Tradition verpflichtet

  15.10.2019 Leserbriefe, Rheinfelden

Rheinfelden, lieb Rheinfelden, 
Du Schmuck des Oberrheins, 
Durchzög ich auch zwei Welten,
Dein Gleichen fänd ’ ich keins.

Aus dem Prolog zu «Herzog Bernhard, Eine Geschichte vom Oberrhein aus den Jahren 1638, 1639» von Hans Blum, erschienen 1885.

Mit diesem Vers eröffnet Sebastian Burkart, Pfarrer zu Rheinfelden, seine «Geschichte der Stadt Rheinfelden, 1909». Später kommt er auf die erste Brücke über den Rhein zu sprechen, erwähnt, dass sie in der Zeit von 1225 bis 1275 entstanden sein muss und hält dazu fest: «Der Brückenbau erhöhte die Bedeutung Rheinfeldens als Transitort an der grossen Verkehrsachse, die damals von den rheinischen Städten über Basel und Rheinfelden nach Brugg, Zürich und Luzern führte.» Die Autoren von «Drinnen | Draussen | Dabei – Die Geschichte der Stadt Rheinfelden, 2013» datieren die erste Brücke in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts: 1198 wird in einer Urkunde ein Rheinfelder Bürger als Heinricus de Ponte (= Heinrich von der Brücke) bezeichnet. Sie gilt damit als älteste Rheinbrücke zwischen Konstanz und Strassburg, also noch vor der Mittleren Brücke in Basel aus der Zeit um 1225.

Die zweite Rheinfelderbrücke entstand mit dem 1899 in Betrieb genommenen «Alten Wasserkraftwerk». Sie diente ursprünglich Grenzgängern aus dem Schweizer Rheinfelden, die in den Industriebetrieben auf der badischen Seite arbeiteten. In den Jahren 2010/11 wurde sie zusammen mit dem Kraftwerk abgebrochen. Diese Stahlbrücke war engmaschig in Fachwerkart mit derselben Niettechnik erstellt, die Gustave Eiffel schon zehn Jahre zuvor für seinen berühmten Turm in Paris eingesetzt hatte.

Heute geht es wiederum um eine Fussgängerbrücke. Der neue Rheinsteg kommt näher zu Wellness-Welt «sole uno» und Altstadt zu liegen. Auch er schafft Verbindungen, hin und zurück: Zu Fuss, als kleine Wanderung oder Spaziergang, mit dem Velo zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufsort. Mit dem neuen Rheinsteg werden den beiden Rheinfelder Städten weitere Möglichkeiten eröffnet, einander näher zu kommen. Da mögen viele ihre Choräle rauf- und runtersingen, man müsste, man sollte und man hätte: Der aufgeschlossene Rheinfelder Bürger legt ein überzeugtes Ja zum neuen Rheinsteg in die Urne.

Der neue Rheinsteg wird sich prägnant-elegant und ebenso passend in die Landschaft einfügen.

HANSJÖRG RINIKER, RHEINFELDEN


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