«Musizieren ist das, was jetzt problemlos möglich ist»

  20.03.2020 Fricktal

Die Musikschule Unteres Fricktal bietet seit Montag digitalen Musikunterricht an. Die ersten Erfahrungen sind gut.

Janine Tschopp

«Spiel diese Passage bitte noch einmal», sagt Krisztina Benkovics zu ihrer Schülerin. Krisztina Benkovics unterrichtet an der Musikschule Unteres Fricktal Querflöte und Saxophon. Für einmal steht die Schülerin nicht direkt neben ihr, sondern sie sieht und hört sie via Bildschirm.

Digitaler Unterricht gewährleistet
Wie vom Bundesrat verordnet und vom Aargauer Regierungsrat bestätigt, wurde der Präsenzunterricht auch an den Musikschulen ab 16. März untersagt. Umgehend nach dem Entscheid informierte die Musikschule Unteres Fricktal, dass digitale Alternativen geprüft werden.

Die Musikschule Unteres Fricktal hatte bereits vorher eine gut funktionierende Infrastruktur für den digitalen Austausch im Kollegium. «E-Learning wäre der nächste Schritt gewesen», erklärt Valentin Sacher, Leiter der Musikschule Unteres Fricktal. Nun ging alles ein bisschen schneller. «Wir rüsteten uns mit Computern, Kameras und WLAN-Kabeln aus und richteten in der Schule acht Räume für den Online-Unterricht ein.» Die meisten Musikschullehrer richteten sich für den digitalen Unterricht zu Hause ein. Für die elektronische Anmeldung erstellte die Musikschule am Wochenende für alle Schülerinnen und Schüler eine eigene E-Mail-Adresse. «Am Montagmorgen waren wir bereit», freut sich Sacher. Alle Schüler wurden zu den gewohnten Zeiten online zu Hause unterrichtet.

Positive Rückmeldungen
«Es ging ziemlich gut», sagte Krisztina Benkovics, nachdem sie am Montag sechs ihrer Querflötenschülerinnen online unterrichtet hatte. Die Schülerinnen seien schon am Anfang der Stunde bereit gewesen, und sie hätten die Unterrichtszeit sehr gut nutzen können. «Auch Vorspielen und Nachspielen funktionierte sehr gut», meinte Benkovics. Bewusst ist ihr, dass sie zum Beispiel die Tonqualität eines Schülers oder einer Schülerin via Bildschirm nur schlecht kontrollieren kann. Auch das Zusammenspiel zwischen Lehrer und Schüler sei nicht möglich. «Zum Üben des Zusammenspiels schicke ich den Schülern Aufnahmen», erklärt die Lehrerin.

Die 11-jährige Querflötenschülerin Linda Tschopp (Tochter der Schreibenden) sagte nach dem Unterricht zur NFZ: «Es war ein bisschen komisch, weil die Lehrerin nicht direkt neben mir stand. Im Grossen und Ganzen war die Stunde aber sehr cool, ausser wenn einmal die Verbindung nicht so gut war. Ich finde es toll, dass wir jetzt für ein paar Wochen so unterrichtet werden und freue mich schon auf nächsten Montag.»

Von einem Grossteil genutzt
Auch Valentin Sacher erhielt nach dem ersten Tag digitalen Unterrichts nur positive Rückmeldungen von Eltern und Lehrpersonen. Dass diese neue digitale Möglichkeit von einem Grossteil der 600 Schülerinnen und Schüler genutzt wird, freut den Musikschulleiter sehr. «Musizieren ist das, was jetzt problemlos möglich ist», sagt er und erwähnt den musikalischen Förderfonds, mit welchem auch Familien, die gerade aufgrund einer derzeit schwierigen wirtschaftlichen Situation, unterstützt werden können. «Wir haben ein Gesuch vorbereitet, womit wir Beträge zur Unterstützung schnell sprechen können», so Sacher. Er spricht nicht nur als Musikschulleiter, sondern auch als Vater, wenn er sagt, dass Musizieren gerade jetzt in dieser unterrichtsfreien Zeit eine sehr wichtige und sinnvolle Beschäftigung sei. «Es besteht im Moment eine grosse Gefahr, dass die Kinder nicht wissen, was sie mit der vielen Freizeit anfangen sollen und so auf dumme Gedanken kommen.»


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