Mehr und Minder

  21.02.2020 Laufenburg

Kaum etwas vereint das geteilte Laufenburg so sehr wie aktuell die grenzüberschreitende Fasnacht. Dabei fallen auch schon mal Begriffe wie die «Mindere Stadt» oder die «Mehrere Stadt». Mit Narrentum haben die Begriffe aber nicht wirklich etwas zu tun. (sh)


Von der Mehreren und der Minderen Stadt

Einst war die Zweiländerstadt in Grosslaufenburg und Kleinlaufenburg unterteilt

Nicht jeder Begriff, der regelmässig an der Fasnacht zu hören ist, hat auch direkt mit dem Narrentum zu tun. Grösse und Bevölkerungsdichte waren es, die das einst vereinte Laufenburg auf den beiden Rheinseiten in die «Mehrere» und «Mindere» Stadt aufteilten.

Susanne Hörth

Die Fasnacht in Laufenburg zählt mit Sicherheit zu den ältesten im süddeutschen Raum. Weder Kriege, Naturkatastrophen, Brände noch gar eine plötzlich mittendrin verlaufende Landesgrenze haben es geschafft, das gemeinsame Narrentum über den Rhein hinweg zu trennen. Entsprechend stolz verweist die grenzüberschreitende Narro-Alt-Fischerzunft 1386 in ihrem Namen auf die erste urkundliche Erwähnung. In den aktuell närrischen Tagen, die in den beiden Schwesterstädten eine Fülle an Veranstaltungen bereithalten, fallen auch immer wieder die Begriffe «Mindere» und «Mehrere» Stadt. Es mutet wohl etwas närrisch an, ist es aber nicht. «Es hat geschichtlichen Ursprung», weiss Herbert Weiss, der Stadtammann der «Mehreren Stadt». Er weist in diesem Zusammenhang auch auf die Trennung der Stadt im Jahre 1801 hin.

Laut verschiedenen Quellen und Geschichtsbüchern stammen die Begriffe «Mehrere Stadt» und «Mindere Stadt» noch aus der vornapoleonischen Zeit, als Laufenburg noch vereint war. Weil jener Teil auf der linken Rheinseite – das heutige schweizerische Laufenburg – grösser und bevölkerungsreicher war, wurde er zur «Mehreren Stadt». «Minder» in Grösse und Bevölkerung war somit der rechtsrheinische Teil. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts fiel im Zusammenhang mit dem heute badischen Teil des Öfteren auch die Bezeichnung «Kleinlaufenburg».

1801 brannte das Heer von Napoleon die Rheinbrücke in Laufenburg nieder. Der Fluss wurde zur Grenze, die Stadt aufgeteilt. Während das rechtsrheinische Laufenburg dem Grossherzogtum Baden zugeschlagen wurde, war die gegenüberliegende Schweizer Schwesternstadt Teil des gerade ein Jahr und 10 Tage dauernden Kantons Fricktal. Seit 1803 gehört das Fricktal zum Kanton Aargau.

Das «Mindere» ist heute das Grössere
Zurück beim Thema «Mehrere und Mindere Stadt» sagt Stadtammann Herbert Weiss: «Altstadtbezogen und auch im Zusammenhang mit der Städlefasnacht stimmen die Begriffe ja noch immer. Wenn auch heute die Gemeinde Laufenburg Baden weitaus stärker bevölkert ist.» Er schmunzelt bei der Frage, ob das Mehr und Minder zwischen ihm und seinem deutschen Amtskollegen, dem Bürgermeister Ulrich Krieger, thematisiert werde. «Nein, nicht direkt. Zwischendurch kam aber schon mal die Idee auf, beide Laufenburg wieder zusammenzuführen und so etwas wie eine autonome Stadt zu machen.»

Auf die grössten Unterschiede der beiden Schwesterstädte angesprochen, meint Weiss: «Laufenburg Baden hat sich auf Grund der weitaus grösseren Land- und Industriefläche sowie der verordneten Eingemeindung in den 1980er-Jahren zur einer deutlich grösseren Gemeinde entwickelt. Ein wesentlicher Unterschied ist auch in der politisch unterschiedlichen Struktur zu erkennen.»

Im weiteren Gespräch, dabei geht es auch um das Verbindende, Gemeinsame über die Grenzen hinweg, fallen dem Stadtammann spontan noch zwei weitere Begriffe auf, welche in Laufenburg regelmässig fallen. «Gerade im kulturellen Bereich sieht und trifft man sich ‹hüben wie drüben›. Man kennt sich, begrüsst sich und nimmt interessiert teil an Veranstaltungen beider Laufenburgs.» Da sei die Landesgrenze kaum spürbar. Einen grossen Anteil daran hat für den Stadtammann sicher die gemeinsame Städtlefasnacht. Diese wird heute Freitag mit der Salmanlandung offiziell eröffnet. «Ich denke aber auch an alle Vereine, die sich grenzüberschreitend das ganze Jahr hindurch unterstützen begegnen und aushelfen.»

 

 


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