Schuhhaus Frank beendet Geschäftstätigkeit

  21.09.2019 Möhlin, Wirtschaft

«Die 12 Mitarbeiterinnen an allen Standorten sind bereits informiert.» Besonders wegen des langjährigen Personals sei der Entscheid äusserst schwergefallen, ergänzt Nicole Frank, die seit 2012 gemeinsam mit ihrem Bruder Oliver die Ladenkette in dritter Generation führt. Auch sie selbst müssten sich nun beruflich neu orientieren. Die Eltern haben sich aus dem operativen Betrieb zurückgezogen, sind aber im Hintergrund noch beratend tätig.

Ernst Frank bringt es auf den Punkt: «Auch wenn sehr viel Leidenschaft in unserem Geschäft steckt, haben wir jetzt den Mut aufzuhören.» Wie es in einer Medienmitteilung heisst, beobachten die Franks sinkende Umsätze bei unveränderten Kosten. Der Frank-Schuh habe einen Namen, die Läden seien bekannt für die ausgezeichnete Beratung. Man verfüge über eine stabile Stammkundschaft, bei der mehr die Qualität statt der Preis entscheide. «Aber die treuen Kunden kommen ins Alter. Die Nachfolgegenerationen fehlen», so Oliver Frank. Der Onlinehandel überrolle das klassische Ladengeschäft. Beim Etablieren von neuen Absatzkanälen und Verkaufsinstrumenten werde man von den Lieferanten kaum unterstützt. Dadurch, dass Hersteller vor allem sehr angesagte Produkte gar nicht mehr an kleinere Firmen lieferten, würden deren Marktchancen weiter torpediert.

Alles Menschenmögliche unternommen

Noch 2013 glaubte die Familie Frank daran, den Umschwung zu schaffen. Mit der Eröffnung einer zusätzlichen Verkaufsfiliale in Rheinfelden sollte das Einzugsgebiet vergrössert und die Verwaltungs- und Betriebskosten auf mehr Standorte verteilt werden. Doch auch die Expansion führte nicht zum Erfolg. 2017 wurden die Filiale in Brugg und auch der Standort Rheinfelden geschlossen. «Die Sortimentsgestaltung und Einkaufsstrategie betreiben die Franks seit jeher geschickt. Man beklagt keine Überlager, die Margen und Kosten hat man im Griff. In den Schaufenstern werden Schuhmodelle ausgestellt, die im Trend liegen. Und auch die Betriebsinfrastruktur, etwa die IT, ist auf dem neusten Stand», heisst es in der Medienmitteilung weiter. «Doch das umsichtigste Geschäftsverhalten verpufft, wenn man die Kundenfrequenz und das nötige Umsatzvolumen nicht mehr generiert», sagt Nicole Frank.

Die Schuhhändler mit Stammhaus in Möhlin sind überzeugt, in den vergangenen Jahren alles Menschenmögliche zur Erhaltung ihres Lebenswerks unternommen zu haben. Natürlich hat die Familie auch den Verkauf der Firma erwogen. Da die Mitbewerber aber mit den gleichen Problemen wie die Franks kämpfen, beschäftigten die sich aber primär mit dem eigenen Fortkommen und zuletzt mit Zukäufen.

«Der klassische Schuhhändler ist eine aussterbende Spezies», bilanziert Ernst Frank. Der Entschluss, das letzte Kapitel zu schreiben, sei im Juli 2019 gefallen – gemeinschaftlich und im Einklang mit der ganzen Familie. Auch externe Fachexperten hatten von weiteren finanziellen Efforts zum Erhalt des Unternehmens klar abgeraten. Vielmehr steht jetzt die kontrollierte und sorgfältig umgesetzte Geschäftsauflösung im Vordergrund.

«Die Familie Frank bedankt sich schon heute herzlich bei allen Kunden, die ihnen über Jahre und Jahrzehnte die Treue gehalten haben. Bis zur finalen Schliessung aller Ladengeschäfte im Frühjahr 2020 herrscht weiterhin Normalbetrieb. Die neue Herbst- und Winterkollektion ist bereits eingetroffen. Die Kunden dürfen in den Schuhhäusern Frank und dem Schuhhaus Storchen also bis zum letzten Ladenschluss auf die gewohnt individuelle Beratung und ein attraktives Schuhsortiment zählen», so die Schuhhändler. (mgt)


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