Fricktaler Hilfe für badische Notstandsgebiete

  08.10.2019 Stein, Wohltätigkeit

92. Jahresschrift mit Fricktaler und badischen Geschichten

Die neun Publikationen umfassende 92. Ausgabe «Vom Jura zum Schwarzwald» der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde setzt vier interessante Schwerpunktthemen um die Nachkriegszeit, wo fürs hungernde badische Gebiet auch Fricktaler Hilfe zum Tragen kam.

Paul Roppel

Das versteckte und charmante Gebäude in der engen Fischergasse hinter dem Münster in Bad Säckingen war 1717 für die Rheingenossenschaft erbaut worden und könnte wohl Bände von Geschichten erzählen. In dem nun von der Fischerzunft betreuten altehrwürdigen Haus werden Veranstaltungen und Ausstellungen aller Art zur Förderung der Kultur und Stadtgeschichte durchgeführt. Also, geradezu ein perfekter Ort, ein paar Sequenzen der mit engsten Banden verknüpften Geschichten der Gebiete links und rechts des Rheins – aus dem Fricktal und dem Badischen – wieder ans Tageslicht zu fördern und etwas breiter auszuleuchten. Neun Personen haben akribisch genau Zusammenhänge in der Region ausgeleuchtet und in berührenden Geschichten zu Papier gebracht. Eine grossartige Plattform mit professionellem Flair bietet dazu die Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde (FBVH).

Entstaubt und modernisiert
«Seit 1925 präsentieren wir nun die 92. Ausgabe unserer Jahresschrift, die sich entstaubter und in modernerer Aufmachung präsentiert», leitete David Wälchli, Präsident des über 700 Mitglieder zählenden Vereins die Vernissage des neuesten Buches «Vom Jura zum Schwarzwald» ein. Mit sichtlichem Stolz wies er auf die rekordhohen 140 Seiten hin, welche das mit prächtigen Farbfotos illustrierte Werk umfasst. Der Ueker Historiker Linus Hüsser, unter dessen Obhut als Redaktor das Dokument entstanden ist, ging auf die Inhalte ein. Den Einstieg machen vier eindrückliche Themenschwerpunkte aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. «Für uns heute an Wohlstand und Überfluss an Lebensmittel gewöhnten Menschen, ist es unvorstellbar, dass die Leute im Badischen nach dem Krieg an Hunger und Unterernährung litten», sagte Hüsser.

Der Autor Wolfgang Bocks leuchtet in seinem Resümee die Schweizer Hilfe für badische Notstandsgebiete von 1945 bis 1949 aus. «Während es im Laufe des Krieges kaum Engpässe in der Versorgung gab, änderte sich das mit dem Kriegsende und der Besatzung schlagartig», hält er fest. So rief der Stadtrat von Rheinfelden 1946 zu einer Sammelaktion für die notleidende Nachbarstadt auf.

Winternothilfe aus Laufenburger Dörfern
Auf die Winternothilfe der Gemeinden des Bezirks Laufenburg für die Schulkinder der badischen Nachbarschaft bezieht sich der Beitrag von Franz Schwendemann. Die Mehrheit der Jugendlichen war unterernährt, unterentwickelt, wurmverseucht und kropfkrank, wird festgehalten. Die Stadtarchivarin von Bad Säckingen, Evelin Klein, widmet sich der Flüchtlingsproblematik, Versorgungskrise und Wohnungsnot aus jener Zeit. Gerhard Trottmann aus Mumpf befasst sich mit der Lebensgeschichte der Kunststickerin Mathilde Riede-Hurt, gezeichnet von jenem Umfeld. Über die römischen Wasserleitungen in Münchwilen berichtet Luisa Galioto. Werner Fasolin befasst sich mit dem Wittnauer Fasnachtsfeuer. Von der Ruine zum Tummelplatz und zum beschaulichen Aussichtspunkt, lauten die Ausführungen von Edith Hunziker zur Burg Laufenburg. Aufschluss über die Brautradition in Säckingen bringt der Beitrag von Jürgen Wild und Adelheid Lang recherchierte über Johannes Westermayer und seine Musik am Damenstift.

Die Jahresschrift ist erhältlich für 30 Franken in der Buchhandlung Letra in Frick oder bei der Vereinigung (www.fbvh.ch). Frühere Bände sind einsehbar über die ETH Zürich: www.e-periodica.ch.


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