Deal geplatzt

  13.02.2020 Laufenburg

Suche nach einem Kapitän für den «Löwen von Laufenburg» geht weiter

Der Gemeinderat von Laufenburg hat entschieden: Er erteilt eine Absage an Holger Grosse, den Kapitän, der Jürgen Schroffs Nachfolge antreten wollte, bekennt sich aber klar zum Kulturgut Schifffahrt. Wenn nötig mit einer Anschubfinanzierung durch die Stadt.

Simone Rufli

«Ein Ende der Fahrgastschifffahrten in Laufenburg würde als grosser Verlust für die Stadt und deren Kulturgüter gewertet», hält der Gemeinderat in seinen amtlichen Mitteilungen fest. Auf wenigen Zeilen erklärt der Gemeinderat, dass er auf die im Oktober 2019 in Aussicht gestellte Zusammenarbeit mit dem Interessenten Holger Grosse verzichtet. Damals vermeldete die NFZ, dass die Ortsbürger beabsichtigen, das deutsche Fahrgastschiff «Löwe von Laufenburg» von Besitzer und Kapitän Jürgen Schroff für zwei Jahre zu mieten und es dem interessierten, jedoch mittellosen Kapitän Holger Grosse zur Verfügung zu stellen. Dies im Sinne einer Anschubfinanzierung.

An seiner Sitzung vom Montag entschied der Gemeinderat nun anderes. Er begründet es wie folgt: «Holger Grosse ist zurzeit nicht in der Lage, das Schiff von Jürgen Schroff abzukaufen, weshalb die beiden Laufenburg darüber diskutiert haben, zugunsten von Herrn Grosse eine befristete Anschubfinanzierung zu leisten. Im Rahmen der Klärung der Finanzierungsfragen musste der Gemeinderat jedoch feststellen, dass Holger Grosse die nötigen Voraussetzungen für die Führung der Laufenburger Schifffahrt nicht mitbringt. Aufgrund dessen hat der Gemeinderat sich dazu entschieden, das Angebot einer Anschubfinanzierung zurückzuziehen. Nach wie vor ist der Gemeinderat sehr interessiert, dass das Kulturgut Schifffahrt in Laufenburg weiterhin erhalten bleibt und ist gerne bereit, allfällige Interessenten bei der Übernahme des Schiffes und der Organisation des Fahrbetriebs zu unterstützen. Gerne kann bei vorhandenem Interesse direkt mit der Gemeindeverwaltung Kontakt aufgenommen werden.»

Meinrad Schraner, Vizeammann und Präsident der Laufenburger Ortsbürger machte am Dienstag auf Anfrage deutlich, dass der Entscheid aufgrund der jüngsten Vorfälle gefällt wurde. Was genau vorgefallen ist, dazu wollte sich Schraner aus Rücksicht gegenüber der anderen Seite nicht äussern. Nur soviel: «Wir sind übereingekommen, dass eine Zusammenarbeit unter diesen Voraussetzungen nicht zustande kommt.»

Verständnis bei Schroff
«Schade, aber verständlich», ist kurz und knapp der Kommentar von Jürgen Schroff, dem Besitzer und Kapitän des Fahrgastschiffes «Löwe von Laufenburg». Schade deshalb, weil der 68-Jährige seit drei Jahren vor hat in den Ruhestand zu gehen. Den Ruhestand geniessen kann einer wie er – leidenschaftlicher Kapitän, Unternehmer und Gastgeber – aber erst, wenn sich eine Nachfolge am Steuer seines «Löwen» gefunden hat. Darum fährt er bis auf weiteres weiter. Schroff hätte sich über einen Nachfolger gefreut. Den Entscheid des Gemeinderates kann er aber verstehen. «Um die Fahrgastschifffahrt erfolgreich weiterzuführen, braucht es neben dem Kapitäns-Brevet auch kaufmännisches Geschick.» Als Angestellte befänden sich Holger Grosse und seine Partnerin in einer anderen Situation, wo das bisher nicht erforderlich war. Sicher ist, dass sich Holger Grosse mit seinen dezidierten Kommentaren auf den sozialen Medien zu den jüngsten politischen Entscheiden in Laufenburg und mit der Vorderung um Unterstützung bei der Wohnungssuche über den Gemeinderat hinaus wenig Freunde gemacht hat im Städtchen. Seine Reaktion auf den negativen Entscheid fiel am Dienstag emotional aus. «Stinkesauer» sei er. «Ein Glück, dass wir weder die Anstellung auf dem Mittelrhein noch die Wohnung bereits gekündigt haben.»

Unterstützung zugesagt
Zur Form der Unterstützung, die der Gemeinderat einem neuen Interessenten zukommen lassen würde, meinte Schraner: «Wir sind weiterhin bereit, eine Anschubfinanzierung zu leisten, und zwar im gleichen Rahmen, wie das bei Holger Grosse vorgesehen war. Sollte sich ein Kapitän finden, der jemanden für die Gastronomie auf dem Schiff braucht, würden wir auch da Hand bieten für eine Lösung. Wir unterstützen auch Kapitän Jürgen Schroff bei der Suche nach einem Nachfolger.» Ein Zurückgreifen auf eigene Kapitäne, die bis vor zwei Jahren am Steuer des Motorschiffes «Stadt Laufenburg» standen, ist gemäss Meinrad Schraner nicht möglich. Zum einen kämen diese Leute aus gesundheitlichen Gründen nicht oder nicht mehr in Frage. Zudem sei auch die Ausbildung eine andere.


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