Die jüngere Schwester zeigt sich modern

  13.12.2019 Rheinfelden

Badisch Rheinfelden läutet morgen Samstag mit einer modernen Ausstellung zur Stadtgeschichte die Feierlichkeiten zur 100-Jahr-Feier 2022 ein. Thema des Schauraums ist auch die gemeinsame Geschichte mit der Schweizer Schwesterstadt.

Boris Burkhardt

Während die Schweizer Stadt Rheinfelden auf eine rund neunhundertjährige Geschichte zurückblicken kann, bereitet sich die badische Nachbarstadt gleichen Namens gerade einmal auf ihre 100-Jahr-Feier 2022 vor. Eine solch junge Stadt erwartet von sich selbst auch einen jungen und modernen Ansatz, die eigene Stadtgeschichte aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zu präsentieren: Die junge Geschichte Rheinfeldens hat den Vorteil, dass die Entstehung aus Wasserkraftwerk und Industrie heraus noch ohne den Verschleiss der Jahrhunderte und multimedial dokumentiert ist. Deshalb sind unter anderem die damals und heute grössten Arbeitgeber Evonik, Energiedienst und Aluminium Materiallieferer für den neuen multimedialen Schauraum in der Touristinfo mitten in der Stadt, der als Alternative zu einem Museum sowohl Tagestouristen als auch die Rheinfelder selbst mit ihrer Geschichte vertraut machen soll. Eröffnung des Schauraums ist Morgen Samstag, 14. Dezember, um 11 Uhr.

«Gründerfirmen»
Sie wisse, dass es für viele Menschen nicht spannend sei, sich mit Geschichte zu beschäftigen, sagte Projektleiterin und Bürgermeisterin Diana Stöcker anlässlich des Pressegesprächs vor Ort. Von einem Schauraum mit grossem Fenster zu Strasse hin, dem kosten- und barrierefreien Zugang und den «unschlagbaren» Öffnungszeiten der Touristinfo im selben Raum verspricht sich Stöcker deshalb ein niederschwelliges Bildungsangebot, wie es ein klassisches Museum nicht bieten könne. Davon abgesehen ist sie überzeugt, dass die Rheinfelder Geschichte «super spannend» ist.

Die regional einzigartige Entstehungsgeschichte als rasant wachsende Industriestadt wird in fünf Themenbereichen aufgearbeitet: Die tatsächliche Industriegeschichte, wie erwähnt mit Bildmaterial unter anderem der «Gründerfirmen» Rheinfeldens, die Stadtwerdung und -entwicklung unter anderem anhand des 1898 gebauten und bei seinem Abbruch 2011 ältesten noch existierenden Flusskraftwerks in Europa, die soziale Entwicklung der einstigen Arbeiterstadt, die bis heute Wellen von Neuankömmlingen integrieren muss, anhand von Interviews mit 16 Rheinfeldern unterschiedlichen Alters und Herkunft. Ein Bereich ist der Rheinfelder Prominenz gewidmet, darunter der ermordete Aussenminister der Weimarer Republik, Walther Rathenau, der mit seinem Vater, dem AEG-Gründer Emil Rathenau, massgeblich den Bau des schweizerischbadischen Kraftwerks ermöglichte.

Blick über die Grenze
Schon bei Kraftwerk und Industrie geht ein Blick zurück nicht, ohne die Schweizer Schwesterstadt einzubeziehen. Der fünfte Themenbereich «dies- und jenseits des Rheins» widmet sich ausführlich der vorindustriellen Geschichte seit der Zeit der Kelten und Römer. Über 2000 Jahre wird deutlich, wie der Rhein immer wieder als Bindeglied fungierte, wie bei der ältesten Rheinbrücke zwischen Konstanz und Strassburg; immer wieder aber auch als Trennstrich wie bei der Auflösung Vorderösterreichs und der Gründung des Grossherzogtums Baden 1806 sowie beim historischen Tiefpunkt nach 1945 unter französischer Besatzung mit Todesstrafe für Grenzverletzer. Heute steht die Beziehung zwischen beiden Städten mehr denn je für den Rhein als Bindeglied: Ein digitaler Bilderrahmen zeigt Fotos gemeinsamer Veranstaltungen wie Brückensensationen, Rheinschwimmen, Neujahrsempfänge und Musikschulfeste.

Drei weitere digitale Bilderrahmen, zwei Touch-Screens und drei grosse Filmbildschirme ermöglichen es sowohl, die Inhalte jederzeit zu erweitern und die Geschichte damit fortzuschreiben, als auch auf dem überschaubaren Platz von 130 Quadratmetern viele Informationen zu konzentrieren. Die modernen Medien ermöglichen es den Besuchern, selbst die Intensität zu wählen, mit der sie sich mit der Ausstellung oder einzeln Themen beschäftigen wollen: Von einem kurzen Blick auf die klassischen Ausstellungstexte (ohne die geht es laut Stöcker nicht) der Stadtarchivarin Sabine Diezinger bis hin zur stundenlangen Sichtung aller Bilder und Videos sei alles möglich. Die Stadt gab insgesamt 175000 Euro für Konzept und Umsetzung aus.

«Der Schauraum – Einblicke in die Geschichte von Rheinfelden (Baden)» in der Touristinfo, Karl-Fürstenberg-Strasse 17, Badisch Rheinfelden. Öffnungszeiten im Winterhalbjahr bis einschliesslich März von 10 bis 16 Uhr werktags und 10 bis 13 Uhr samstags.

www.tourismus-rheinfelden.de


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