Ausgetauscht

  22.11.2019 Möhlin

So etwas kommt nicht alle Tage vor: Bei der Reformierten Kirche in Möhlin sind die Glockenklöppel ausgetauscht worden. Dies geschah auch aus Sicherheitsgründen. (nfz)


Neuer Klang für alte Glocken

Austausch der alten Kirchenglocken-Klöppel in der Reformierten Kirche Möhlin

Der Wochenbeginn läutete in der Reformierten Kirche Möhlin das Ende der alten Glockenklöppel ein. Nach rund 70 Jahren schlagkräftiger Arbeit mussten diese in einer aufwendigen Aktion durch neue, moderne Klöppel ersetzt werden.

Birke Luu

Obwohl die Glocke den Ton angibt, erzeugt erst ihr Klöppel die Musik. Und während Glocken auch 700 Jahre alt werden können, muss der Klöppel schon nach einem Zehntel dieser Zeit erneuert werden. So geschehen anfangs dieser Woche in der Reformierten Kirche Möhlin. 1948 war diese mit nur einer Glocke eingeweiht worden, sechs Jahre später war dann das Geläut mit drei weiteren Glocken vervollständigt worden. Höchste Zeit also, dass nun nach 65 beziehungsweise 71 Jahren die Klöppel ersetzt wurden.

Schonender und klangvoller
«Das geschah aus Sicherheitsgründen und weil bei den jährlichen Kontrollen offensichtliche Schlagspuren festgestellt wurden», erklärt Roland Blattner, Mitglied der Kirchenpflege Möhlin, den aufwendigen und 25 000 Franken teuren Austausch. Die Monteure der Muff Kirchturmtechnik AG aus Triengen (LU) ergänzen: Mit jeder Berührung der Glockenwand bringe der Klöppel die Glocke zum Klingen. Doch nach all den vielen schlagkräftigen Jahren seien die Anschlagstellen heute so verdichtet, dass die Gefahr bestehe, die Glockenwände durch zu harte Klöppel zu beschädigen. Aus diesem Grund mussten neue, weichere Stahlklöppel angeschafft werden. Und ausserdem gehe es natürlich auch um den Klang, wie die Fachleute hervorheben. Die alten Klöppel hätten inzwischen einen «scherbeligen» Ton erzeugt, dessen Härte und Aggressivität den Kirchturmtechnikern wenn nicht auf den Magen, dann wohl doch auf die Ohren schlug. Denn schliesslich ist es immer das Ziel, einen harmonisch weichen Klang zu erzeugen.

Massgeschneidert eingeschwebt
Für eine gute Klangqualität spielt die genaue Abstimmung des Klöppels auf die Glocke eine wesentliche Rolle. Vor einem Monat wurden daher die Glocken elektronisch ausgemessen und anschliessend die neuen Klöppel nach Länge und Form jeder einzelnen Glocke individuell angefertigt, genauer: freiformgeschmiedet. Am Montag war es dann soweit. Die vier Klöppel wurden angeliefert, die Ummontage vorbereitet. Der spektakuläre Hauptteil des Klöppelaustausches war eindeutig der Transport der Klöppel mittels eines Krans bis zum obersten Fenster des Kirchturms. Hier hatte man extra das Fenstergitter abschrauben müssen, damit der Austausch der alten gegen die neuen Klöppel in dieser luftigen Höhe überhaupt stattfinden konnte. Für den einfacheren Weg über die Turmtreppe waren die bis zu 120 Kilo wiegenden Glockenteile nämlich zu schwer gewesen. Nach rund eineinhalb Stunden war dann das Transportspektakel vorbei – laut den Fachleuten «blitzartig wie geplant» – und abends hingen bereits die neuen Klöppel in den alten Glocken.

Neue Töne
Am Dienstag folgte dann die Feinjustierung und Anpassung der neuen elektronischen Steuerung, daher war immer mal wieder ein Probeläuten im Dorf zu hören. Inzwischen ist es ganz geschafft und das neue Läuten der alten Glocken erklingt täglich um 11 und 19 Uhr sowie zu allen Gottesdiensten. Also bitte hinhören, denn der Unterschied soll deutlich bemerkbar sein.

Und was geschieht nun mit den alten Klöppeln? «Wir haben sie behalten», schmunzelt Roland Blattner. «Wir würden gerne etwas mit ihnen oder aus ihnen machen. Wer eine Idee hierfür hat, darf sich gerne an uns wenden».


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