Die Flüchtlinge leben sich langsam ein
14.08.2019 Gipf-OberfrickDie IG Integration in Gipf-Oberfrick unterstützt Flüchtlinge beim Ankommen
Die IG Integration wurde Ende 2015 in Gipf-Oberfrick gegründet. Seither wurden viele Projekte erfolgreich weitergeführt. Manche Dinge haben sich aber auch verändert.
Andrea Marti
Knapp über drei Jahre ist es her, dass die Interessensgemeinschaft Integration (IGI) in Gipf-Oberfrick gegründet wurde. Seither sind Franz Küpfer und Ursula Willenegger mit Herzblut dabei. «Im Kern sind wir etwa 12 Leute», rechnet Ursula Willenegger. Über 70 weitere seien im weiteren Kreis der IGI und engagierten sich ab und zu.
Möglichkeiten, sich bei der IGI zu engagieren, gibt es zahlreiche. Zu Projekten der Gemeinschaft zählt neben dem Gemeinschaftsgarten und regelmässigen geselligen Festen beispielsweise das Gotti-Götti-System, das zum Ziel hat, jedem am Projekt interessierten Flüchtling einen Gipf-Oberfricker zur Seite zu stellen, der da ist, wenn Hilfe gebraucht wird. Der Oberfricker hilft dem Flüchtling dann anzukommen, erklärt Unklarheiten oder zeigt Unbekanntes. Von den zwölf Flüchtlingen in Gipf-Oberfrick hat im Moment fast jeder einen Götti. Durch das Projekt, erzählt Ursula Willenegger, seien auch schon schöne Freundschaften entstanden.
Die «Schule» ist ein Herzensprojekt
Aber auch die «Schule» der IGI ist ein Herzensprojekt der engagierten Gipf-Oberfricker. Die Schule, das sind eineinhalb Stunden Deutschunterricht jeden Dienstagabend im Pfarreigebäude. Freiwillige der IGI lernen in dieser Zeit mit Flüchtlingen und einigen Arbeitsblättern als Hilfe Deutsch. Die Themen sind manchmal grammatikalischer Natur, manchmal geht es darum, den Wortschatz zu erweitern. Oft entwickeln sich aber auch Gespräche, die gar nichts mit dem Deutschlernen zu tun haben. «Das ist aber auch wichtig», findet Franz Küpfer, der sich besonders auch für die Schule engagiert, «denn oft ist das die einzige Möglichkeit für die Flüchtlinge, auf Deutsch ein Gespräch über ein konkretes Thema zu führen.» Und das sei wichtig, um das Kommunizieren auf Deutsch üben zu können. Die Flüchtlinge, die in die «Schule» der IGI kommen, um zu üben, haben ganz unterschiedliche Hintergründe. Einige haben ein abgeschlossenes Studium, andere haben noch nie in einer Schule eine Sprache gelernt. «Das alles unter einen Hut zu bringen ist manchmal schwierig», erklärt Lehrer Franz Küpfer. Deshalb, erzählen die beiden IGI-Initianten, habe man nach einigen wenigen Monaten die Unterrichtsform angepasst. Am Anfang des Projekts «Schule» waren die Kurse aufeinander aufbauend, heute steht jede Lektion für sich allein. Trotzdem ist der Kurs beständig: «Wir machen das wirklich durchgehend», betont Franz Küpfer, «auch in den Ferien, einfach immer, am Dienstag zur gleichen Zeit.»
Grosse Beständigkeit
Wie die «Schule» haben sich auch andere Projekte verändert. Eine Zeit lang, erzählt Ursula Willenegger, habe die IGI intensiv versucht, den Flüchtlingen Praktika zu vermitteln. Der Aufwand war aber gross und zu selten von Erfolg gekrönt. So wurde das Projekt wieder aufgegeben. Die meisten Projekte sind aber bestehen geblieben. Die Feste und auch das Adventsfenster der IGI seien inzwischen fast schon Tradition, freut sich Ursula Willenegger. Franz Küpfer ergänzt: «Das erste Fest ist gelungen. Da haben wir gesagt, das machen wir wieder!» Auch die Garten-Gruppe und der Deutschunterricht werden bleiben. Dass die Projekte bisher so gut funktionieren, führt Ursula Willenegger darauf zurück, dass die IGI sehr anpassungsfähig ist. Ob sich die Bedürfnisse der Besucher oder die Rahmenbedingungen ändern: Die Freiwilligen der IGI finden eine Lösung. Doch nicht nur die gewohnten Projekte bestehen weiter, auch neue sind geplant: «Im September soll eine Schweizerreise stattfinden.» erzählt Franz Küpfer. Dazu fehlen nur noch die Tageskarten der SBB.
Ein bisschen angekommen
Die Freiwilligen der IGI leben seit der Gründung der Gemeinschaft ein wenig mit den Gipf-Oberfricker Flüchtlingen mit. Ursula Willenegger erzählt zufrieden, dass sich einige, die schon länger im Dorf seien, inzwischen eingelebt hätten. «Sie fühlen sich ein wenig zuhause.» Inzwischen, so Willenegger, müsse man sich auch nicht mehr mit Hand und Fuss verständigen, sondern könne sich normal auf Deutsch unterhalten. «Das ist schön zu sehen.» Natürlich haben sich noch nicht alle fertig eingelebt. Es kommen immer wieder neue Flüchtlinge nach Gipf-Oberfrick, andere müssen gehen. Doch unabhängig davon, wer von wo kommt und welchen Hintergrund er hat: Die IG Integration Gipf-Oberfrick ist da, um mit ihren vielen Projekten das Ankommen leichter zu machen.