Hindernisse entfernen und neue verhindern

  05.11.2019 Rheinfelden, Politik, Wirtschaft

FDP Aargau: Rheinfelder Tagung mit Referaten zum Wirtschaftsstandort

Aus völlig unterschiedlichen Perspektiven leuchteten drei Koryphäen aus Politik, Forschung und Produktion mit anregenden und spannenden Beispielen den Wirtschaftsstandort Aargau an der traditionellen Rheinfelder Tagung der FDP-Kantonalpartei aus.

Paul Roppel

«Was macht unseren Kanton für Unternehmungen attraktiv und wo haben wir noch Potenzial?», lautete die Einleitung mit welcher FDP-Parteipräsident Lukas Pfisterer die traditionelle Rheinfelder Tagung der Kantonalpartei in der Reha Rheinfelden am Samstagmorgen eröffnete. Zuvor hatte er das interessierte Plenum mit einer kurzen Auslegeordnung an Fakten eingestimmt, der den Aargau mit Stolz erfüllen darf: Der Kanton ist sehr attraktiv und auch in der jüngsten Studie in der Schweiz vorne dabei. Das wirtschaftliche Umfeld sei kreativ, innovativ und werde von Spitzentechnologie und hochqualifizierten Arbeitskräften unterstützt. «Was trägt der Kanton dazu bei und was benötigen die Unternehmungen?», gab er die Rundschau an die Staatsschreiberin Vincenza Trivigno weiter. In drei Folien zeigte sie die Instrumente des vernetzten und komplexen Gebildes der Innovationsförderung im Kanton auf.

Instrumente der Innovationsförderung
Über drei Ebenen und die bekannten Bildungs- und Forschungsinstitutionen Fachhochschule Nordwestschweiz, PSI Villigen, Forschungsinstitut für biologischen Landbau und SNI (Swiss Nanoscience Institut) werden Fördermittel für Forschungs- und Entwicklungsprojekte über den Forschungsfonds Aargau, Nano Argovia, Innosuisse, Horizon 2000 und andere vergeben. Der Wissens- und Technologietransfer im Innovations- und Startup-Bereich erfolge über das Hightechzentrum Aargau sowie Switzerland Innovation, das sich im Wettbewerb durchgesetzt habe. Im PSI findet dazu in wenigen Tagen der Spatenstich statt. Weitere Institutionen sind der Techno Park Aargau, Genisuisse, sowie das im Aufbau befindliche Anaxam, wo Experten den Transfer zwischen Spitzenforschung und Industrie im Bereich der industriellen Röntgentechnologie unterstützen. «Womit wir nun bei einer Perle im Kanton angelangt sind», gab Lukas Pfisterer das Mikrofon weiter an Professor Christian Rüegg, Direktionsmitglied und Leiter Forschungsbereich Neutronen und Myonen am Paul Scherrer Institut (PSI).

PSI ist einzigartig
Rüegg stellte seinen interessanten Einblick unter den Titel «Forschung und Entwicklung am PSI – Motor für Wirtschaft und Innovation». Mit 2100 Mitarbeitern ist der Betrieb ein bedeutender Arbeitgeber, der mit 280 Millionen Franken von Bund und 110 Millionen Franken aus Projekten und Industrie finanziert wird und durch seine Tätigkeit weltbekannt, aber auch einzigartig ist. «Wir stehen stark im internationalen Wettbewerb und wir müssen Aufträge generieren. Aber wir wollen die Besten sein. Wissen schaffen für morgen», betonte er. Die grosse Expertise der Forschungs-, Ausbildungsund Technologietransferstätte in den drei Geschäftsbereichen Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit liegt im röntgenmikroskopischen und zerstörungsfreien Einblick in Materialien bis in den Nanobereich. So wurden alle Bolzen der Ariane-Raketen untersucht, wird Einblick in Transistoren der Computerchips genommen oder Proteinstrukturen pharmazeutischer Wirkstoffe sichtbar gemacht. Der 700 Meter lange «Swiss Free Electron Laser» bilde dazu die einzigartige Grundlage. Mit der weltweit führenden Protonentherapie werden jährlich über 6000 Patienten behandelt. 15 Firmen, teils Spinn-offs, sind am PSI tätig und 2023 erfolge der nächste Schritt mit der Inbetriebnahme des Hightechparks «Parkinnovaare».

Fortschrittliche Arbeitsbedingungen
Die Sicht des Unternehmers brachte Erwin Baumgartner, CEO und Inhaber, einer 55 Mitarbeiter und 9 Lehrlinge starken hochgenauen Metall verarbeitenden und im Maschinenbau tätigen Firma. Einerseits zeigte er die hohe Komplexität und den aufwandreichen, aber auch risikobehafteten Weg Technologien vom PSI in marktreife Produkte zu verwandeln. Dies sei ihm schon gelungen über eine dazu gegründete Firma. Überschaubarer sei sein Engagement im Bereich «Tech for Food», wo vorwiegend Maschinen exportiert werden. «Hier brauchen wir möglichst viele staatliche Freiheiten und die Regulierung darf keinesfalls grösser werden», betonte er. Andererseits sind auch «die Anstellungsbedingungen elementar für den Erfolg». «Es braucht von Seiten Unternehmer ein Umdenken», vermerkte er, deshalb habe er zwei Wochen Vaterschaftsurlaub und die doppelte Kinderzulage eingeführt. Auch möchte er flexiblere Arbeitszeitmodelle, schloss Baumgartner.

In der angeregten Podiumsdiskussion vermerkte Ständeratskandidat Thierry Burkart, dass die Begrenzungsinitiative der SVP Gift für die Wirtschaft sei. Die zunehmend feststellbare Technologiefeindlichkeit könnte den Standortvorteil auch bei anderen Entwicklungen ins Stocken bringen und sich verheerend auswirken, befürchtet er. Grossrätin Jeanine Glarner wünschte, dass bürokratische Hürden schneller abgebaut und Bewilligungsprozedere beschleunigt werden.


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