Sein Feuer brennt für das Wasser

  10.07.2019 Münchwilen, Stein

Christian Wunderlin betreibt eine Surfstation in Stein

Der Fricktaler Christian Wunderlin liebt das Leben sowohl im Ausland als auch in der Schweiz. Bedingung: Das Wasser darf nicht weit sein. Mit seiner Surfstation in Stein hat er sich einen Traum erfüllt.

Janine Tschopp

Einfach, aber sehr zweckmässig und gemütlich sind die Räume in Christian Wunderlins Surfstation eingerichtet. Dutzende Bretter, Paddel, Westen und weitere Utensilien für den Wassersport stehen zur Auswahl. Die Pflanzen im kleinen Garten erinnern an den Süden, und es kommt Ferienstimmung auf. «Das muss sein», sagt Christian Wunderlin, der schon sein halbes Leben in Feriendestinationen gelebt und gearbeitet hat. «If you are not barefoot, then you’re overdressed», steht auf einem Schild neben der Palme mit dem Papageien geschrieben. Wer also nicht barfuss unterwegs ist, ist zu chic gekleidet.

Dann, ein paar Schritte aus dem Haus, könnte man den Strand und das Meer erwarten. Der Rhein ist eine sehr willkommene Alternative für den Globetrotter, der sich auch im Fricktal sehr wohl fühlt.

Auf der ganzen Welt zu Hause
Schon als 18-Jähriger zog es Christian Wunderlin in die Ferne. USA, Südamerika, Asien, Australien: er wollte die Welt entdecken. Sobald er genug Geld gespart hatte, machte er sich wieder auf die Socken. In den letzten 20 Jahren gab es ein spezielles Kriterium, nach welchem Christian Wunderlin und seine Frau Maya die Destinationen wählten: der Ort musste geeignet sein zum Surfen. So bereiste das Paar Surf- und Ferienparadiese wie Mauritius, Kap Verde, Dominikanische Republik, Ägypten und Teneriffa. Christian Wunderlin bereiste diese Länder nicht als Feriengast, sondern arbeitete dort als Surflehrer und teilweise auch als Leiter von Surfstationen. 2015 sind er und seine Partnerin nach einem fünfjährigen Teneriffa-Aufenthalt ins Fricktal zurückgekehrt. «Die Schweiz gefällt uns auch. Wir lieben beides, die Schweiz und das Ausland», betont der Fricktaler.

Am Rheinbord aufgewachsen
Aufgewachsen ist der 49-Jährige, der heute in Münchwilen wohnt, in Stein. Schon ganz früh faszinierte ihn das Wasser. «Wir Kinder waren immer am Rheinbord. Da meine Eltern sich deswegen Sorgen machten, haben sie uns so schnell wie möglich schwimmen beigebracht.» Sport und Bewegung waren für Christian Wunderlin schon als kleiner Bub sehr wichtig. «Ich war ein Wilder und hatte sehr viel Energie», schmunzelt er. «Das geben mir Leute, die mich heute treffen, gar nicht.» Vielleicht ist Christian Wunderlin heute nicht mehr wild, aber dass er viel Energie hat und dass in ihm ein Feuer für seine grosse Leidenschaft brennt, ist deutlich spürbar. «Ich habe in jeder freien Minute Fussball gespielt», erzählt er weiter von seiner Kindheit.

Die Sportart, an die er sein Herz verlor, lernte er erst Mitte zwanzig kennen. Durch seinen Freund Patrick besuchte Christian Wunderlin einen Anfängerkurs im Windsurfen am Gardasee. «Es hatte zwar null Wind, aber ich wusste sofort, das ist mein Ding.»

Vom Partygänger zum Frühaufsteher
Als Christian Wunderlin das Surfen entdeckte, verbrachte er jeden freien Moment auf dem Brett, oftmals auf dem Urnersee. Er wollte in seiner Freizeit keinerlei Termine mehr fixieren, um immer frei zu sein, seiner Leidenschaft nachzugehen.

Wie eine Sucht beschreibt er das Gefühl, beim Surfen auf dem Wasser dahinzugleiten. «Wenn du das einmal erlebt hast, willst du es immer und immer wieder haben.» Definitiv vom Surfvirus infiziert wurde er, als er erstmals das intensive Gefühl nach dem Surfen wahrnahm: «Der Körper fühlt sich durch die Anstrengung zwar erschöpft an, aber man ist zufrieden und voll von Glücksgefühlen.»

Er habe dann, Mitte zwanzig, begonnen, sein Leben zu verändern. Er geht kaum mehr auf Partys, trinkt keinen Alkohol, raucht nicht und sagt von sich, obwohl er noch wenig Fleisch isst: «Ich bin fast ein ‹Körnlipicker› geworden.»

Heute verzichtet Christian Wunderlin gerne ganz auf Partys, um dafür am folgenden Tag fit zu sein und die für ihn schönsten Momente nicht zu verpassen. Am liebsten ist er frühmorgens auf dem Wasser und hautnah dabei, wenn die Sonne am Horizont aufgeht, und ein neuer Tag anbricht. Nicht nur er, sondern auch andere Surflehrer seien abends teilweise richtige «Spassbremsen», um am Morgen vor der Arbeit möglichst früh wieder am Wasser zu sein.

Die Leidenschaft teilen
Die grosse Leidenschaft, welche Christian Wunderlin für den Surfsport entwickelt hat, möchte er mit anderen Menschen teilen. 2016 hat der gelernte Versicherungsfachmann und lizenzierte VDWS-Instruktor (Verband Deutscher Wassersport Schulen) in Stein eine Surfstation gegründet. Dort bietet er Kurse im Windsurfen, Kiten und Stand-Up-Paddling sowie entsprechendes Leihmaterial an. Hier im Fricktal, von Laufenburg bis Rheinfelden, sei der Rhein entspannt und man habe unter anderem ideale Bedingungen für Stand-Up-Paddling Touren. «Es kommt nicht darauf an, wie gut man auf dem Wasser ist. Wenn jemand zurück an Land kommt und zufrieden ist, hat er alles richtig gemacht», ist der angefressene Wassersportler überzeugt. Neben dem Betreiben seiner Surfstation (inklusive Surfshop) ist Christian Wunderlin auch als Badmeister, im Sommer in Möhlin und im Winter in Sisseln, engagiert.

Ist der Weltenbummler nun sesshaft geworden? «Natürlich fehlen mir das Meer und die Wellen, aber mit meiner Surfstation hat sich in den letzten Jahren alles gut entwickelt, und ich fühle mich sehr wohl hier.» stonesurf.ch


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote