Zum 50-Jahr-Jubiläum: Die Storchenstation Möhlin putzt sich heraus
01.10.2019 MöhlinZum 50-Jahr-Jubiläum: Die Storchenstation Möhlin putzt sich heraus
Der Verein Natur- und Vogelschutz Möhlin gibt der Storchenstation ein neues Gesicht. Es gibt viel zu tun.
Ronny Wittenwiler
Bruno Gardelli ist sich ein Leben hinter Gittern gewohnt. Doch dieses Mal ist für den ehemaligen Zootierpfleger alles ein bisschen anders: Das Dach der Voliere, in der er sich gerade befindet, ist nicht mehr da und alle Vögel sind schon weg; umgezogen in eine provisorische Bleibe innerhalb der Station. Rolf Schweizer vom Verein Natur- und Vogelschutz Möhlin macht sich mit einem Seitenschneider am alten Käfig zu schaffen: Es herrscht Aufbruchstimmung. Die Storchenstation, Baujahr 1970, erhält ein neues Gesicht.
Ein kleiner Vogelpark
«Wollen wir all das hier auch die nächsten fünfzig Jahre betreiben, müssen wir nun anpacken», sagt Gardelli, der vor knapp zwei Jahren die Leitung der Storchenstation Möhlin übernommen hat. Anpacken bedeutet in diesem Fall: investieren – finanziell, ideell, originell. Im Gespräch mit der NFZ lässt Gardelli durchblicken: Die Storchenstation, diese eigentliche Perle, ist in die Jahre gekommen. Es hat sich Staub drübergelegt, über die Infrastruktur, Staub vielleicht auch über die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Der Staub der Gewohnheit. Das möchten die Verantwortlichen vom Verein Natur- und Vogelschutz Möhlin, der die Station betreibt, nun ändern. «Wollen wir uns der Bevölkerung öffnen, müssen wir ihr etwas bieten», sagt Gardelli. Der Verein hat dabei eine Vision: Die Station, einst eine Art Leuchtturmprojekt, soll sich in den kommenden Jahren zu einem Natur-Informationszentrum mit Reichweite mausern. Eine interessierte Öffentlichkeit, gemeinhin auch Schulklassen, sollen Flora und Fauna und ihr Wechselspiel aus einer lehrreichen Flughöhe erleben. «Mit regelmässigen Veranstaltungen und Führungen wollen wir der Bevölkerung einen Besuch in der Station beliebt machen.» Auf einen Nenner gebracht: Die Storchenstation der Zukunft soll eine Art kleiner Vogelpark mit informativem Mehrwert werden.
Vögeliwohl
Diese Vision schliesslich ist ein Reagieren auf den Wandel der Zeit. Die Storchenstation, wenngleich sie ihren Namen behalten wird, hat ihren ursprünglichen Zweck längst erfüllt: Nicht ein einziger Storch lebt hier draussen in Gefangenschaft, vogelfrei sind sie alle geworden und zeugen von diesem Erfolg einer landesweiten Wiederansiedlung. Vielmehr dient das Areal als Pflegestation generell für Vögel und als Zuhause bedrohter Arten. Und so steht der Abriss der alten Volieren exemplarisch für neue Perspektiven, die der Natur- und Vogelschutz Möhlin in der Station gewähren will. Grösser sollen sie werden, die neuen Gehege, und vom Licht durchflutet, werden sie den Blick freilegen auf ihre Bewohner wie Steinkauz oder Waldkauz.
Wenn man so will: Mit dem Abriss einer in die Jahre gekommenen Infrastruktur, weg vom Flickwerk alter Tage, wird der Staub weggeblasen – und zum Vorschein kommt die Storchenstation als das, was sie seit ihrer Eröffnung im Grunde schon immer gewesen war: eine Perle.
50 Jahre Storchenstation
Die neuen Volieren werden in Etappen aufgezogen. «Wir müssen immer wieder schauen, wie weit das Geld reicht», sagt Gardelli. Die vom Natur- und Vogelschutz Möhlin unterhaltene Storchenstation mit ihren ehrenamtlichen Helfenden finanziert sich zu einem grossen Teil aus Spendengeldern. Die Storchenstation bleibt während der gesamten Sanierungsarbeiten für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis im September 2020 die Feier zum 50-Jahr-Jubiläum über die Bühne geht, wollen die Verantwortlichen weitere Sanierungsprojekte abgeschlossen haben. Die NFZ wird den Prozess in einer losen Serie begleiten. (rw)