Die lebendige Geschichte der Zähringer

  05.09.2019 Rheinfelden

Neue Ausstellung im Fricktaler Museum

An der Vernissage der neuen Ausstellung «Die Zähringer. Mythos und Wirklichkeit» vom Montagabend begrüssten Vizeammann Walter Jucker und Museumsleiterin Kathrin Schöb Rohner die zahlreichen Gäste.

Clara Rohr-Willers

Keine Schriftstücke, sondern architektonische Hinterlassenschaften in der Altstadt Rheinfeldens zeugen vom Einfluss der Zähringer. Auch die Ursprünge des Stadtwappens liegen wohl in der zähringischen Epoche, so etwa das Rot und Gelb der Wappenfarben. «Rheinfelden ist keine Zähringergründung im klassischen Sinn», erklärte Kathrin Schöb Rohner, Leiterin des Fricktaler Museums, den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern des Festakts am Montagabend in der Stadtkirche.

Mythos und Wirklichkeit
«Der ab etwa 1130 sich zur Stadt entwickelnde Marktflecken wurde unter den Zähringern in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Richtung Süden und Osten erweitert. Auch der Bau der Stadtmauer wurde unter den Zähringern begonnen.» In der Wanderausstellung «Die Zähringer. Mythos und Wirklichkeit» gehe es um die Legenden, die sich rund um das Geschlecht der Zähringer rankten. Ermöglicht hätten die Ausstellung unter anderen die Abteilung Stadtarchiv vom Kulturamt der Stadt Freiburg im Breisgau, das Alemannische Institut Freiburg und das Fricktaler Museum, schilderte Kathrin Schöb Rohner. «1218 starb mit Bertold V. der letzte Herzog des Zähringer Geschlechts, dessen Vertreter für etwa 150 Jahre zu den einflussreichsten Reichsfürsten zählten. Schon zu Lebzeiten der Zähringer oder auch im 19. und 20. Jahrhundert faszinierte das Geschlecht sowohl Chronisten, Komponisten und Schriftsteller. Was ist an deren Texte Mythos, was Fakt? Dieser Frage geht die Ausstellung im Fricktaler Museum, die bis zum 24. November 2019 andauert, nach.»

Identifikation und Engagement
Vizeammann Walter Jucker unterstrich in seiner Rede die Verbundenheit unter den Zähringerstädten, die schon 900 Jahre andauere. «Grund dafür war nicht Mitgift», sagte er mit einem Augenzwinkern, «sondern weil es ganze 12 Zähringer Städte gibt, deren gemeinsame Wurzeln bis heute Identität stiften.» Frage sei, ob all die Beschreibungen der zähringischen Kriegsherren am Ober- und Hochrhein sowie im Burgund auch stimmten. «Das Interesse an der Vergangenheit ist die Grundvoraussetzung für die eigene Identität», betonte Walter Jucker. «Wer die Kraft dieser Identität tatsächlich (er-)leben möchte, kann sich in unserem Milizsystem engagieren. Es gibt noch offene Stellen», sagte er und machte eine Anspielung auf die schwindende Bereitschaft zu Ehrenämtern in der modernen Gesellschaft.

Durch den Festakt führten Sonja Wunderlin und Olaf Kirchgraber der Gruppe Schellmery, die das Publikum mit mittelalterlichen Gesängen und Instrumenten zurück in die Zeit vor 900 Jahren führten. Vor der Stadtkirche wartete Susanne Ammann, alias Agnes von Rheinfelden, Herzogin von Zähringen, und führte die Festgemeinde zusammen mit der Gruppe «Zähringer Volk» aus Burgdorf und Rheinfelder Schauspielerinnen und Schauspielern zum Fricktaler Museum. Nach ein paar kurzen mittelalterlichen Inszenierungen begab man sich zur Ausstellung und einem reichhaltigen Apéro.


Viel Programm zur Ausstellung

Die Ausstellung im Fricktaler Museum ist wie folgt geöffnet: Dienstag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Am 20. Oktober, 15 Uhr, findet eine öffentliche szenische Führung von Susanne Ammann in der Rolle der Agnes von Rheinfelden, Herzogin von Zähringen, statt. Am 27. Oktober 2019, zwischen 14 und 16 Uhr, können Kinder in die Welt vor 900 Jahren eintauchen mit Themen, die Agnes damals beschäftigten. PD Dr. Armand Baeriswyl behandelt «Die mittelalterliche Stadtentwicklungswelle» in seinem Vortrag am 17. September, um 19.30 Uhr. Ebenfalls im Rathaus referiert PD Dr. Claudius Sieber-Lehmann am 30. Oktober, 19.30 Uhr, zum Thema «Die Zähringer oder die Gnade des frühen Aussterbens einer Dynastie». (crw)


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