Eine verschworene Frauenbande prägt das Dorf

  28.01.2020 Schupfart

100 Jahre Frauenverein Schupfart: prägnante Spuren hinterlassen

Einst unter den Fittichen von Pfarrherren strikte beaufsichtigt, haben sich die Frauen von den Fesseln gelöst und sich zu einer weltoffenen, selbstbewussten und starken Vereinigung formiert: Der 100 Jahre alt gewordene Frauenverein hat tiefe Eindrücke im Schupfarter Dorfleben hinterlassen und versprüht ansteckende Unternehmungslust.

Paul Roppel

«Stricken, Häkeln, Nähen und Flicken – ist es das, was ich können muss, wenn ich Mitglied werden will?», stichelte eine Frau beim Apéro des Frauenvereins. Absolut falsch – denn sie kramte damit ihr komplett verstaubtes typisches Klischeebild aus dem vergrauten Hinterstübchen. «Wir sind zwar 100 Jahre alt, aber überhaupt nicht verstaubt», liess Präsidentin Christine Müller-Thommen die rund 120 Gäste an der fünfstündigen Jubiläumsfeier am Samstag in der Turnhalle wissen. Zu Unrecht oder gar aus Bescheidenheit stellten die im Stillen wirkenden Frauen ihr Licht vielmals unter den Scheffel. Aber der von Erika Beck präsentierte Rückblick über den 1920 gegründeten Mütterverein, dessen gewaltigen Wandel, modernisierten und selbstbewussten Auftritt und das immense Wirken mit prägenden sozialpolitischen Hinterlassenschaften im Dorf, versetzte manche Zuhörer in Erstaunen.

Fortschritte im Dorf initiiert
So kam im Verein schon 1958 der Wunsch für die Gründung eines Krankenpf legevereins auf, wozu vorsorglich der Mitgliederbeitrag um einen Franken auf vier Franken angesetzt wurde. Das Unterfangen brauchte zwar seine Zeit, aber sieben Jahre später kam es zur Gründung des Krankenpf legevereins Schupfart-Wegenstetten. Initiativ war der Verein auch 1989 bei der Planung des Pfarrsaals. Ein Jahr später machten sich Trudi Hartmann und Lisbeth Furler stark für die Einführung der Spielgruppe im Dorf, wozu der Verein 10 Jahre lang Gruppenleiterinnen zur Verfügung stellte. Auch bei der Einführung der «Chrabbelgruppe» für die Kleinsten war der Verein aktiv. Initiativ war der Verein 1993 bei der Einführung der Sternsinger und seit 1997 der Gestaltung der Adventsfenster im Dorf. Seit 1999 gibt es den Bastelnachmittag für Kinder.

Pfarrherren gaben Verhaltensanweisungen
Aus dem ehemaligen Frauen- und Töchternachmittag formierte sich das Treffen für über 65-Jährige (auch Männer), woraus sich der heute beliebte Seniorenanlass «Reife Runde» entwickelte. «Wir haben in den Achzigerjahren die ersten Asylbewerber im Dorf betreut», erzählte Hartmann der NFZ, die in jungen Jahren den Verein von 1987 bis 1995 präsidierte. Viel Engagement fliesst in gemeinnützige Projekte, welche finanziell unterstützt werden. Unbestritten, «die Pfarrherren drückten bis 1960 dem Verein den Stempel auf und hatten klare Verhaltensanweisungen gegeben», vermerkte Beck. Aber der Verein hat sich gewandelt und eine Krise vor sechs Jahren dank der heutigen Präsidentin und ihrem umtriebigen jungen Vorstand überwunden. Die heute 118 Frauen (im Alter von 25 bis 99 Jahren) zählende Organisation ist einer der mitgliederstärksten Vereine im Dorf und präsentiert sich als unternehmungslustige, moderne, weltoffene und konfessionsneutrale Vereinigung, welche die Frauengemeinschaft unterstützt. «Es ist eine starke Frauen-Bande, welche in der Dorfgemeinschaft mit unschätzbarem Wert ein glückliches Zusammenleben gewährleistet», bekräftigte Pia Viel, Präsidentin des aargauischen katholischen Frauenbundes in ihrer Laudatio. «Nicht an Materiellem, aber an vielfältigen Vereinsaktivitäten sind wir reich», lobte Gemeinderätin Angela Hurschler das Engagement des Vereins und überreichte zusammen mit Remo Leubin, Präsident der vereinigten Vereine, eine rustikale Sitzbank. Diese solle den Vereinsmitgliedern wohl zum Ausruhen, aber auch zur weiteren Ideefindung ihrer gefragten Aktivitäten dienen. Gewürdigt wurde das starke Engagement der 11 Präsidentinnen, unzähligen Vorstandsmitgliedern und mitwirkenden Vereinsmitgliedern. «Viele Frauen haben sich ein Leben lang dem Frauenverein verschrieben», sagte Beck. In der hollywoodmässig glitzernd dekorierten Halle waren ausschliesslich VIP-Gäste vertreten, ausgeschildert mit dem Namen eines Weltstars und dank der Schauspielerin Susanna Zachar (alias Charlotte Holmes) in einen spannenden und ausgelassenen Krimi verwickelt, vorzüglich bewirtete von der Männerriege.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote