Theater Magden schreibt Geschichte

  20.08.2019 Magden

Nur noch wenige Eintrittskarten sind erhältlich für das Magdener Freilichtspiel «Deschliken 1437». Das Organisationskomitee und der Theaterverein Magden mit zahlreichen Helferinnen und Helfern feierten am Wochenende Premiere von Roland Grafs historischem Freilichtspiel.

Clara Rohr-Willers

«Grandios, was Magden hier auf die Beine stellt. So etwas ist nicht selbstverständlich und nicht an jedem Ort denkbar», lautete eine Zuschauerstimme nach Ende des Stücks. Spürbare Begeisterung, Ergriffenheit und Respekt vonseiten des Publikums erwarteten die Schauspielerinnen und Schauspieler, das Organisationskomitee und die vielen Helferinnen und Helfer jeweils nach den ersten drei Aufführungen vom vergangenen Wochenende. Der stehende Applaus, die Standing Ovation, nach der Premiere und Uraufführung des Stückes «Deschliken 1437 – Letzte Stunden eines Dorfes» vom Freitagabend war überwältigend und die Erleichterung beim Autor, Regisseur und Schauspieler Roland Graf sowie bei der dreissigköpfigen Theatergruppe greifbar.

Ein Stück über die Magdener Sage über Deschliken
Viel ist nicht bekannt über Deschliken. Nur ein Flurname deutet heute auf die verschwundene Siedlung zwischen Wintersingen (BL) und Magden (AG) hin. Die Sage «Däschlikon und die Gesegnete Eich», von Traugott Fricker und Albin Müller 1987 im Buch «Sagen aus dem Fricktal» publiziert, diente Roland Graf als Basis für sein Theaterstück.

1437 steigt der Holzpreis und mit ihm die Gier in der Bevölkerung, allen voran verkörpert durch Hermann (Ruedi Kaiser). Die Mehrheit im Dorf will den Wald auf dem Halmet fällen und so zu Reichtum gelangen. Ein Machtkampf um die letzten Stimmen beginnt, da der Hügel als Allgemeingut nur bei Einstimmigkeit gerodet werden darf.

Auf dem Halmet wohnen Feen, denen der Protagonist Hans (Erich Schweizer) die eigenen Kinder geweiht hat. Im Wissen um den Nutzen von Bäumen gegen Hangrutsch warnt Hans vor der Rodung und appelliert an die Vernunft der Deschliker. Doch bald werden Zeichen für die Präsenz des Teufels ins Spiel gebracht, bald Vertreter der Kirche gerufen. Nur wenige stehen Hans im Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit zur Seite.

«Alles Chuedung uf däre Weid»
Die Schauspielertruppe, bestehend aus ständigen Mitspielerinnen und Mitspielern beim Theaterverein Magden und Schauspielerinnen und Schauspielern anderer Vereine der Region, spielt das anspruchsvolle Stück souverän. Allein die Tanzchoreographie der bezaubernden Halmetfeen (Angela Vogel, Giulia Kim und Marta Sasse), Frucht einer Zusammenarbeit mit der professionellen Tanzlehrerin Ester Croci-Steiner, ist ein Besuch des Stücks wert. In authentischen Kostümen führen dreissig Schauspielerinnen und Schauspieler das Publikum zurück ins Mittelalter, in dem wenige Autoritäten das Sagen hatten und die Mehrheit der Bevölkerung weder lesen noch schreiben konnte. «E paar Zuefäll dört, e paar schlaui Wort, und alli glaube an Häxerei», bringt es die Figur des Hermann auf den Punkt. Ein Einfaches, die bildungsferne Bevölkerung für seine Zwecke zu instrumentalisieren.

Besonders fallen die weiblichen Hauptfiguren von Anna (Lili Müller), Leni (Klara Sasse) und Elisabeth (Anita Graf-Emmenegger) sowie die beiden männlichen Figuren, Hans (Erich Schweizer) und Hermann (Ruedi Kaiser) auf. Das Publikum kann förmlich aufatmen, wenn Hermann einen seiner Sprüche zum Besten gibt. «Deschlike, Magde, Wintersinge, Maisprach: alles Chuedung uf däre Weid». Die Figur der Leni macht durch ihre widersprüchlichen Gefühle gegenüber Hans eine starke Wandlung durch. Eine schauspielerische Herausforderung, welche die junge Magdenerin Klara Sasse gerne annimmt. Dezent und an den richtigen Stellen setzt dramatische Musik ein. Die professionelle Ton- und Bildtechnik ermöglicht eine maximale Wirkung der schauspielerischen Leistungen.


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