«Das ist für den Handel der Super-Gau»

  26.03.2020 Gewerbe, Rheinfelden

Vorstand von Pro Altstadt ist aktiv

Der Fachhandel wird von den Auswirkungen der Corona-Krise hart getroffen. Was das bedeutet, erklärt Marco Veronesi, Präsident der Rheinfelder Detaillistenorganisation «Pro Altstadt».

Valentin Zumsteg

Die meisten Läden – mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften, Apotheken und Kiosken – sind derzeit und bis auf Weiteres geschlossen. Viele Ladenbesitzer und Gastrobetreiber befinden sich in einer äusserst schwierigen Situation, denn der Umsatz ist von einem Tag auf den anderen weggefallen oder zumindest sehr stark zurückgegangen. «Die Situation für den stationären Handel war schon in den vergangenen Jahren nicht rosig. Die jetzige Corona-Krise ist für viele der Super-Gau. Die ganze Tragweite ist noch nicht absehbar. Aber es wird sehr einschneidend», erklärt Marco Veronesi. Er ist Präsident der Rheinfelder Detaillistenorganisation «Pro Altstadt».

«Kontakt halten»
Derzeit steht er im engen Austausch mit den Mitgliedern des Vereins und verschickt laufend Newsletter mit nützlichen Informationen und Antworten zu drängenden Fragen. Er zeigte beispielsweise auf, wie man Kurzarbeit beantragt. «Als Vorstand wollen wir vorangehen und unsere Mitglieder, die es alle nicht leicht haben, auf diesem Weg unterstützen. Auf der einen Seite bieten wir Informationen, auf der anderen Seite wollen wir den Kontakt halten und so allen auch moralisch beistehen in dieser schwierigen Zeit. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das Kontakt braucht», betont er. Es werden ebenso Ideen entwickelt, wie man mit der aktuellen Situation umgehen kann. Ein Thema, das derzeit geprüft wird, ist beispielsweise ein gemeinsamer Webshop.

«Solidarisch sein»
Veronesi ruft in diesem Zusammenhang die Bevölkerung dazu auf, jene lokalen Geschäfte zu unterstützen, die noch offen haben oder die einen Lieferdienst anbieten. «So können sie wenigstens noch etwas Umsatz machen. Es geht aber um mehr, es ist auch ein Zeichen von Solidarität», sagt er.

Veronesi selber betreibt ein Optikergeschäft in der Marktgasse. Es kann teilweise geöffnet bleiben. «Ich darf einen Notdienst anbieten. Wenn zum Beispiel jemand dringend eine neue Brille braucht, weil die alte kaputt gegangen ist, darf ich das anbieten. Ich darf auch Kontaktlinsen nachbestellen. Es ist aber kein normaler Betrieb», schildert Veronesi. Dies macht sich in der Kasse bemerkbar. «Vergangene Woche habe ich vielleicht 20 Prozent des normalen Umsatzes erzielt – und es wird wohl noch weniger.» Normalerweise arbeiten sechs Personen in seinem Betrieb, die sich vier Vollzeitstellen teilen. «Wie viele andere habe ich Kurzarbeit angemeldet», so Veronesi. Er geht davon aus, dass er in diesem Jahr rund einen Viertel seines Umsatzes verlieren wird – vorausgesetzt, ab Mitte Mai läuft wieder der Normalbetrieb. «Das hätte zur Folge, dass ich in diesem Jahr mehr oder weniger gratis arbeite.»

«Unbürokratisches Handeln»
Veronesi findet grundsätzlich, dass der Bund bisher richtig reagiert hat, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. «Die beschlossenen Massnahmen sind gut. Jetzt braucht es unbürokratisches Handeln. Die kleinen Geschäfte benötigen schnell Liquidität.» Er hofft, dass sich auch die Immobilienbesitzer solidarisch zeigen und mit ihren Mietern eine Lösung finden, die für beide Seiten tragbar ist. «Die Vermieter müssen sich bewusst sein, dass es sinnvoller ist, in der Krise zu seinem Mieter zu stehen als nach der Krise einen neuen Mieter zu suchen», appelliert er.

Sehr erfreulich sei, dass einige Immobilienbesitzer von sich aus mit Ladeninhabern Kontakt aufgenommen haben und ein Entgegenkommen signalisierten. «Das finde ich grossartig.»


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