«Ich habe einfach schnelle Beine»

  02.12.2019 Möhlin

Fabienne Hoenke ist die schnellste 15-Jährige der ganzen Schweiz

Fabienne Hoenke, 15, aus Möhlin erzielte dieses Jahr gleich zwei Rekorde an Schweizermeisterschaften: im Sprint und im Hürdenlauf. Damit ist sie in ihrer Alterskategorie ganz offiziell die «schnellste Schweizerin».

Birke Luu

Fabienne Hoenke ist 15 Jahre alt, wohnt noch bei ihren Eltern in Möhlin und besucht seit diesem Sommer das Gymnasium, allerdings nicht irgendeines, sondern das Sportgymnasium Liestal. Ihre Lieblingsfächer sind Chemie, Bio und Spanisch – äh, und was ist mit Sport? «Schulsport gibt es bei uns nicht», lacht sie und ergänzt: «Wir haben stattdessen weniger Unterricht, damit wir gezielt mit unseren Vereinen trainieren können». Und dies macht die junge Sportlerin auch intensiv, nämlich derzeit fünfmal die Woche. Sie trainiert sowohl mit dem nordwestschweizerischen Leichtathletikkader als auch in der Sprintund Sprunggruppe des LV Fricktal die Disziplinen Hürdenlauf, Sprint und Weitsprung. Und was davon macht sie am liebsten? Da muss sie nicht lang überlegen: «Ich denke Hürden – weil es cool ist, wenn man merkt, dass man vorne liegt. Durch die Hindernisse erkennt man nämlich seinen Vorsprung besser». Zudem sei das Hürdenlaufen eine grössere Herausforderung als der Sprint und die Wettkämpfe dadurch viel spannender: «Beim Hürdenlauf fällt man viel leichter raus, so dass die Ergebnisse jeweils ganz offen sind», schwärmt die junge Sportlerin. Sie trainiere zwar mehr den Sprint, aber dieser sei auch für den Hürdenlauf die Grundlage. Bei letzterem käme allerdings noch eine sehr gute Koordinationsfähigkeit hinzu – sowie ein Quäntchen Glück, um die Hürden genau richtig zu erwischen.

Spass und Zielstrebigkeit
Fabienne Hoenkes Begeisterung für diesen Sport ist eindeutig. «Schon als kleines Kind», erzählt ihre Mutter, «ist Fabienne immer herumgerannt, so dass mich alle fragten, was ich dem Kind bloss zu essen gebe». Aber wen wundert dieser Bewegungsdrang, wenn man erfährt, dass auch der Vater und Grossvater gute Sprinter gewesen waren und die Mutter eine Stabhochspringerin? Alle drei zwar nicht professionell, aber es erklärt die Sportlergene. Und da sie immer gut in Leichtathletik war, auch in der «Meitliriege», hatte Fabienne mit zehn Jahren ganz klar die Motivation, dem Leichtathletikverein Fricktal beizutreten. «Weil Leichtathletik mir mega Spass gemacht hat, wollte ich davon einfach noch mehr machen». Durch Spass zum Erfolg und durch Erfolg wiederum zum Spass – beides wirkt enorm motivierend, doch ist auch eine zusätzliche Portion Zielstrebigkeit unerlässlich. Trotz ihrer Jugend wirkt Fabienne Hoenke selbständig, weiss, was sie will. «Ich habe das Ziel, mal an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen, zum Beispiel an der U18-EM in Italien nächstes Jahr», erklärt sie selbstbewusst. Für dieses Ziel trainiere sie gerne, habe auch kein Problem, abends nicht so lange in den Ausgang zu gehen, wenn am nächsten Tag ein Wettkampf anstünde. Schliesslich ginge es ja ihren Kollegen vom Sportgymnasium ähnlich, da sei sie kein Einzelfall.

Zwei Schweizer Rekorde
Wettkämpfe bestreitet die talentierte Leichtathletin auf jeden Fall so einige. Letzten Sommer seien es wohl um die zwanzig gewesen. Aber daran war sie auch selbst mit schuld, denn wer die Vorrunde gewinnt, qualifiziert sich für die nächste Runde und schliesslich für das Finale. Bis zu drei Wettkämpfe also pro Turnier wie beispielsweise beim UBS Kids Cup, den sie im August als Siegerin beendete. Auch das Finale des Swiss Athletics Sprint 2019 gewann das Nachwuchstalent. Als ihre grössten Erfolge bezeichnet sie jedoch die zwei Schweizer Rekorde, die sie dieses Jahr in ihrer Altersklasse lief: schnellste Zeit über 60 Meter Hürden an der Hallen-Schweizermeisterschaft und Rekordzeit beim 80-Meter-Sprint an der Aussen-Schweizermeisterschaft. Diese Rekorde bedeuten Fabienne Hoenke besonders viel: «Mir wird dadurch bewusst, dass ich wirklich die schnellste Schweizerin bin, die es unter den 14- bis 15-jährigen Mädchen je in der Schweiz gegeben hat». Darauf darf sie ohne Einbildung wirklich stolz sein. Wo Erfolg ist, gibt es eigentlich auch Niederlagen, aber wirkliche Misserfolge hat die Talentierte noch nicht erlebt. «Ich probiere an den Wettkämpfen ganz ruhig und entspannt zu bleiben», daher habe es wohl bisher auch immer gut geklappt. Nur das Werfen, schmunzelt Fabienne, das sei definitiv nicht ihr Talent, das habe sie bei einem Mehrkampf-Wettbewerb mit dreizehn schon festgestellt. Ist egal, beim Laufen läuft es ja.

Weitere Erfolge in Reichweite
Und wie sieht es mit den Zukunftsplänen der schnellsten Sprinterin aus? «Ich wechsle im Januar in die U18-Kategorie, aber ich erwarte, auch dann nicht ganz verloren irgendwo im Mittelfeld mitzulaufen», meint sie zuversichtlich. Und ihre Mutter ergänzt: «Ein paar Podestplätze liegen dann sicher auch wieder drin». Die junge Möhlinerin hat Erwartungen an sich, eigene Ansprüche, die sie erfüllen will. Sie würde gerne eine Sportkarriere machen, ist aber realistisch und plant erst einmal Jahr für Jahr, eine Verletzung könne schliesslich alles ändern. Beruflich könnte sie sich etwas mit Gesundheit und Sport vorstellen, aber für konkrete Entscheidungen hat es noch Zeit, denn das Sportgymnasium erstreckt sich über fünf statt nur vier Jahre. Bis zu ihrer Matura will sie auf jeden Fall weiter an sich arbeiten und ihren Sport geniessen. Auch anderen Jugendlichen rät sie: «Macht, was euch Spass macht und verliert nicht die Motivation an schlechten Tagen!». Dass Fabienne diese Ratschläge lebt, finden ihre Eltern toll und unterstützen sie dabei.

Sie beobachten gespannt, was auf diesem hohen Leistungslevel geschieht und bewundern die Unterstützung, die junge Sportler heute bekommen. Ihr Fazit: «Es ist wirklich schön, wenn man sein Hobby so zum Lebensmittelpunkt machen kann, wie es bei unserer Tochter heute ist.»


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