Dreifachturnhalle – Turnen bereits bei der Planung

  12.11.2019 Leserbriefe, Rheinfelden

Vorgeschichte
Der Rheinfelder Stadtrat verkündete nach dem fatalen Entscheid des Kantons zur Verkleinerung der Rheinfelder Berufsschule, dass der vorgesehene Bau einer Dreifachturnhalle überdacht werden müsse. Dies deshalb, weil der Schulhausneubau Engerfeld aufgrund dieses Entscheids des Kantons, der bereits bei der Planung des Schulhausneubaus im Bereich des Möglichen lag, deutlich zu gross ausgefallen war (NFZ vom 7. März 2019). Der Stadtrat hatte zuvor den kostspieligen und risikobehafteten Neubau trotz der bestehenden Unsicherheiten – wegen vermeintlicher Signalwirkung in Richtung Aarau – gegen die Bedenken der GPFK durchgeboxt.
Turnhallenprojekt wird vorgestellt
Mitte Oktober 2019 wurde dessen ungeachtet von Stadtrat Gloor das aus 18 Bewerbungen ausgewählte Siegerprojekt für eine Dreifachturnhalle (!) mit zusätzlichem Foyer und Tribüne der Öffentlichkeit vorgestellt. Siegerprojekt wurde – wenig überraschend – mit angeblichen 14,8 Millionen das teuerste aller eingereichten Projekte. Begründet wurde der hohe Preis mit der vorgesehenen Tiefgarage. Die Tiefgarage und das damit verbundene überzeugende Erschliessungskonzept soll gemäss Gloor den Ausschlag für dieses Projekt gegeben haben.
Kehrtwende
Drei Wochen später muss die staunende Öffentlichkeit erfahren, dass auf die Tiefgarage derzeit verzichtet werde. Die Kosten für das Projekt sollen sich nun auf 14,66 Millionen Franken belaufen; also gerade mal 140 000 Franken weniger als mit der Tiefgarage. Zur Begründung für die Projektänderung wird angeführt, dass erst das Parkierungskonzept im Umfeld Schiffacker geklärt werden müsse; herausgefunden hat man das offenbar innert der drei Wochen seit Präsentation des Siegerprojekts. Weiter heisst es, die Tiefgarage könne auch später noch ohne Nachteile für 2 Millionen Franken gebaut werden!
Ausgeblendeter Kontext: Bahnhofsaal
Abgesehen von diesen Wirren sollte der Turnhallenkomplex Engerfeld sinnvollerweise nicht isoliert, sondern im Kontext mit dem Bahnhofsaal beurteilt werden. Falls der Bahnhofsaal von der Stadt nicht wie geplant erworben und für weitere CHF 14 Mio. (NFZ vom 24. Oktober 2019) renoviert würde (irgendwann könnte auch Rheinfelden angesichts derartiger Planungskapriolen das Geld ausgehen), läge es auf der Hand, den Turnhallenkomplex Engerfeld als Mehrzweckraum zu konzipieren, damit dort auch Kulturanlässe sowie die Gemeindeversammlungen durchgeführt werden könnten. Umgekehrt – im Fall des Erwerbs des Bahnhofsaals – würde sich anbieten bzw. aufdrängen, bei dem hier zur Diskussion stehenden Projekt auf die Kostenbremse zu treten.
Fazit
Es geht mir bei meinen Überlegungen wahrlich nicht darum, auf dem Rücken der Schüler und des Bildungswesens sparen zu wollen. Aber mit kostspieligen Planungsschwächen ist niemandem gedient, auch unseren Schülern nicht. Ich sage denn auch klar, sollte das Siegerprojekt derart überzeugen, der Kontext zum Bahnhofsaal geklärt und eine Dreifachturnhalle effektiv erforderlich sein, dann macht es nur Sinn, dieses Projekt mit der Tiefgarage umzusetzen. Dies obschon sich die Kosten entgegen der Schätzung bei der Projektpräsentation nicht auf 14,8 Franken, sondern gemäss der vom Stadtrat implizit nachgelieferten Zahlen auf gegen 17 Millionen belaufen würden. Denn für insgesamt über 40 Millionen Franken (Schulhaus und Turnhalle) ein (Dauer-) Provisorium zu erstellen, wäre schlicht absurd.

Ich bin gespannt, wie der Souverän diese weiteren Planungswirren in Rheinfelden beurteilen wird. Der Volksentscheid zum Rheinsteg lässt mich jedenfalls vermuten, dass ich mit meiner Besorgnis über die Planungsmodalitäten bei Grossprojekten in unserer Gemeinde nicht alleine stehe. Abschliessend erlaube ich mir den Hinweis, dass selbst der Stadtrat einräumen muss, dass trotz des (angesichts des vorhandenen Steuersubstrats) stolzen Steuersatzes von 95 % das Nettovermögen von derzeit 55 Millionen Franken gemäss Finanzplan bis 2024 aufgebraucht sein wird.

MARKUS TROTTMANN, RHEINFELDEN


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