Wenn Sparen eine Bugwelle auslöst

  28.11.2019 Frick

Fricks Finanzen drohen aus dem Ruder zu laufen

Wer sich verschuldet, lebt über die Verhältnisse, sagt man. Eine Zentrumsgemeinde muss in die Infrastruktur investieren, sagt Fricks Finanzminister Christian Fricker. Schlaflose Nächte bereiten ihm die über 20 Millionen Schulden keine, trotzdem plädiert auch er für eine moderate Erhöhung des Steuerfusses.

Simone Rufli

Mit über 3000 Franken liegt die Pro-Kopf-Verschuldung in Frick derzeit gut 500 Franken über dem kantonalen Richtwert. Gleichzeitig hat der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung vom letzten Freitag bekanntgegeben, dass in den nächsten zehn Jahren Investitionen von total 47 Millionen Franken auf die Gemeindekasse zukommen, beziehungsweise rund 4,3 Millionen pro Jahr. Die zu hohe Pro-Kopf-Verschuldung und die anstehenden Investitionen sind für Finanzchef Christian Fricker und für den Präsidenten der Finanzkommission, Marcus Demmler, Grund genug, auf eine Erhöhung des Steuerfusses zu drängen. Vor zwei Jahren wurde eine entsprechende Vorlage von den Einwohnerinnen und Einwohnern bereits einmal abgelehnt. Der nächste Antrag wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die zusätzlichen Steuereinnahmen sollen dazu verwendet werden, Schulden abzubauen. «Bleiben wir auf dem aktuellen Steuerfuss von 99 Prozent, begibt sich unsere Verschuldung kurzfristig auf einen Höhenflug und wir werden bald über 30 Millionen Franken Schulden haben, bevor sich die Kurve im Jahr 2029 wieder auf rund 25 Millionen hinab senkt», erklärt Fricker. Anders wäre die Situation bei einem Steuerfuss von 105 Prozent. Mit der Erhöhung um 6 Steuerprozente würde die Verschuldung bis 2029 auf rund 15 Millionen sinken, bei einem Steuerfuss von 110 Prozent würde sie im gleichen Zeitraum sogar auf unter 10 Millionen fallen. «Die kantonale Richtlinie geht von einer Pro-Kopf-Verschuldung von 2500 Franken aus. Das heisst, dass eine Verschuldung von knapp 15 Millionen langfristig verantwortbar ist und eine Erhöhung auf 105 Prozent genügen würde.»

Die Last des Zentrums
Vor fünf Jahren wurde für Frick eine Verschuldung von über 30 Millionen prognostiziert. «Das hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet», stellt Fricker fest. Auch seien in den vergangenen zwei Jahren nur wenig Schulden dazu gekommen. Der Vizeammann wehrt sich entschieden gegen den Vorwurf, Frick gehe sorglos mit öffentlichen Geldern um. «Als Zentrumsgemeinde sieht sich Frick mit einer Reihe von Sachzwängen konfrontiert. Das Vitamare zum Beispiel mag für eine kleine Gemeinde ein Luxus sein. Wir betreiben dieses Bad aber für die ganze Region und entweder investieren wir in den Unterhalt oder wir lassen es verlottern. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.» Zu den kostspieligen Zentrumsaufgaben gehört auch die Erschliessung Bahnhof. Die Neu-Mitgliedschaft im Trägerverein Jurapark Aargau schlägt mit 5 Franken pro Einwohner, also rund 28 000 Franken zu Buche.

Sparen, ja aber…
Für Fiko-Präsident Marcus Demmler bringt selbst die 105 Prozent-Variante keine rasche Genesung der Verschuldung und der Selbstfinanzierung. «Es sind zwingend Massnahmen zu treffen, die die finanzielle Situation ins Lot bringen. Wie diese aussehen, ist Sache des Gemeinderates.» Als mögliche Massnahmen nennt Demmler: «weniger Investitionen, grössere Sparanstrengungen oder eine substantielle Steuererhöhung». Sparen steht Fricker skeptisch gegenüber. «Wenn sparen bedeutet, dass wir nötige Investitionen vor uns herschieben, dann ist das wie eine Bugwelle, die sich aufbaut und dann umso wuchtiger über der Gemeinde zusammenbricht.» In Zeiten, wo Gemeinden von Versicherungen und Banken Geld bekommen für Zinsen unter einem Prozent, sei es vertretbar, so weiter zu fahren wie bisher. «Wir sind ein sicherer Schuldner und bezahlen unsere Schulden zuverlässig zurück. Fricks Bonität wird mit einem Triple-A bewertet. Wichtig ist aber, dass wir die finanzielle Lage jederzeit gut im Auge behalten.»


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