«Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man»

  04.07.2019 Fussball, Rheinfelden

Dominik Tanner ist seit einem Jahr Präsident des FC Rheinfelden

Vor einem Jahr hat Dominik Tanner das Amt des FC-Präsidenten übernommen. Es war nicht immer leicht in diesem Jahr, wie er selber zugibt. Beinahe wäre die 1.Mannschaft der Männer in die 4. Liga abgestiegen. Aber den Mumm hat Dominik Tanner deswegen nicht verloren. Denn Fussballpräsident zu sein, sei manchmal wie Fussball auf dem Platz: mal gehe es besser, mal schlechter. Damit müsse man leben können.

Edi Strub

Dominik Tanner ist bloss 200 Meter vom Fussballplatz entfernt aufgewachsen. Schon als drei- oder vierjähriger Knirps durfte er mit aufs Fussballfeld, wenn sein älterer Bruder spielte. Und das hat ihn geprägt. Mit sechs Jahren spielte er selber mit bei den ganz Kleinen. Und dann ging es von Stufe zu Stufe bis er als Verteidiger in der 1. Mannschaft stand. Und seit rund einem Jahr ist der 35-Jährige nun Präsident des FC Rheinfelden.

«Meine Motivation als Präsident ist, den kleinen, jungen Burschen und Mädchen die gleiche Chance zu bieten, die mir geboten wurde: früh mitzuspielen in einer Mannschaft und die Emotionen mitzuerleben, die damit verbunden sind. Sei es nach einem Sieg, sei es nach einer Niederlage.»

Dominik Tanner würde es natürlich gerne sehen, wenn die 1. Männermannschaft wieder in der 2. Liga spielen könnte – wie in der Periode von 2010 bis Sommer 2018 Es ist ihm aber auch wichtig, dass dabei das Eigengewächs zum Zuge kommt. Man suche daher nur in speziellen Fällen ausserhalb von Rheinfelden nach Spielern, auch wenn der eine oder andere vielleicht ein bisschen besser wäre als die Leute aus der eigenen «Schule». «Jeder Junior des FC Rheinfelden soll die Chance haben, als Erwachsener in der 1. Mannschaft mitzuspielen.»

Vorbilder spielen eine grosse Rolle
Seit 14 Jahren gibt es auch Frauen und Mädchen beim FC Rheinfelden: Je eine Frauen-Mannschaften in der 3. und 4. Liga sowie vier Juniorinnen-Teams. Das ist Dominik Tanner sehr wichtig. Hundert Frauen und Mädchen spielen nun im Club. Fussball sei die populärste Mädchensportart geworden, sagt Tanner. Und nun mit den Übertragungen von der Frauen-WM werde das Interesse bei den Mädchen wohl noch zunehmen. «Schade nur, dass sich die Schweizer Nationalmannschaft nicht zu qualifizieren vermochte», sagt Dominik Tanner. Vorbilder spielen für Mädchen und Buben eine grosse Rolle. Während der letzten Männer-WM seien jeden Tag ein paar Neuanmeldungen von jungen Burschen gekommen, die ihren Idolen nacheifern wollten.

Mehrmals in letzter Zeit ist in der Presse über Eltern berichtet worden, die sich mit dem Schiedsrichter anlegen, wenn sie mit einer Entscheidung gegen ihr Kind nicht einverstanden waren. Solche Dinge sind nach Dominik Tanner in Rheinfelden schon länger nicht mehr vorgekommen. Eltern und Zuschauer dürften hier nicht ganz ans Spielfeld herantreten. Es gebe eine Pufferzone von etwa drei Metern. Das mache einen entscheidenden Unterschied. «Es ist bei uns auch klar, dass man seine Kinder zwar anfeuern darf, reinzurufen aber ist verpönt. Taktische Anweisungen sind allein Sache des Trainers.» Die Trainer und Betreuer sind angewiesen, auf diese Dinge zu achten.

Ein Fussballclub ist nach Dominik Tanner auch eine Schule. Die jungen Burschen und Mädchen lernen, Niederlagen zu ertragen und wegzustecken. Und sie lernen, an einem gesteckten Ziel festzuhalten. Zwei Mal pro Woche ist Training und am Wochenende meist ein Match. Und das auch bei Regen und Kälte. «Es gibt schon Kinder, die das nicht schaffen. Aber der Trainer kommt auch und bereitet sich vor. Da kann man das auch von den Spielern erwarten.» Dennoch gäbe es natürlich solche, die zwei Stunden vor dem Training ein SMS schicken und mitteilen, dass sie nicht kommen können. Sie müssten noch für eine Prüfung lernen.

Seit einem Jahr Präsident
Der Aufwand, den der FC Rheinfelden für die Kinder und Jugendlichen treibt, ist sehr gross. Über 40 Trainer und Betreuer stünden drei oder viermal während der Woche im Einsatz. Die meisten ausgebildet. Es sei nicht leicht für ihn als Präsident, alle diese Leute zu finden und zu motivieren. Freiwilligenarbeit ohne eigentliche Bezahlung sei nicht mehr so populär.

Im Winter steckte der FC Rheinfelden mit seiner Mannschaft in einer schwierigen Phase. Nach dem Abstieg aus der 2. Liga vor einem Jahr drohte gleich der nächste Abstieg – in die 4. Liga. «In solchen Situationen kann man sich schon mal fragen, warum mache ich das eigentlich. Alles ging bachab. Die Mannschaft war unter dem Strich, Spieler liefen davon, der Trainer musste ausgewechselt werden.» Am Ende ging dann aber alles gut. Die 1. Mannschaft vermochte sich zu retten und hat nun die Chance, sich wieder hochzuarbeiten. Ziel ist die 2. Liga. «Der Fussballclub einer so grossen Stadt sollte eigentlich dort sein», sagt Dominik Tanner. Trotzdem hält der FC-Präsident Dominik Tanner an seiner Philosophie fest: die Spieler der 1. Mannschaft sollen aus dem eigenen Reservoir kommen, man mache keine Zukäufe, um besser zu sein.


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