Vom Nordwesten in den Nordosten

  12.06.2019 Frick

Ausflug der Frauen-Lesegruppe nach Schaffhausen

«Lappi tue d’Auge uf, staat am Schaffhuuser Tor», das ist ein stehendes Sprichwort in vielen Familien, wenn man etwas suchte, obwohl es just in der Nähe lag. Wie erstaunt war man dann später, wenn man den Spruch in Wirklichkeit am Schwabentor in Schaffhausen entdeckte.

Am letzten «Lesedienstag» vor den Sommerferien haben die Teilnahmerinnen der Frauen-Lesegruppe der reformierten Kirchgemeinde Frick den Vers zwar nicht gesehen, aber sie haben die Schönheiten dieser nordostschweizerischen Stadt bei heissem Wetter in vollen Zügen genossen.

Auf dem grossen «Herrenacker», dem mittelalterlichen Marktplatz von Schaffhausen, erwartete sie «Brunhilde von Wunderstätten», die Krämerin und Frau des Zunftmeisters Matthias von Wunderstätten und machte mit ihnen eine anderthalbstündige Zeitreise durch die Stadt. Theatralisch versetzte sie die Leserinnen knapp fünfhundert Jahre zurück, ungefähr ins Jahr 1540, erzählte vom guten Quellwasser, das die Frauen an den grossen Stadtbrunnen schöpften, von Einschränkungen der Lustbarkeit, welche die Reformation den Bürgern auferlegte, aber auch von Verbesserungen der Hygiene – dass es zum Beispiel endlich verboten wurde, die Nachttöpfe auf die Strassen zu schütten. In ihrem Deckelkorb hatte sie verschiedene Dinge, die sie verkaufte: Eine kostbare Spitze zeigte, dass Schaffhausen mit der Stadt St. Gallen Handel trieb und ein feines seidenes Taschentuch wies die damalige Kaufmannstätigkeit sogar bis nach Genua. Schöne Hausfassaden und Erker erzählten vom frühen Reichtum der Stadt und die astronomische Uhr am Frontwagturm liess erkennen, wie wichtig das Auf- und Absteigen des Mondes und der Tierkreis für die damaligen Bauern und ihre Kulturen war. Im Kräutergarten des ehemaligen Klosters zu «Allerheiligen» hatten die Benediktiner Mönche mit ihrer Kenntnis der Heilkräuter bei vielen Gebresten Abhilfe schaffen können. Fazit des Rundgangs mit der freundlichen Krämerin: «Bewundernswert dieses Leben in der mittelalterlichen Stadt – aber wir sind doch froh, dass wir im 20. Jahrhundert geboren sind!» (sag/)


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