Wer sich in diesen Tagen vor Weihnachten etwas Zeit nimmt und die Menschen um sich herum beobachtet, kratzt sich vielleicht verwundert am Kopf. Was ist nur passiert? Warum verhalten sich viele Menschen auf einmal so anders als sonst?

Plötzlich nehmen sich viele mehr Zeit für ein Gespräch, haben Lust auf ein Lächeln, zeigen sich hilfsbereiter und grosszügiger. Was für eine wunderbare Welt!

Was ist da passiert? Was sind die Gründe dafür? Hat die dunkle Jahreszeit damit etwas zu tun? Liegt es an den vielen Lichterketten, welche die Menschen in ihren Bann ziehen? Oder hat es mit der Verfügbarkeit von mehr Geld zu tun, weil viele Berufstätige einen zusätzlichen Monatslohn oder sonst einen Zustupf erhalten? Beeinflusst uns der hohe Zuckerspiegel dank dem Konsum unzähliger «Weihnachtsgutzli» positiv oder hebt der viele Glühwein unseren Stimmungspegel?

Denkbar wäre natürlich auch, dass uns das «Geschenkli»-Virus heftig befallen hat. «Schenken macht Freude und glücklich», heisst es. Liegt es an den verschiedenen Weihnachtsmärkten in der Region, oder heben die vielen Musikgruppen und Gospelchöre mit ihrem wundervollen Gesang die Stimmung?

Vielleicht sind aber auch die vielen Mandarinen und Nüssli, welche uns seit Wochen anlachen und mit ihrem unverwechselbaren Geschmack an die Adventszeit erinnern, unsere heimlichen Motivatoren. Nicht unterschätzen dürfen wir natürlich den stimmungshebenden Einfluss der vielen Advents-Apéros und Weihnachtsessen. Hemmungslos trinken und schlemmen wie im alten Rom, das muss doch beflügeln!

Natürlich, mit den Weihnachtstagen geniessen viele auch ein paar freie Tage. Das motiviert. Doch möglicherweise gibt es noch einen weiteren Grund für diese Stimmungs-Euphorie: Es geht dem Ende des Jahres entgegen. Vieles findet damit seinen Abschluss – Gutes wie weniger Gutes. Und dies gibt wiederum Raum für Neues, einen Neuanfang, ein neues Jahr – was grosse Energien freisetzt. Neue Chancen – neues Glück!

Oder ist die überaus sympathische Menschlichkeit, welche wir im Dezember beobachten können, etwa auf die eigentliche Bedeutung von Weihnachten zurückzuführen? Der Geburt von Jesu Christi. Der Freude am Leben und dem Glauben an eine gute Zukunft? Bestärkt mit gemeinsamen Feiern mit Freunden, in der Familie, unter dem Weihnachtsbaum oder in der Kirche? Diese Weihnachtsatmosphäre ist wie ein Wunder. Der Versuch der Erklärung bringt statt klare Antworten Fragen über Fragen.

Warum sind die Menschen zur Weihnachtszeit so erfreulich anders?

Halt… sind sie vielleicht gar nicht anders, sondern genau so, wie sie im Grunde genommen immer schon waren? Nett, freundlich, sympathisch, herzlich, hilfsbereit und grosszügig?

Möglicherweise ist dies die Wahrheit.

Offen bleibt dann nur noch die Frage, warum sich viele Menschen in den anderen 11 Monaten des Jahres «verstellen» und diese sympathischen Eigenschaften – welche zur geliebten und schönen Weihnachtsatmosphäre führen – vermissen lassen?

Wie auch immer und warum auch immer – ich wünschte mir, nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr, diese wirklich besondere Weihnachtsatmosphäre.

Sie nicht auch?