Das Ziel nie aus den Augen verlieren

  18.09.2019 Obermumpf, Persönlich

Real, Sek, Bez, Gymnasium: Alessia Vogel und ihre schulische Laufbahn

Seit dem Kindergarten weiss Alessia Vogel aus Obermumpf, dass sie Medizin studieren will. An ihrem Plan hat sich auch während ihrem Umweg über die Real- und Sekundarschule nichts geändert.

Janine Tschopp

«Ich will den Leuten helfen. Der Mensch interessiert mich, und ich finde die Facetten des menschlichen Körpers spannend. Zudem bin ich gerne in Spitälern, die Atmosphäre dort gefällt mir», erzählt Alessia Vogel. Ihren Berufswunsch formuliert die Obermumpferin schon seit dem Kindergarten ganz klar: Sie will Medizin studieren und Ärztin werden. Die 17-Jährige durfte bereits ein paar Mal eine Ärztin begleiten und Spitalluft schnuppern. Unter anderem habe sie bei einem Kaiserschnitt und bei einer Schädeloperation dabei sein dürfen. Sie wollte auch wissen, wie sie auf intensive Gerüche reagiert. Nach diesen Schnuppertagen sei sie jeweils «richtig aufgeblüht», erzählt die Schülerin.

Bis sie selber einen Arztkittel tragen darf, muss Alessia Vogel noch einen weiten Weg gehen. Es dauert noch mindestens zehn Jahre, genau so lange, wie sie bisher die Schulbank drückte, bis zum Abschluss des Studiums.

Immer gerne zur Schule gegangen
Als Alessia Vogel in die Primarschule kam, gehörte sie zu den Jüngeren. «Wir hätten sie nicht länger zu Hause behalten können, sie war unterfordert», erinnert sich ihre Mutter Claudia Steinegger. Alessia ging immer sehr gerne zur Schule und hatte das Ziel, ihrem Berufswunsch entsprechend via Bezirksschule aufs Gymnasium zu gehen. Ihr Lehrer sah sie eher in der Sekundarschule. Als es dann um die Einstufung ging, kam es ganz anders. Alessia Vogel wurde für die Realschule vorgeschlagen. «Das war ein Schock für mich. Es brach eine Welt zusammen», schildert die junge Frau. Dass sie gegen Ende der Primarschulzeit nicht gerade glänzende Schulleistungen ablieferte, war ihr bewusst, trotzdem sah sie sich nie als Realschülerin. Wie Alessia und ihre Mutter Claudia erzählen, kam der Leistungsabfall genau während der Zeit, als sich Alessias Eltern trennten. «Das war eine grosse Belastung», sind sich die Frauen einig.

So biss Alessia Vogel in den sauren Apfel und wechselte nach der Primarin die Realschule. Hat sie auch dann noch an ihren Traumberuf geglaubt? «Ja, so halber», sagt sie.

Schon am ersten Tag in der Realschule war für sie klar, dass sie bald in die Sekundarschule wechseln wird. Bald war sie Klassenbeste. «In der Realschule hatten wir einen genialen Lehrer.» Diese zwei Jahre seien für sie eine Art Lebensschule gewesen. Dann kam der Wechsel in die Sekundarschule, wo sie nochmals zwei Jahre verbrachte, bevor sie an die Bezirksschule wechselte. Sie freute sich, wieder mehr Frontalunterricht zu haben. «Im ersten Halbjahr haben meine Noten in der Bez noch nicht berauschend ausgesehen», schildert die Schülerin. Sie übte viel, und es ging bergauf. Schliesslich erreichte sie eine Durchschnittsnote von 4,8, was ihr den Übertritt ins Gymnasium ermöglichte. Hätte sie eine Durchschnittsnote zwischen 4,4 und 4,7 erreicht, wäre der Wechsel ins Gymnasium nur provisorisch gewesen. Da Alessia Vogels Lehrerin dachte, dass sie den Übertritt ins Gymnasium nicht schafft, musste sie auf Empfehlung der Lehrperson eine Lehrstelle suchen. «Genau das motivierte mich, noch mehr zu lernen», sagt die Schülerin.

«Es gefällt mir sehr»
Seit den Sommerferien besucht die Obermumpferin das Gymnasium in Aarau. «Es gefällt mir sehr.» Endlich, ist sie dort, wo sie schon immer hinwollte, um ihr grosses Berufsziel zu erreichen. «Ich bin richtig, wo ich bin. Eine Lehre wäre falsch gewesen.» Es gefällt ihr, dass die Lehrer ihre Fächer lieben. «Unser Chemie-Lehrer hat ein eigenes Parfum kreiert, und unser Deutsch-Lehrer schreibt Bücher. Es ist motivierend, wenn Lehrer begeistert sind von den Fächern, die sie unterrichten.» Nach vier Jahren Gymnasium möchte sie den Wechsel an die Universität machen, um sich endlich ihren Traum zu erfüllen und Medizin zu studieren. Der Numerus Clausus ist eine weitere Hürde, die sie überwinden muss. Welche Universität wird sie besuchen? «Dort, wo ich angenommen werde. Vielleicht Basel, Zürich, Luzern, St. Gallen, Lausanne, Genf. Schön wäre, ich könnte in der Deutschschweiz bleiben und zu Hause übernachten.»

Sport als Ausgleich
Alessia Vogel spielt Korbball in Obermumpf und Gipf-Oberfrick. Zudem joggt und wandert sie gerne und fährt gerne Snowboard. Insbesondere, wenn sie Stress habe, gehe sie sehr viel joggen. «Da kann man den Kopf lüften. Meine Freizeit ist mir als Ausgleich zur Schule sehr wichtig», sagt sie.

Auch in den nächsten zehn Jahren wird die Schülerin ab und zu «den Kopf lüften müssen». Es ist ein hürdenreicher Weg, den sie gehen wird. Aber für sie gibt es keinen anderen. «Es wäre ein schlimmer Gedanke, mit 23 mit der Bildung fertig zu sein.» Einige Widerstände spürt sie auch innerhalb der Familie. «In unserer Familie hat noch nie eine Frau das Gymnasium besucht.» Trotzdem wird sie an ihrem Traum festhalten. Ihre Mutter unterstützt sie und sagt: «Man muss an den Wünschen und Träumen festhalten. Es gibt immer Wege, die zum Ziel führen, auch wenn es Umwege sind.» Sie ist überzeugt, dass es ihre Aufgabe als Mutter ist, ihre Tochter darin zu bestärken, ihren Weg zu gehen und daran zu glauben, dass sie ihr Ziel erreichen wird.


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