Zunftbruder bis an das selige Ende

  21.02.2020 Laufenburg

Leuenbergers Fasnachtsliebe geht über Generationen

«Ich verspreche, von heute ab der Narro-Alt-Fischerzunft 1386 Laufenburg anzugehören… bis an mein seliges Ende»: Mit der feierlichen Vereidigung von Lukas Leuenberger am Hauptbott am ersten Faissen vereint die Narro-Alt-Fischerzunft drei Generationen Leuenbergers unter ihrem Dach.

Hildegard Siebold

Eine Besonderheit sei das aber nicht, so René Leuenberger d. Ä. (der Ältere). «In Laufenburg ist das fast normal», fügt der Grossvater von Lukas hinzu. Ein Novum ist jedoch, dass Lukas von seinem Vater René Leuenberger d. J. (der Jüngere) in die Zunft aufgenommen wurde. Das wird wohl für immer Rückenschauer beim derzeit noch amtierenden Zunftmeister der Schweizer Narro-Alt-Fischerzunft wecken.

Guter Brauch
Wenn einem drei Generationen Leuenbergers in der Zunftstube in der Taverne Schiff am Stammtisch gegenübersitzen, dann trifft pure Fasnachtsliebe auf fasnächtliches Brauchtumswissen, das einen fast schwindlig macht. Es ist eine Wonne, ihnen zuzuhören, wenn sie in ihren Erinnerungen aus mehr als 50 Jahren aktiv erlebter Fasnacht in Laufenburg schwelgen. René Leuenberger d. Ä. hat die Liebe zur Fasnacht in seiner Familie ebenso weitergegeben, wie das viele seiner Zunftbrüder getan haben. Seit Generationen sei es guter Brauch, dass die Kinder ihren Vätern als Zunftbrüder folgen.

So war es auch bei René Leuenberger d. Ä. Sein Vater Fredy wurde 1961 in die Zunft aufgenommen. Und schon als kleiner Bub schnupperte der heute 69-jährige Zunftluft. Am 23. Januar 1970 schwor er der Zunft seine lebenslange Treue. «Ich war der Jüngste damals und hatte die Ehre, von Zunftmeister Paul Erne vereidigt zu werden», erinnert er sich zurück. Erne sei für ihn ein Fasnachtsvater gewesen, eine Grösse, eine Persönlichkeit. Aber auch sein eigener Vater war für René Leuenberger Vorbild. Er brachte sich ein, war von 1964 bis 1980 Säckelmeister der Zunft. «Ich habe viel von ihm übernommen, vor allem, dass man erst einmal über die Dinge schlafen soll», erzählt er.

Erster Landschaftsvertreter
Fasnacht ist für ihn Narrenfreiheit. Gemeinsam feiern, gemeinsam singen, miteinander fröhlich sein. Und natürlich ging es ihm immer auch darum, das Brauchtum der Zunft weiterzugeben. So ist er seit 50 Jahren voll «debi» und übernahm in der Zunft auch Verantwortung. Von 1981 bis 1988 war er Zunftschryber, danach drei Jahre Zunftratsbeisitzer. Und als die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) 2012 einen Landschaftsvertreter Hochrhein suchte, übernahm er diesen Posten und hatte ihn bis Anfang dieses Jahres inne. Das war damals ein Novum, denn er war der erste Landschaftsvertreter, ohne je Zunftmeister gewesen zu sein.

Eid auf Schwiizerdütsch
Zu Zunftmeisterwürden brachte es sein Sohn René d. J. (der Jüngere). Am 23. Januar 1997 schwor er seinen lebenslangen Eid für die Narro-Alt-Fischerzunft und rückblickend scherzt er mit dem so typischen Leuenberger-Humor: «Das war vom allersten Schrei an klar, dass ich einmal Zunftmeister werde.» Auch seine Vereidigung war etwas Spezielles: Er war der erste Zunftbruder-Aspirant, der sich traute, den Eid auf Schwiizerdütsch abzulegen. Er war auch einer jener jungen Zunftbrüder, hüben wie drüben, welche wieder vermehrt das Grenzüberschreitende pf leg ten. Seine ersten Kindheitserinnerungen, nebst den Eltern natürlich, gelten seinem Grossvater Fredy, dessen Hund und der Fasnacht. «Ich konnte kaum laufen, da durfte ich am Umzug einen Narro tragen», erzählt er. Und wann immer dem Buben die Frage gestellt wurde: «Willsch helfe, chunsch mit?» war er dabei.

Als junger Kerl war er fasnächtlich nicht so aktiv, vielmehr mit seiner Ausbildung als Landschaftsgärtner und -architekt und als Musiker unterwegs. 1995 bog er dann auf die «vierspurige Autobahn» seines heutigen Lebens ein: Als Präsident der Pontoniere Laufenburg (1996), als Zunftbruder der Narro-Alt-Fischerzunft und mit dem Eintritt in den elterlichen Gartenbaubetrieb (1997). Die erste Spur der Lebensautobahn war da schon besetzt: Die gehörte seiner Frau Jutta, kennengelernt 1994 bei der Städtlefasnacht in Laufenburg. Frei nach dem Motto: «Zwei Länder eine Stadt, eine Fasnacht, eine Partnerschaft». Und in Anlehnung an bekanntes Männer-Balz-Verhalten: «Meine Frau, mein Geschäft, meine Pauke, mein Schiff (Weidling)», scherzt René Leuenberger. Und offenbart Unvermutetes. So lange die Tschättermusik und das Narrolaufen in der Geschichte der Zunft zurückreichen, so relativ jung ist der Brauch des Salmanlandens – ins Leben gerufen Mitte der 80er Jahre mit Unterstützung der Pontoniere René Leuenberger d. Ä. und dem jüngeren Sohn Martin. Sie fuhren damals den ersten Weidling. Jeweils am 3. Faissen präsentieren die Zunftbrüder der Narro-Alt-Fischerzunft 1386 Laufenburg seither ihren grossen Fang. 2005 ereilte René Leuenberger d. J. der Ruf nach dem Posten des Vizezunftmeisters, seit 2011 ist er Zunftmeister. Mit seinem badischen Kollegen Claus Epting hat er in dieser Zeit viel an der grenzüberschreitenden Fasnacht und dem gemeinsamen Zunftleben gearbeitet.

Mit Stolz erfüllt
Jetzt geht seine Ära zu Ende, beim Frühjahrsbott Ende März legt er sein Amt in die Hände seines Vizezunftmeisters David Giess. Umso schöner empfindet er es, dass er als letzte grosse Amtshandlung seinen Sohn Lukas in die Zunft aufnehmen durfte. «Die Vereidigung jedes Zunftbruders und das Ritual sind etwas ganz Besonderes», sagt er. Aber wenn es der eigene Sohn ist, dann sei das ein Gefühl, das einem mit grossem Stolz erfülle. Schliesslich war er es, der Lukas die Liebe zur Fasnacht näherbrachte, so wie einst sein Vater ihm. «Ich bin stolz, der Zunft anzugehören», sagt Lukas Leuenberger und fügt hinzu: «I chumme immer wieder, selbst wenn ich emol e Ziit lang weg bin.» Zunftbruder ein Leben lang zu sein, war für ihn keine Frage. Da sei er reingewachsen, das sei einfach klar. Was für ein reflektierter junger Narro.


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