeit
Im unteren Fricktal mussten vergangene Woche mehrere Polizisten vorübergehend in Quarantäne. Die NFZ hat bei Hansueli Loosli, Leiter der Regionalpolizei unteres Fricktal, nachgefragt, was die derzeitige Corona-Krise für die Polizeiarbeit bedeutet.
Valentin Zumsteg
NFZ: Herr Loosli, war die Regionalpolizei schon mit Corona-Fällen konfrontiert?
Hansueli Loosli: Bei einem Einsatz mit einer Person bestand der Verdacht einer Corona-Infizierung. Aufgrund der konsequent angewendeten Sicherheitsmassnahmen konnte eine Infektion der im Einsatz stehenden Polizisten ausgeschlossen werden.
Gab es in anderen Fällen Quarantäne-Massnahmen?
Bei einem grösseren Einsatz am Montag vergangener Woche, also einen Tag vor der Umsetzung der ausserordentlichen Lage, wiesen kontaktierte Personen Symptome auf. Diese wurden in der Folge zu einem Coronatest angehalten. Die im Einsatz stehenden fünf Polizisten der Regionalpolizei und einige der Kantonspolizei blieben bis Vorliegen der Testergebnisse in Quarantäne. Die nach zwei Tagen ausgewerteten Tests fielen erfreulicherweise negativ aus.
Musste die Regionalpolizei Gruppenansammlungen auflösen?
Am Donnerstag mussten drei Gruppierungen aufgelöst werden. Die Personen wurden nach Hause geschickt. Gerade Jugendliche sind sich nicht bewusst, wie sich ihr Verhalten auf die Ausbreitung des Virus auswirkt.
Wie sieht es mit den angeordneten Ladenschliessungen aus?
Erfreulicherweise haben wir bisher keine Läden oder Geschäfte feststellen müssen, die sich nicht an die Weisungen gehalten haben.
Werden noch Parkbussen verteilt und Geschwindigkeitskontrollen vorgenommen?
Die Verkehrsregeln gelten weiterhin uneingeschränkt und werden auch überwacht. Der Schwerpunkt der Polizeiarbeit liegt im Moment aber bei der öffentlichen Sicherheit.
Wie schützen sich die Polizisten im Einsatz und wie die Organisation als Ganzes?
Der Virus kam nicht überraschend. Die Stadt Rheinfelden hat schon anfangs Februar das bereits seit über zehn Jahren bestehende Pandemie-Handbuch auf den neusten Stand gebracht und die Verhaltensregeln in Erinnerung gerufen. Ebenso hat die Stadt eine Lagerhaltung für das erforderliche Pandemie-Material gepflegt. Am Montag vor zwei Wochen wurden klare Weisungen herausgegeben, dass die Verhaltensregeln gemäss Handbuch sowie die Weisungen des Bundes strikte einzuhalten sind. So wurden die Pausenräume geschlossen, Sitzungen abgesagt oder zumindest in grosse Räume mit genügend Abstand verlegt
Wie sieht es mit Schutzmaterial aus, hat die Polizei genügend?
Die Polizei verfügt über ausreichend Schutzmaterial wie Handschuhe, Schutzbrillen und Schutzmasken. Bei Interventionen wird die Schutzausrüstung getragen. Fahrzeuge und Flächen, die mit verschiedenen Personen in Berührung kommen, werden regelmässig desinfiziert. Zusammen mit den organisatorischen Massnahmen und der konsequenten Einhaltung der Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit können wir unseren Beitrag zur Eindämmung der Epidemie leisten.
Wie ist die psychische Belastung für die Polizisten?
Der Beruf des Polizisten ist immer herausfordernd, aber auch abwechslungsreich und interessant. Unsere Polizisten verfügen über eine solide Grundausbildung und auch über eine gute physische und psychische Verfassung.
Sie sprachen von organisatorischen Massnahmen. Ist die Organisation der Regionalpolizei geändert worden?
Bereits vorletzte Woche wurde beschlossen, dass die gemeinsamen Patrouillen mit der Regionalpolizei oberes Fricktal eingestellt werden und die offenen Schalter in Möhlin und Stein zu schliessen sind. Als sich am vergangenen Montag die Situation verschärfte, wurden weitreichende organisatorische Massnahmen ergriffen, die ab Dienstag umgesetzt wurden. Die Regionalpolizei wurde praktisch in drei autonome funktionierende Organisationen aufgeteilt. Es gibt eine «Repol Stein» mit zwei Teams à zwei Personen, eine «Repol Möhlin» mit zwei Teams à zwei Personen und eine «Repol Rheinfelden» mit zwei Teams à zwei Personen. In Rheinfelden befinden sich der bediente Schalter sowie die Leitung und Koordination. Die verschiedenen Schichten werden abwechslungsweise von je einem Team dieser Stellen geleistet. Die Teams haben Kontaktverbot mit den Teams der anderen Polizeistellen und müssen untereinander die Vorsichtsmassnahmen einhalten. Mit dieser Aufteilung der Organisation kann eine Übertragung innerhalb der Organisation vermieden werden. Wenn ein Team ausfällt, können die anderen Equipen den Dienstbetrieb aufrechterhalten.
Gibt es in dieser schwierigen Zeit auch positive Erfahrungen?
Erfreulich ist, wie die verschiedenen Organisationen und Behörden in der aktuellen Situation zusammenarbeiten und nach pragmatischen Lösungen suchen. Beispielsweise wurde die Schliessung des Inselis, das sich gegenwärtig im Niemandsland zwischen den Grenzkontrollen von Schweiz und Deutschland befindet, innerhalb von Stunden umgesetzt. Erfreulich ist auch, wie gut die Mitarbeitenden die beschlossenen Massnahmen umsetzen und selbst Anregungen einbringen. Der ganze Schichtdienst, wie er gegenwärtig umgesetzt wird, ist ein Experiment von dem einige Elemente womöglich in die zukünftige Dienstplanung einfliessen. Und die Autos waren noch nie so sauber wie heute.
Das Interview ist am vergangenen Freitag geführt worden.