Von der Bahn an den GP Rüebliland

  26.08.2019 Sulz

Der Radsportler Fabian Weiss ist der Aufsteiger der Saison 2019. Er fährt neu nicht nur in der Junioren-Kategorie, sondern gehört erstmals auch dem Bahn-Nationalkader an. 

August Widmer

Der am 11. April 2002 geborene Fabian Weiss wechselte auf anfangs Jahr mit einem gemischten, aber gleichwohl guten Gefühl von den Anfängern in die Junioren-Kategorie: «Am Talentsichtungstag im letzten Herbst hatte ich gute Werte. Das gab mir ein gutes Gefühl und stimmte mich zuversichtlich». Nicht nur das; auch die Verantwortlichen der Strassenund Bahn-Nationalmannschaft wurden auf den jungen Fricktaler aufmerksam. Die Bahn deshalb, weil Fabian Weiss im vergangenen Winter häufig im Training auf der Rennbahn von Grenchen anzutreffen war. «In den Bahn-Trainings hinterliess ich offenbar einen guten Eindruck. Von Daniel Gisiger, dem früheren Profi und heutigen Nachwuchstrainer, wurde ich deshalb gefragt, ob ich nicht Interesse am Mitmachen beim Junioren-Bahnvierer hätte».

Plötzlich Bahnfahrer
Als Fabian Weiss an der Junioren-Schweizermeisterschaft im Juni in Aigle eher unerwartet die Bronze-Medaille holte, war der Sulzer, der vorher seine Domäne auf der Strasse und im Querfeldein gesehen hatte, vollends zum Bahnfahrer mutiert.

«Mit dieser Bronzemedaille stand für mich fest, dass ich mich als Bahnfahrer versuchen sollte. Als junger Radsportler ist es wichtig, dass man alle Disziplinen ausprobiert». Weiss überzeugte die Trainer so stark, dass er gleich zu internationalen Wettbewerben mitgenommen wurde. So nahm der Sulzer mit der Junioren-Bahn-Nationalmannschaft an der Europameisterschaft in Belgien und letzte Woche an der im ostdeutschen Frankfurt an der Oder ausgetragenen Weltmeisterschaft teil. Spitzenresultate stellten sich keine ein: «Für mich als Bahn-Neuling standen nicht die Resultate, sondern die an internationalen Anlässen gemachten Erfahrungen im Vordergrund». An der Weltmeisterschaft schaute in der Mannschaftsverfolgung, wo nebst Weiss mit Fabio Christen (Gippingen) ein zweiter Aargauer im Einsatz stand, immerhin der zehnte Rang heraus.

Gutes Abschneiden auch in der Lehre
Trotz des Abstechers auf der Bahn kommen bei Fabian Weiss auch die Strassenrennen nicht zu kurz. Dort ist er ebenfalls Mitglied der Nationalmannschaft und nahm auch an der Strassen-Europameisterschaft in Holland teil. Das an diesen internationalen Anlässen die Teilnahme vor den Rängen im Vordergrund stand, stimmt sowohl für Fabian Weiss wie auch für sein Umfeld. Während nämlich die jungen Radsportler aus dem Ausland bereits voll auf den Spitzensport setzen, stecken die 17- und 18-jährigen jungen Schweizer alle in einer Ausbildung.

Fabian Weiss hat im August 2017 in der Firma Jud-Automobile AG in Frick die vierjährige Lehre als Automobil-Mechatroniker begonnen. «Für mich ist diese Lehre wichtig und ich will sie erfolgreich abschliessen. Wenn es mir radsportlich weiter gut läuft, kann ich immer noch ganz auf den Sport setzen».

Die Doppelbelastung von Sport und Ausbildung lässt Fabian Weiss nicht gross Zeit für weitere Hobbies. Wichtig sind Verständnis und Unterstützung sowohl in der Gewerbeschule wie auch im Lehrbetrieb. «Die Lehrer in der Gewerbeschule sagen immer, dass ich zusätzliche Freitage haben könne. Aber dafür müssten meine Noten stimmen. Diese Haltung teilt auch mein Lehrbetrieb». Diese Voraussetzungen scheint Fabian Weiss zu erfüllen, fügt er doch ganz bescheiden an: «In den Fächern der Gewerbeschule schaffe ich meistens eine Note fünf oder fünfeinhalb».

Auf den Spuren von Hirschi?
Fabian Weiss schafft es also, Ausbildung und Leistungssport unter einen Hut zu bringen. In radsportlicher Hinsicht hat sich der junge Sulzer Marc Hirschi, den U-23-Weltmeister von 2018, als Vorbild genommen. Ab übernächstem Freitag kann Fabian Weiss auf den Spuren dieses nur um drei Jahre älteren Vorbildes wandeln: Marc Hirschi gewann nämlich 2015 das durch den Aargau rollende Junioren-Etappenrennen. Da die Mitglieder der Elite-Nationalmannschaft nur wenige Jahre älter als Fabian Weiss und die übrigen Junioren sind, kann man an internationalen Wettbewerben im Training mitunter sogar mit einem der Vorbilder unterwegs sein.

Spitzensportler-Familie mit Räder-Gen
Das Gen für Räder ist Fabian Weiss im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt worden. Grossvater Viktor war einer der ersten Rennfahrer des RV Sulz, der Elite-Amateur war. Vater Roger fuhr als Junior und Amateur Rennen und amtierte mehrere Jahre als OK-Präsident des Fricktalischen Mannschaftsfahrens. Das Festgelände dieses Mannschaftsfahrens befindet sich weiterhin auf dem Areal der Automobile Weiss AG. Damit schliesst sich in der Familie Weiss der Räder-Kreis. Die Automobile Weiss AG wurde nämlich von Grossvater und Ex-Elite-Fahrer Viktor gegründet und wird nun von Vater Roger Weiss geführt. Ob Fabian Weiss eines Tages in den Familienbetrieb einsteigt, ist im Moment kein Thema. Die radsportlichen Taten stehen im Moment im Vordergrund.

Das Thema «Leistungssport» ist in der Familie nicht nur wegen dem Radsportler Fabian, sondern auch wegen dem jüngeren Bruder Cyrill, aktuell. Dieser spielt nämlich recht erfolgreich Volleyball. Volleyball betrieb Mutter Manuela früher. Fabian Weiss kann sich also auch so innerhalb der Familie Rat für den Leistungssport holen. Aus der Familie kommen ja vielleicht auch Tipps für den am Freitag, 30. August, in Rheinfelden beginnenden GP Rüebliland.


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