Vom Vatikan auf den Campingplatz in Frick

  05.06.2019 Frick

Der Fricktaler Fabian Benz suchte immer wieder etwas Neues

Hellebardier der Schweizer Garde im Vatikan, Offsetdrucker, Büroangestellter, Securitaswächter und nun Campingplatzbetreiber. Fabian Benz hat schon vieles gemacht. Er ist nicht einer, der für immer da bleibt, wo er einmal ist. Er suchte in seinem Leben immer wieder Neues. Als Mitbesitzer und Mitbetreiber des Campingplatzes Frick hat er nun aber etwas gefunden, woran er auf lange Sicht festhalten will.

Edi Strub

Als die neue Fricktaler Zeitung auf dem Campingplatz in Frick vorbeischaut, hat Fabian Benz gerade eine Auszeit. Am Montagnachmittag ist der Campingplatz geschlossen, sonst ist er immer offen. Von acht Uhr morgens bis um zehn Uhr abends. Und dies während der ganzen Woche an allen sieben Tagen. Es ist ein anstrengender Job für die beiden Inhaber. Fabian Benz hält Toiletten und Waschräume sauber, empfängt an der Rezeption die Gäste und serviert über Mittag und am Abend das Essen im kleinen Restaurant. Sein Partner Roger Mösch steht derweil in der Küche. Fünf Tage in der Woche gibt es ein Menü für 17.50 Franken. Abends und am Wochenende bestellen die Gäste ab Karte.

Mit dem Campingplatz ist für Fabian Benz ein grosser Traum in Erfüllung gegangen: etwas Eigenes zu haben, selber zu entscheiden, selber zu gestalten. Und nicht zuletzt: einfach wieder mal etwas Neues machen, das man noch nie getan hat. Während Jahren hatten er und sein Partner Roger Mösch diskutiert, ob das etwas für sie wäre, den Campingplatz von Roger Möschs Eltern zu übernehmen. Den Eltern von Roger Mösch fiel es aber nicht leicht aufzuhören und so verzögerte sich die Sache. Letztes Jahr war es aber soweit. Die erste Saison sei super gelaufen, sagt Fabian Benz. Der Sommer war warm und schön – richtiges Campingwetter eben. Und am Ende des Jahres stimmte dann auch die Rechnung. «Wir können gut leben von diesem Campingplatz. Aber wir müssen auch hart arbeiten. Nicht zuletzt auch körperlich», sagt Fabian Benz. «Zuvor sass ich während 95 Prozent der Zeit auf einem Bürostuhl in der Notaufnahme im Spital in Liestal, nun ist es umgekehrt: Während 95 Prozent der Zeit stehe ich auf den Beinen.» Fabian Benz hat viele Freunde auf dem Campingplatz. Die meisten haben einen festen Platz, einige wohnen sogar das ganze Jahr über in ihren Campern und Zelten. «Es ist ein bisschen wie in einem Dorf. Man kennt sich, schwatzt miteinander und bittet seine Nachbarn auch mal um Hilfe, wenn es beispielsweise etwas zu installieren gilt.» Das ist für Fabian Benz auch die Qualität dieses Arbeitsplatzes. Er sei alles: Putzmann, Rezeptionist, Kellner, Rechnungsführer, Touristenberater und manchmal sogar Seelsorger.

Schon einiges erlebt
Fabian Benz hat schon viel gemacht in seinem Berufsleben. Angefangen hat es mit einer Lehre als Offset-Drucker. Das habe ihm gar nicht gefallen. «Ich musste mich durchbeissen, aber ich habe es am Ende geschafft.» Nach der Lehre arbeitete er nur noch einen Monat als Drucker, dann hatte er genug. Einer der nächsten Jobs war dann ein ganz anderer. Ein Freund von der Guggenmusik in Laufenburg erzählte ihm von seiner Zeit als Gardist im Vatikan. Das war für den jungen Mann wie eine Erleuchtung. Schnell entschlossen fuhr er zur Rekrutierungsstelle in Neuhausen und wurde angenommen. Und so war er miteins Beschützer seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. Mit der Hellebarde in der Hand, den Blick ruhig nach vorn gerichtet. Der junge Söldner war beeindruckt von der Atmosphäre. «Schon als Kind hatte ich davon geträumt, einmal auf einem Schloss zu leben. Nun war ich da. Im Palast des Heiligen Vaters im Vatikan.»

Etwas Neues erleben
Das Leben im Vatikan habe ihm gefallen. Er war in Rom in Italien, nicht mehr in im Fricktal im Aargau. Endlich weg von zu Hause, obschon ihm die Eltern eine gute Kindheit bescherten, wie Fabian Benz betont. «Aber ich wollte einfach mal etwas Neues, noch Unerprobtes machen.» Im Vatikan habe es wunderbare Gärten, einen Fitnessraum und vieles mehr. Während seiner Freizeit habe er auch in den Ausgang gehen dürfen. Einzige Bedingung: der junge Hellebardier musste um zehn wieder zu Hause sein. Später dann hatte er bis Mitternacht Ausgang.

Nach zwei Jahren wollte der junge Mann dann aber doch wieder etwas Anderes machen. Eine Zeitlang war er bei der Securitas im Wachtdienst, dann während zehn Jahren im Spital im Büro. Nun habe er mit der Übernahme des Campingplatzes zusammen mit seinem Partner eine neue, spannende Aufgabe gefunden. Es sei anspruchsvoll und anstrengend bloss zu zweit ohne Angestellte. Aber das sei ein Preis, den er für die neugewonnene Freiheit und Selbstständigkeit zu zahlen bereit sei. Die Belohnung komme dann im Winter, wenn der Campingplatz nur für die «Festen» offen sei. Auch da gebe es natürlich Arbeit. Aber diesen Winter hätten sie immerhin Zeit gefunden, für zwei Monate nach Australien zu reisen und selber Campingferien zu machen. Zum Teil einfach als Touristen, zum Teil aber auch, um für den eignen Betrieb hinzuzulernen.


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